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Anonym: Reichstagsbrand (28. Februar 1933)

Mittwoch, den 27. Februar 2008

Es brennt! Es brennt! Ich sehe den Schein der Flammen, das Leuchten, die Wärme. Ist das nicht wunderbar? Ach wie herrlich es lodert! Da, ich höre ein Fenster zerspringen – klirr – noch eins – klirr, klirr, jetzt gleich zwei! Hah!
Und das Knarzen des Gebälks, wie ein Schrei des Holzes, dass sich nicht mehr gegen die Hitze, gegen diese wunderschön lodernden Flammen wehren kann!Reichstagsbrand am 28. Februar 1933
Bald wird noch mehr brennen, hier in Deutschland, noch mehr Scheiben werden klirren und nicht nur das Holz wird schreien, nein auch die Schreie der Menschen werden durch die Straßen gellen.
Ich höre sie schon. Sie schreien. Sie schreien immer lauter – wie der Stein, der birst in diesem Gebäude.
Es brennt!
Ist sie nicht wunderbar, diese Wärme, diese Hitze, die von da drüben ausgeht?
Und diese Flamme wird das ganze Reich erfassen.
Bald werden auch die Feinde Deutschlands brennen.
Ich habe es begonnen und es wird erst enden, wenn keiner mehr da ist, keiner, der uns ein Feind ist!
Ja, auch sie werden brennen!
Ich, ich, ich – ja, ich gebe den Auftakt.
Und der arme Tropf, den sie dafür anklagen werden! Hah! Ich habe kein Mitleid. Es trifft sicher schon den richtigen.
Alles zum Wohle des Vaterlandes. Ein Feuerchen, das Reich zu nähren.
Klirr, da ist es wieder, das Zerbersten der Fensterscheiben. Hach ist das nicht wunderbar?
Bald werden sie büßen! Die Kommunisten! Ich habe dafür gesorgt! Für das Vaterland! Das Vaterland muss brennen vor Hass gegen alle Feinde.
Klirr, Klirr, Klirr. Wie herrlich, diese Hitze! Spürt IHR SIE AUCH?
Es brennt! Wie schön. Aber nun ist es soweit, ich muss den Verdacht auf andere lenken. Habe mich lange genug ergötzt an diesem wunderbaren Anblick!

Feuer, Feuer, Feuer!!!
Schnell! Der Reichstag brennt! Schnell der Reichstag brennt!
Die Kommunisten waren es, ja ich habe gesehen! Die Kommunisten waren es!

In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 brannte in Berlin das Reichstagsgebäude.
Marinus van der Lubbe Noch am Ort des Geschehens wurde der junge Kommunist Marinus van der Lubbe festgenommen.
Die Täterschaft des damals 24 jährigen Niederländers war und ist umstritten, zumal die Nationalsozialisten den Brand des Reichstags zum Anlass nahmen noch am 28.2. die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat durch Reichspräsident Hindenburg zu erwirken.
Durch diese wurden viele Bürgerrechte radikal beschnitten so z.B. das Recht zur freien Meinungsäußerung und die Pressefreiheit. Die Verordnung, die einen weiteren Schritt zu Hitlers kompletter Machtergreifung bedeutete, bildete auch eine der Grundlagen für die Gleichschaltung und Zentralisierung des Deutschen Reiches.
Darüber hinaus diente sie als Vorwand, gegen die deutschen Kommunisten, deren Reichtagsmandate nur wenige Tage nach dem Erlass der Verordnung ungültig wurden, und andere missliebige politische Gruppierungen, vorzugehen,
Eine Erweiterung der Verordnung führte in der Folge zur weiteren Einschränkung der Grundrechte, am Ende zu ihrer gänzlichen Untergrabung.
Der Brand des Reichstags kam, wie sich leicht sehen lässt, den Nationalsozialisten sehr gelegen – und somit läge es nahe, van der Lubbe nur als Opfer zu sehen.
So war dies auch bis in die 60er Jahre hinein die vorherrschende Meinung der deutschen Geschichtsforschung.
In der Folge kamen aber auch diverse Historiker zu der Schlussfolgerung, van der Lubbe könnte doch ein Einzeltäter gewesen sein, was in den Jahren danach zu einer deutlich emotional geprägten Debatte führte.
Bis heute ist die Diskussion über die Täterschaft noch nicht beendet und die Theorien, die für eine Brandstiftung der Nationalsozialisten sprechen sind im Ergebnis nicht stichhaltiger als die, die die Täterschaft van der Lubbe zusprechen.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob man durch weitere Untersuchungen zu einem eindeutigen Ergebnis kommen kann, oder ob die Frage nach dem Brandstifter des Reichstags für immer ein Rätsel der Geschichte bleiben wird.

