Tagesarchiv für den 13. Februar 2008

Ein Bibliophiler: Geburt Hartmann Schedels (13. Februar 1440)

Mittwoch, den 13. Februar 2008

Jedes Mal, wenn ich das Faksimile dieser Inkunabel aus dem Regal hervorziehe taucht vor mir eine vollkommen andere Welt auf. Das Mittelalter wird ganz plötzlich wieder lebendig. Stadtansichten laden ein, zum Eintauchen in die verwinkelten Gässchen und die kleinen Handwerksstuben, das bunte Treiben eines Markttages. Bild einer alten Bibliothek
Dieses Vergnügen verdanke ich in erster Linie Hartmann Schedel und seiner eindrucksvollen Weltchronik. Er fängt die Stimmung seiner Zeit auf brillante Weise ein und schafft so ein lebendiges Bild seiner Gegenwart.
Wenn es nach mit ginge würde ich mich ja um eines der wenigen noch verbliebenen Originale bemühen, sofern eines auf den Markt kommt, vielleicht bei einer Versteigerung oder durch einen Zufall, doch leider wird dies wohl meinen finanziellen Spielraum um ein Vielfaches übersteigen, schließlich möchte ich mich mit nichts weniger als einer gebundenen und kolorierten Originalausgabe zufrieden geben.

1493 veröffentlichte der Nürnberger Hartmann Schedel eine Weltchronik in deutscher und lateinischer Sprache. Bei Anton Koberger wurden etwa 2000 Exemplare der so genannten Schedelschen Weltchronik gedruckt.Die Darstellung Jersualems in der Schedelschen Weltchronik Rund 1400 Exemplare der Ausgabe in lateinischer Sprache und 700 Exemplare der deutschsprachigen Ausgabe. Die Chronik umfasst 1804 Holzschnitte, die sich zum Teil wiederholen. Die Holzschnitte umfassten Stadtansichten, Karten und Illustrationen, die in der Werkstatt des Künstlers Michael Wolgemut hergestellt wurden. An den Arbeiten beteiligt war auch dessen Schwiegersohn Wilhelm Pleydenwurff, bei dem bis 1490 Albrecht Dürer in die Lehre gegangen war, sodass vermutet wird, dass auch Dürer an den Illustrationen der Weltchronik beteiligt war. Am Ende der Chronik befindet sich eine Karte, die im Allgemeinen als die erste gedruckte Deutschlandkarte bezeichnet wird, aber nicht nur deutsche, sondern darüber hinausgehende Gebiete umfasst. Schedelsche Weltchronik: Konstantinopel
Der Preis für ein Exemplar lag zwischen drei und acht Gulden, je nachdem ob die Chronik ungebunden, gebunden oder gebunden und koloriert verlangt wurde. Bis heute haben sich nur wenige kolorierte Exemplare der Schedelschen Weltchronik erhalten.
Die Schedelsche Weltchronik ist ein bedeutendes Zeugnis der Ende des 15. Jahrhunderts noch jungen Buchdruckerkunst. Es handelt sich um das erste weltliche Buch, das in derart aufwändiger Weise gestaltet wurde. Bisher waren nur die Bibel und verschiedene liturgische Drucke derartig gestaltet.
Eine Besonderheit der Chronik ist auch das Fehlen jeglicher Erwähnung Amerikas, obwohl Schedel mit großer Sicherheit davon gehört haben dürfte.
Ihr Initiator Hartman Schedel wurde am 13. Februar 1440 in Nürnberg geboren. Hartmann wurde nach dem Verlust seiner beiden Eltern von seinem deutlich älteren Vetter Hermann Schedel erzogen. Mit 16 Jahren nahm er ein Studium an der Universität in Leipzig auf. Schließlich promovierte er 1966 in Padua. Anschließend kehrte er nach Nürnberg zurück und ließ sich in den 1470er Jahren als Arzt in Nördlingen nieder. In den 1480ern kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er zu den wohlhabendsten Bürgern der Stadt zählte.
Die Entstehung der Weltchronik ist verschiedenen Nürnberger Bürgern zu verdanken, zum einem dem Initiator Hartmann Schedel, der über eine große Privatbibliothek verfügte, zum anderen einige potente Geldgeber, um das kostspielige Projekt finanzieren zu können.
Aus den Abrechnungen geht hervor, dass sich Kunden für den Druck in Städten wie Florenz, Mailand, Genua, Paris, Lyon, Prag und Krakau fanden, ebenso wie in der näheren Umgebung Nürnbergs wie zum Beispiel in Augsburg, Ingolstadt und München.