Monatsarchiv für Februar 2008

New York Independant & Investigator: Explosion der USS Maine im Hafen von Havanna (15. Februar 1898)

Freitag, den 15. Februar 2008

The New York Independent, 16.02.1898, Frühausgabe:
USS Maine im Hafen von Havanna explodiert – 260 Tote Seemänner – Ursache unklar!

The New York Investigator, 16.02.1898, Abendausgabe:
Bombe zerstört USS Maine und reist amerikanische Seeleute in den Tod

The New York Independent, 17.02.1898, Frühausgabe:
Spanische Mine oder Torpedo tötet 266 amerikanische Helden – Gibt es jetzt Krieg?

The New York Investigator, 25.02.1898, Frühausgabe:
Spanien dementiert feigen Anschlag – Wie ist unsere Antwort? – Rache für die Maine?

Die USS Maine im Hafen von Havanna

The New York Independent, 27.02.1898, Abendausgabe:
Das Maß ist voll! – Spanier schlachten Freiheitskämpfer in Kuba ab – Bürger fordern Rache!

The New York Independent, 18.03.1898, Frühausgabe:
Regierung bestätigt: Es waren die Spanier! – Folgt die Kriegserklärung?

The New York Investigator, 24.03.1898, Frühausgabe:
Die Welt fordert den Krieg gegen Spanien! - Denkt an die Maine – Zur Hölle mit Spanien!

The New York Independent, 02.04.1898, Frühausgabe:
Regierung bestätigt: Es waren die Spanier! – Folgt die Kriegserklärung?

The New York Independent, 23.04.1898, Abendausgabe:
Endlich! Spanien hat uns den Krieg erklärt – Keine Gnade mit den Schlächtern von Kuba!

Bei der Explosion der USS Maine im Hafen von Havanna am 15. Februar 1898 kamen 266 amerikanische Seeleute ums Leben.
Durch das Ereignis wurde ein Stein ins Rollen gebracht, der letztendlich zum Spanisch-Amerikanischen Krieg führen sollte.
Bis heute ist nicht sicher geklärt, was die Explosion an Bord der USS Maine verursachte, auch verschiedene Untersuchungen neueren Datums weisen in unterschiedliche Richtungen.
Für die amerikanische Öffentlichkeit schien es aber recht schnell eindeutig zu sein, dass die USS Maine einem Angriff der Spanier zum Opfer fiel. Titelseite der New York WorldDer Hintergrund dazu ist der spanisch- amerikanische Konflikt um die spanischen Kolonien in Kuba, Puerto Rico, Guam und den Philippinen.
Die Explosion der Maine wurde vor allem in den Tageszeitungen von Joseph Pulitzer (The New York World) und William Randolph Hearst (New York Journal) propagandistisch hochgespielt. Dabei zielten die beiden in erster Linie auf eine Steigerung der Auflage (was vor allem Hearst mit einer Steigerung von 70.000 auf über 1 Million gelang) und nutzen dafür auch skrupellos Halbwahrheiten und erfundene Ereignisse aus.
So berichteten beide Zeitungen von Gräueltaten der Spanier an der kubanischen Bevölkerung, die in diese Form nicht stattgefunden haben. Nach und nach schaukelte sich so die anti-spanische Stimmung hoch und am Ende bekamen die beiden Zeitungsverleger ihren Willen. Wie sehr Pulitzer und Hearst auf einen Krieg abzielten, lässt sich durch die Aussage Hearsts „You furnish the pictures. I’ll furnish the war“ belegen. Diese Aussage war an seinen Korrespondenten in Kuba gerichtet. Dieser solle die Bilder machen, Hearst werde schon für den Krieg sorgen.
Die amerikanische Regierung schließlich stellte am 19. April 1898 ein Ultimatum an Spanien, Kuba zu räumen und an die USA abzutreten. Die Reaktion auf dieses Ultimatum war die spanische Kriegserklärung.
Der US-Regierung kam der Krieg aber auch nicht ungelegen, da man sich schon seit längerem mit der Absicht trug, die spanischen Kolonien in der Karibik und dem Pazifischen Ozean zu übernehmen und außerdem den seit 30 Jahren andauernden Unabhängigkeitskampf Kubas von Spanien unterstützte. Titelseite des New York Journal
Der Krieg, der sich nach einem Zusammenstoß zweier Flotten vor den Philippinen fast auch noch zu einem Krieg zwischen dem Deutschen Reich und den USA ausgedehnt hätte, dauerte bis zum August 1898 und endete mit der Zerstörung der zwei wichtigsten spanischen Überseeflotten.
So musste Spanien im Frieden von Paris Puerto Rico, Guam und die Philippinen an die USA abtreten und verlor somit bis auf einige wenige Besitzungen in Afrika fast allen kolonialen Besitz. Der spanische Abstieg von der Weltmacht zur regionalen Mittelmacht, der bereits im 17. Jahrhundert begonnen hatte fand im Spanisch-Amerikanischen Krieg seinen Abschluss.
Für die USA kennzeichnete der Krieg den Beginn einer offensiven Weltpolitik.
Kuba wurde formal unabhängig, war aber de facto an die USA gebunden.
Die Propagandaschlacht der Tageszeitungen Hearts und Pulitzers begründete den noch heute für die unseriöse Boulevardpresse gebräuchlichen Namen der „Yellow press“, abgeleitet aus dem gelblichen Zeitungspapier auf dem die Blätter gedruckt waren und dem in beiden Tageszeitungen veröffentlichten Comic-Strip „Yellow Kid“.

