Archiv der Kategorie ‘Französische Geschichte‘


Lucas Matthias Ackermann, Schüler: Friede von Badajoz (6. Juni 1801)

Samstag, den 6. Juni 2009

Orangen-Krieg, ein Krieg nach einer Orange zu benennen, seltsam.
Ging es um einen Orangenbaum oder um eine Lieferung Orangen vielleicht, gar nur um eine einzige Frucht?
Mit dem Orangen-Krieg kann ich nichts anfangen. Von Tomaten-Schlachten habe ich schon einmal gehört, irgendwo in Spanien, in der Gegend von Valencia beschmeißen sich die Leute einmal im Jahr mit Tomaten – auch sehr sinnvoll…


Vielleicht ist das mit dem Orangen-Krieg so etwas ähnliches.
Mein Geschichtsbuch gibt nichts dazu her und morgen muss ich das Referat halten. Herr Meier wird mir endgültig die 5 reindrücken, wenn ich nicht irgendwas habe, was ich ihm erzählen kann. Orangen-Krieg…
Mal schauen, was Google dazu hergibt. Wozu haben wir schließlich das Internet. Nur noch ein bisschen umschreiben und dann wird es wohl für 15 Minuten Vortrag reichen.

Hm, fertig. Ist ja doch was ganz anderes als ich dachte. Da hat sich doch niemand mit Orangen beworfen. Schade eigentlich, hätten die anderen morgen wenigstens was zu lachen gehabt. Aber ist doch ziemlich trocken. Geschichte halt, ich weiß schon, warum ich das Fach nicht leiden kann. Aber wenn ich eine fünf kriege, macht mir meine Mutter die Hölle heiß… So wird es schon passen, Herr Meier soll bloß nicht rummeckern! Immerhin habe ich meine wertvolle Freizeit für diesen Kram geopfert…

Der Orangen-Krieg, von dem oben die Rede ist, war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Portugal und Spanien, das von Frankreich unterstützt wurde, zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Beendet wurde der Orangen Krieg mit dem Frieden von Badajoz, der am 6. Juni 1801 geschlossen wurde. Der Friede von Badajoz bedeutete für Portugal den Verzicht auf die Stadt Olivenza in der Region Extremadura, die Schließung der Häfen für englische Schiffe und die Zahlung von 25. Millionen Franken, außerdem wurde ein Teil Brasiliens an Frankreich abgetreten.

Der Orangen-Krieg war im Frühjahr des Jahres 1801 ausgebrochen, als französische Truppen Portugal erreichten, wo sie ab dem 20. Mai von spanischen Streitkräften unter der Führung von Manuel de Godoy verstärkt wurden. Franzosen und Spanier fügten Portugal beim Kampf um die Grenzstadt Olivenza eine vernichtende Niederlage zu, die zum Frieden von Badajoz führte.
Insgesamt währte der Orangen Krieg nur 18 Tage.
Seinen Namen erhielt dieser Krieg auf Grund folgender Anekdote:
Der Spanier Manuel de Godoy soll, nachdem er Olivenza eingenommen hatte, in der Nähe der Stadt Orangen gepflückt haben, die er der spanischen Königin mit dem Hinweis, bis nach Lissabon vordringen zu wollen, schickte.
Grund für diese Auseinandersetzung war die Aufforderung Napoleon Bonapartes an Portugal gewesen, seine Allianz mit England aufzukündigen, an der Seite Frankreichs in den Krieg gegen England einzutreten und außerdem seine Häfen für englische Schiffe zu sperren. Als Portugal dieser Aufforderung nicht nachkam, wurden französische Truppen in Richtung Portugal auf den Weg geschickt.
Hintergrund von Napoleons Forderung war ein geheimer Vertrag zwischen Spanien und Frankreich, in dem sich Spanien verpflichtet hatte, Portugal den Krieg zu erklären, sollten die Portugiesen ihre Allianz mit England nicht aufzugeben. Auf diese Weise sollte ein möglicher Gegner Frankreichs von vornherein geschwächt werden.
Insgesamt ist der so genannte Orangen-Krieg als ein Vorgeplänkel zu den Napoleonischen Kriegen zu sehen, besonders zu Napoleons Feldzug über die Iberische Halbinsel (1807-1814).

Erinnerungen einiger Soldaten: Gründung der Fremdenlegion (10. März 1831)

Mittwoch, den 11. März 2009

Reto Grossniklaus aus der Schweiz im August 1833:
Endlich, bin ich frei, sehe ich etwas von der Welt und kann den Zwängen meiner Familie entfliehen. Jeden Tag Kühe melken, Schweine füttern und den Stall ausmisten, dazu immer meinen älteren Bruder vor der Nase, der mich herumkommandieren darf.
Damit ist es nun endgültig vorbei! Ich werde die Welt entdecken, Afrika, Welt – ich komme!