Ein Feiernder: Litauen stimmt in einem Referendum für die Unabhängigkeit von der Sowjetunion (9. Februar 1991)

Samstag, den 9. Februar 2008

Das Landeswappen LitauensFreiheit! Freiheit! Wir haben das Sowjetjoch abgeworfen. Endlich. Heute wird gefeiert.
Die Jahre der Unterdrückung, die Jahrzehnte der Demütigung unter den Diktatoren des Sowjetregimes sind bald vorbei.
Nie wieder Kommunismus. Nie wieder Gesinnungsfolter! Nie wieder Unterdrückung!
Es ist Zeit zu feiern. Heute machen wir den Tag zur Nacht.
Nach diesem Referendum wird alle Welt unseren langgehegten Wunsch nach Freiheit akzeptieren.
Wir haben keine Angst mehr vor den Sowjets, vor Moskau. Nie wieder einen Blutsonntag. Auch ein weiterer Putschversuch wird uns nicht wieder unter das sozialistische Joch zwingen.
Sollen sie nur kommen. Wir haben uns entschieden. Es gibt kein zurück. Vilnius und unser ganzes Land wählt die Freiheit.

Am 9. Februar 1991 entschieden sich die Bürger Litauens, mit einer Mehrheit von 90,5%, für eine Unabhängigkeit von der Sowjetunion.
Ein halbes Jahrhundert hatten die Bürger des Landes die Unterdrückung durch Nazi-Deutschland und die Sowjetunion erdulden müssen.
Dem Referendum zur Unabhängigkeit vorausgegangen waren ein Jahr zuvor die ersten freien Wahlen seit der Besetzung durch die Sowjetunion. Diese hatte bereits die Freiheitsbewegung „Sajudis“ für sich entscheiden können. Kranzniederlegung anlässlich eines Jahrestags des Vilniusser Blutsonntags durch Staatspräsident Valdas Adamkus
Noch im Januar 1991 hatten aber kommunistische Kräfte versucht mit einem Putsch das Land wieder unter ihre Diktatur zu zwängen. Der Putschversuch gipfelte im Vilniusser Blutsonntag, bei dem mehr als ein Dutzend Menschen von den Putschisten ermordet und weit mehr als 1000 schwer verletzt wurden.
Mit dem Referendum war die Freiheit aber noch nicht endgültig gewonnen. Der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow erkannte die Unabhängigkeit nicht an.
Einheiten der OMON, einer Spezialeinheit der russischen Milizstreitkräfte, griffen litauische Grenzposten an und töteten mehrere Grenzer. Ein offener Krieg drohte, konnte aber noch verhindert werden.
Erst im August, nachdem reaktionäre kommunistische Putschisten auch in Moskau versucht hatten Michail Gorbatschow zu stürzen und seine Reformen (vor allem die durch Perestroika und Glasnost errungenen Fortschritte) rückgängig zu machen, wurde Litauen von der Welt als unabhängig anerkannt.
Litauens Weg nach Westen, der im NATO- und EU-Beitritt 2004 mündete, hatte begonnen.