Fritsche Closener, Strassburgische Chronik: Judenpogrom in Straßburg (14. Februar 1439)

Donnerstag, den 14. Februar 2008

Do man zalte MCCCXLIX jor, do wurden die Juden zu Strasburg verbrent in eime kirchof uf eime hultzinen geruste, an sante Feltins tage; der viel des jores uf einen samesdag. Su wordent ouch des selben jores verbrant in allen steten uf deme Rine, es werent frie stette, oder des rieches, oder anderre herren. Dax geschach darumbe: man ziech su, su bettent brunen un andere wassere entsufert mit vergift. In etlichen steten brante man su mit urteil; in etlichen stieszent su die huser an mit fure, do su inne worent, un brantent sich selben. Do kam man zu Strosburg des uberein, daz in hundert joren kein Jude do solte geseszen sin.

Fritsche Closener, Strassburgische Chronik in: Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart (Bd. 1), Stuttgart, 1843 (nicht fiktiv)

Häufig in ihrer Geschichte mussten die Juden als Sündenböcke herhalten, wenn Dinge geschahen, die den einfachen Menschen unerklärlich erschienen. Verbrennung von Jueden während den Pogromen von 1439
So kam es auch zum Judenpogrom am Valentinstag 1349 in Straßburg, bei dem über 2000 Juden ermordet wurden.
Seit ungefähr zwei Jahren raste der Schwarze Tod durch Europa und raffte große Teile der Bevölkerung dahin. Da man keine Erklärung für diese Krankheitswelle hatte, begann man, den Juden nachzusagen, sie hätten die Brunnen vergiftet.
Vor diesem Hintergrund kam es zu schweren Judenpogromen in ganz Europa, beginnend 1348 in Savoyen, wo man unter Folter erpresste „Geständnisse“ von Juden zum Anlass nahm, viele jüdische Bürger zu töten. Schnell breitete sich die Welle der Judenpogrome aus, im Januar 1349 in Basel und im Februar desselben Jahres schließlich auch in Straßburg.
Dort hatte der Magistrat der Stadt zunächst noch versucht, die Juden zu schützen, musste sich am Ende aber dem Druck der Zünfte und vieler Einwohner beugen und duldete das nun folgende „Valentinstagsmassaker“ an der jüdischen Bevölkerung.
In Wirklichkeit standen hinter der Tat aber wohl vor allem wirtschaftliche Interessen. Viele der führenden Aufrührer hatten sich in der Vergangenheit besonders hoch bei Juden verschuldet und sahen nun eine Möglichkeit, sich dieser Schulden zu entledigen.
So wurde das Vermögen der Juden Straßburgs in der Folge unter den Zunftmitgliedern verteilt und manch ein Handwerker konnte sich daran massiv bereichern.
Auch der Straßburger Rat, sicherte sich große Teile des Vermögens und wurde so zum Nutznießer des Massenmordes.
In den nächsten Monaten setzte sich der Völkermord in vielen Städten, vor allem entlang des Rheines fort. In Mainz, wo zu dieser Zeit sogar die größte jüdische Gemeinde Europas lebte, sahen die jüdischen Bürger keine andere Möglichkeit mehr, als sich in ihren Häusern selbst zu verbrennen. Auch die Juden in Städten wie Freiburg, Köln, Brüssel, Antwerpen um nur einige Orte zu nennen blieben von Massakern nicht verschont.