Jan de Haap aus den Niederlanden im November 1910:
Ich werde kämpfen bis zum Umfallen, ganz egal wo und gegen wen. Drill und Pein ist dabei nur nebensächlich, denn ich muss meine Schuld, meine schreckliche Schuld abtragen. Der Kampf, das Gefecht, Blut und Schmerz werden mir dabei helfen.
Weit weg von zu Hause muss es gehen, weit weg von allem, von der Erinnerung, vor allem von der Erinnerung. Hier halte ich es nicht länger aus, jede Straße, die Wohnung, das Schlafzimmer überall werde ich erinnert, die grausigen Bilder kommen immer wieder und lassen mich nicht in Ruhe. Ich muss hier weg, schnell, sonst werde ich verrückt. Im Kampf habe ich eine sinnvolle Beschäftigung, die mir keine Zeit geben wird nachzudenken, zu grübeln, mich zu erinnern. Worauf also warten, ich packe meine wenigen Habseligkeiten in den kleinen Koffer und breche noch heute auf.

Peter Berger aus Deutschland im Mai 1998:
Rückblickend muss ich sagen, dass die Fremdenlegion meine Rettung war. Ich wusste nicht mehr wohin oder an wen ich mich wenden sollte, denn überall drohte meine Verhaftung, immerhin war gegen mich der Vorwurf erhoben worden, ich hätte meinen Bruder erschlagen. Da kam die Fremdenlegion gerade recht!
Weg aus Deutschland, weg von hier wo mich jeder schief angeschaut hat, immer mit dem Hintergedanken, ich wäre ein Mörder. Jetzt, zehn Jahre später bin ich zurück und kann wieder in Ruhe hier leben, denn es hat sich alles aufgeklärt. Der wahre Mörder meines Bruders ist gefasst und alle Vorwürfe gegen mich wurden zurückgenommen.

Der französische König Ludwig Philipp I. erließ am 9.März 1831 das Gesetz zur Gründung der Fremdenlegion, das am 10.März 1831 in Kraft trat. Damit war die Légion Étrangère ins Leben gerufen worden, ein Instrument, das zwar unter dem Kommando des Staatsoberhaupts Frankreichs steht und französische Interessen vertritt, aber nicht auf französischem Boden eingesetzt werden darf.
Ins Leben gerufen wurde die Fremdenlegion als ein zentrales Instrument, das zahlreiche verschiedene Vorläuferregimenter unter einem Oberkommando vereinen sollte. Da Frankreich die Kolonialisierung Algeriens an der Nordküste Afrikas plante, wurden Truppen benötigt, die nicht auf eigene Faust handelten, sondern zentral gesteuert werden konnten.
Die ersten Freiwilligen in der Fremdenlegion verpflichteten sich aus den unterschiedlichsten Beweggründen: Kriegshunger, Abenteuerlust, politische Überzeugung und finanzielle Notsituationen etc. Da es in der Anfangsphase möglich war, sich auch ohne Ausweispapiere verpflichten zu lassen, waren unter den Rekruten zahlreiche zwielichtige Gestalten. Inzwischen sind die Aufnahmebedingungen deutlich verschärft, sodass die Fremdenlegion längst kein Auffanglager für Kriminelle und Flüchtlinge mehr ist.
Die Erinnerungen dreier fiktiver Männer sollen einen groben Eindruck davon vermitteln, welche Beweggründe Menschen dazu getrieben haben und noch heute dazu verleiten in die Fremdenlegion einzutreten. Gleichzeitig zeigen sie, dass die Fremdenlegion eine multikulturelle Angelegenheit ist, in der sich Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenfinden um unter einer gemeinsamen Flagge zu kämpfen. Traditionell stammen viele Legionäre aus Deutschland und der Schweiz.
In den ersten Jahren nach der Gründung der Fremdenlegion waren kaum Deutsche unter den Kämpfern zu finden, erst nach dem Deutsch-Französischen Krieg der Jahre 1870/71 stieg die Anzahl der Deutschen enorm an, was sich weit bis 20. Jahrhundert hinein nicht ändern sollte. Phasenweise setzte sich die Fremdenlegion zu einem Drittel, teilweise sogar zu Hälfte, aus deutschen Kämpfern zusammen.
Übte die Fremdenlegion auf Deutsche eine besondere Faszination aus, oder wie sonst ist die hohe Anzahl Deutscher in den Reihen der Fremdenlegion zu erklären? Die Beweggründe für Deutsche in diese Armee einzutreten sind vielfältig, in einigen Phasen der Geschichte, vor allem in Zeiten der Demobilisierung, also nach dem Deutsch-Französischen Krieg, nach dem Ersten Weltkrieg sowie nach dem Zweiten Weltkrieg suchten deutsche Soldaten eine Möglichkeit ihr Handwerk fortzusetzen und fanden in der Legion die Lösung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in französischen Kriegsgefangenenlagern zudem intensive Bemühungen unternommen, Wehrmachtsangehörige für den Dienst in der Fremdenlegion zu gewinnen, was bei nicht wenigen Kriegsgefangenen Erfolg hatte, da sie ein Leben als Legionär einer weiteren Gefangenschaft vorzogen.
Ein Beweggrund für die Befehlshaber der Legion, ausgerechnet Deutsche anzuwerben, lag zu allen Zeiten am guten Ruf, den die Deutschen, vor allem wegen der bekannten Tugenden – Fleiß, Pünktlichkeit, Ordnung etc. – genossen.
Inzwischen liegt der Anteil der Deutschen in der Fremdenlegion allerdings bei weniger als 5%. Der hauptsächliche Anteil der gegenwärtigen Kämpfer, die aus mehr als 100 Nationen stammen, ist osteuropäischer Herkunft.
Eingesetzt wurde und wird die Fremdenlegion an allen Schauplätzen der Welt, an denen Frankreich seine Interessen vertreten bzw. verteidigen möchte. Einige Beispiele aus der Vergangenheit: Algerien: 1831–1882, Erster Weltkrieg: 1914–1918 , Zweiter Weltkrieg: 1939–1945, Indochina: 1945–1954, Algerien: 1954–1961.

Karl der Große: Divisio regnorum (6.Februar 806)

Freitag, den 6. Februar 2009

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Karolus serenissimus augustus, a deo coronatus, magnus pacificus imperator, Romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam dei rex Francorum et Langobardorum, an alle Getreuen der heiligen Kirche Gottes und an unsere eigenen Getreuen, an die Gegenwärtigen wie auch an die Zukünftigen. Es ist allen bekannt und, wie wir glauben, niemandem von euch verborgen, dass die göttliche Gnade, durch deren Willen die zum Untergang hintreibenden Jahrhunderte erneuert werden, uns ein großes Gnaden- und Segensgeschenk gegeben hat, indem sie uns drei Söhne schenkte. Sie festigt durch sie einmal nach unserem Willen unsere Hoffnung gegenüber dem Reich, dann aber hebt sie auch die Sorge auf, dass wir von einer eitlen Nachwelt vergessen werden könnten, und so soll es euch nach unserem Willen bekannt sein, dass wir diese drei von Gottes Gnaden unsere Söhne zu unseren Lebzeiten als Mitbesitzer des uns von Gott gegebenen Reiches ansehen wollen und dass wir darum beten, sie nach unserem Hinscheiden aus dieser Sterblichkeit als Erben unseres von Gott bewahrten und auch in Zukunft geschützten Imperiums und Regnums zurücklassen zu können, wenn die göttliche Majestät es will. Wir wollen ihnen aber den Staat nicht in Verwirrung und Unordnung hinterlassen, nicht eine Auseinandersetzung in Zank und Streit um das ganze Reich, sondern wir haben veranlasst, dass, indem wir den Körper des ganzen Reiches in drei Teile zerlegen, genau gekennzeichnet und schriftlich fixiert werde, welchen Teil ein jeder von ihnen regieren und schützen soll. So nämlich soll jeder nach unserer Weisung mit seinem Anteil zufrieden sein und die Grenzen seines Reiches, die ans Ausland stoßen, mit Gottes Hilfe zu verteidigen suchen und Frieden und Liebe seinem Bruder gegenüber beobachten. […]

Übersetzung der „Divisio regnorum“ bei W. Lautemann, Geschichte in Quellen: Mittelalter (3. Aufl. 1989).

Karl der Große, König des Fränkischen Reiches und seit 800 römischer Kaiser, erließ am 6. Februar des Jahres 806 die so genannte „Divisio regnorum“, ein Gesetzt, das die Reichsteilung im Falle seines Todes regeln sollte. Die „Divisio regnorum“ regelte die Aufteilung des Reiches unter den drei Söhnen Karl des Großen - Pippin von Italien, Karl dem Jüngeren und Ludwig dem Frommen.
Entstanden war das Dokument bei einer Reichsversammlung in Diedenhofen, dem heutigen Thionville im französischen Lothringen, die zu Beginn des Jahres einberufen worden war. Anwesend waren neben dem Kaiser und seinen drei Söhnen die Großen des fränkischen Reiches. Alle Anwesenden beeideten die Verordnung, die schließlich auch Papst Einhard überbracht und von diesem unterschrieben wurde.
Ziel dieses Gesetzes war es, Auseinandersetzungen unter den Erben Karls zu vermeiden. Ludwig sollte demnach Burgund und Südgallien erhalten, während Pippin Italien, Bayern sowie Alemannien und Karl das fränkische Kernland zwischen Elbe und Loire zugesprochen wurde. Die Frage des Kaisertums blieb in der „Divisio“ ausgeklammert, von einer Unterordnung der beiden jüngeren Brüder unter den ältesten Sohn Karls ist an keiner Stelle des Dokuments die Rede.
Da Pippin und Karl der Jüngere bereits vor ihrem Vater verstarben, trat die „Diviso regnorum“ allerdings niemals in Kraft.
Der Grund für die Abfassung dieses Reichsteilungsgesetzes ist nicht geklärt. Punkte, die in diesem Zusammenhang immer wieder angeführt werden, sind das fortgeschrittene Alter Karls des Großen sowie seine Erkrankung an der Gicht. Ob es sich dabei um die wahren Beweggründe des Kaisers handelte bleibt allerdings fraglich.

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