Ein Bibliophiler: Geburt Hartmann Schedels (13. Februar 1440)

Mittwoch, den 13. Februar 2008

Jedes Mal, wenn ich das Faksimile dieser Inkunabel aus dem Regal hervorziehe taucht vor mir eine vollkommen andere Welt auf. Das Mittelalter wird ganz plötzlich wieder lebendig. Stadtansichten laden ein, zum Eintauchen in die verwinkelten Gässchen und die kleinen Handwerksstuben, das bunte Treiben eines Markttages. Bild einer alten Bibliothek
Dieses Vergnügen verdanke ich in erster Linie Hartmann Schedel und seiner eindrucksvollen Weltchronik. Er fängt die Stimmung seiner Zeit auf brillante Weise ein und schafft so ein lebendiges Bild seiner Gegenwart.
Wenn es nach mit ginge würde ich mich ja um eines der wenigen noch verbliebenen Originale bemühen, sofern eines auf den Markt kommt, vielleicht bei einer Versteigerung oder durch einen Zufall, doch leider wird dies wohl meinen finanziellen Spielraum um ein Vielfaches übersteigen, schließlich möchte ich mich mit nichts weniger als einer gebundenen und kolorierten Originalausgabe zufrieden geben.

1493 veröffentlichte der Nürnberger Hartmann Schedel eine Weltchronik in deutscher und lateinischer Sprache. Bei Anton Koberger wurden etwa 2000 Exemplare der so genannten Schedelschen Weltchronik gedruckt.Die Darstellung Jersualems in der Schedelschen Weltchronik Rund 1400 Exemplare der Ausgabe in lateinischer Sprache und 700 Exemplare der deutschsprachigen Ausgabe. Die Chronik umfasst 1804 Holzschnitte, die sich zum Teil wiederholen. Die Holzschnitte umfassten Stadtansichten, Karten und Illustrationen, die in der Werkstatt des Künstlers Michael Wolgemut hergestellt wurden. An den Arbeiten beteiligt war auch dessen Schwiegersohn Wilhelm Pleydenwurff, bei dem bis 1490 Albrecht Dürer in die Lehre gegangen war, sodass vermutet wird, dass auch Dürer an den Illustrationen der Weltchronik beteiligt war. Am Ende der Chronik befindet sich eine Karte, die im Allgemeinen als die erste gedruckte Deutschlandkarte bezeichnet wird, aber nicht nur deutsche, sondern darüber hinausgehende Gebiete umfasst. Schedelsche Weltchronik: Konstantinopel
Der Preis für ein Exemplar lag zwischen drei und acht Gulden, je nachdem ob die Chronik ungebunden, gebunden oder gebunden und koloriert verlangt wurde. Bis heute haben sich nur wenige kolorierte Exemplare der Schedelschen Weltchronik erhalten.
Die Schedelsche Weltchronik ist ein bedeutendes Zeugnis der Ende des 15. Jahrhunderts noch jungen Buchdruckerkunst. Es handelt sich um das erste weltliche Buch, das in derart aufwändiger Weise gestaltet wurde. Bisher waren nur die Bibel und verschiedene liturgische Drucke derartig gestaltet.
Eine Besonderheit der Chronik ist auch das Fehlen jeglicher Erwähnung Amerikas, obwohl Schedel mit großer Sicherheit davon gehört haben dürfte.
Ihr Initiator Hartman Schedel wurde am 13. Februar 1440 in Nürnberg geboren. Hartmann wurde nach dem Verlust seiner beiden Eltern von seinem deutlich älteren Vetter Hermann Schedel erzogen. Mit 16 Jahren nahm er ein Studium an der Universität in Leipzig auf. Schließlich promovierte er 1966 in Padua. Anschließend kehrte er nach Nürnberg zurück und ließ sich in den 1470er Jahren als Arzt in Nördlingen nieder. In den 1480ern kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er zu den wohlhabendsten Bürgern der Stadt zählte.
Die Entstehung der Weltchronik ist verschiedenen Nürnberger Bürgern zu verdanken, zum einem dem Initiator Hartmann Schedel, der über eine große Privatbibliothek verfügte, zum anderen einige potente Geldgeber, um das kostspielige Projekt finanzieren zu können.
Aus den Abrechnungen geht hervor, dass sich Kunden für den Druck in Städten wie Florenz, Mailand, Genua, Paris, Lyon, Prag und Krakau fanden, ebenso wie in der näheren Umgebung Nürnbergs wie zum Beispiel in Augsburg, Ingolstadt und München.

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