Monatsarchiv für August 2008

Engelbrecht Hartmüde: Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes (21. August 1346)

Donnerstag, den 21. August 2008

Verehrte Herren der Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau! Heute haben wir die große Ehre, den feierlichen Akt der Begründung eines Bundes zu begehen, der unsere Städte in zukünftigen Zeiten vor Bösem bewahren wird, schützend zusammensteht in schlechten Zeiten und auch gute Tage zusammen begehen möchte.
Angeregt durch unseren König haben wir beschlossen, dieses Bündnis ins Leben zu rufen, auf das es viele Jahre bestehen möge und immer nur die besten und ehrbarsten Ziele verfolgen möge. Dank sei unserem König, der uns immer mit Wohlwollen bedacht hat und ebenso wie wir die Gefahr der räuberischen Umtriebe auf dem Land erkannt hat. Wir werden nun dafür eintreten, dass diese Untaten ein Ende finden!
Lasset uns nun diesen freudigen Tag mit diesem Trunk würdigen!

Die Wappen der Städte des Oberlausitzer Sechstädtebundes

Die Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau schlossen sich am 12. August des Jahres 1346 zu einem Bund zusammen, der dem Schutz des Landfriedens in der Oberlausitz dienen sollte. Vordergründiges Ziel dieses Schutz- und Trutzbündnisses war es, das Raubritterum einzudämmen. Unter anderem bewirkte dieses Bündnis auch die Stärkung der politischen Macht der Patrizier und Bürger in den Städten gegenüber dem Landesfürsten und dem Landadel.
Angeregt worden war die Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes sehr wahrscheinlich durch den deutschen König Karl IV, der versuchte durch diesen Bund ein Gegengewicht zur anwachsenden Macht des Landadels zu schaffen. 1351 erkannte Karl IV. den Sechsstädtebund offiziell an und reiste nur wenige Jahre später (1355) selbst in die Region.
Der Oberlausitzer Sechsstädtebund, der zunächst ein loses Bündnis zwischen den genannten Städten war, entwickelte sich mit der Zeit zu einem festen Zusammenschluss, der bis in das Jahr 1815 Bestand haben sollte, womit er alle anderen deutschen Städtebünde überdauern sollte.
Innerhalb des Bundes gab es eine Zweiteilung innerhalb der beteiligten Städte. Auf der einen Seite standen die wohlhabenderen und mächtigeren Städte Bautzen, Görlitz und Zittau, während auf der anderen Seite die drei kleineren Städte Kamenz, Lauban und Löbau standen. Trotz dieser Zweiteilung waren alle Städte untereinander gleichberechtigt.
„Vorort“ des Bundes war die Stadt Bautzen, was sich darin äußerte dass diese Stadt den Vorsitz führte. Der Grund für diese führende Rolle von Bautzen ist darin zu sehen, dass die Stadt zur Zeit der Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region war. In späteren Jahren sollte diese Rollenverteilung zu Streitigkeiten mit den anderen Bundesgenossen, besonders dem wirtschaftlich potenten Görlitz, führen.
Trotz dieser Zwistigkeiten hielt der Bund fest zusammen und erlebte vor allem in den ersten 200 Jahren seines Bestehens eine Blütezeit. In diesem Zeitraum wurden die beteiligten Städte zur stärksten Macht der Region und dämmten damit die Macht des Landadels deutlich ein.
In Folge des Schmalkaldischen Krieges wurde der Städtebund von König Ferdinand I. Wegen seiner angeblichen untreue bestraft, konnte sich nach einigen Jahren aber wieder erholen.
Das Ende des Oberlausitzer Sechsstädtebundes wurde in Folge des Wiener Kongresses im Jahr 1815 besiegelt, als die Lausitz zwischen Preußen und Sachsen aufgeteilt wurde.
1991 zum 770jährigen Jubiläum von Löbnau wurde der Städtebund wiederbelebt und fungiert seitdem als symbolischer Zusammenschluss, der vor allem in den Bereichen Kultur, Sport und Tourismus aktiv ist.

Kapitän Berndt und Kapitän Rhoades: Schlacht von Sphinxhafen (13. August 1914)

Mittwoch, den 13. August 2008

„Bist Du des Wahnsinns?! Hör sofort auf mit dem Unfug! Du hast den Verstand vollkommen verloren, oder wie willst Du mir das erklären? Warum musst Du auch schon am helllichten Tag dem Rum so zusprechen, dass das nicht gut sein kann, habe ich mir schon immer gedacht, aber heute hast Du es wirklich zu weit getrieben!“
„Warte mein Freund, Du bist nicht auf dem Laufenden, sondern lebst hier in Deiner Hütte auf dem afrikanischen Land wohl hinter dem Mond.“
„Hinter dem Mond? Na warte, Du wirst meine Faust zu spüren bekommen!“
„Moment, hiermit erkläre ich Dich zum Kriegsgefangenen der britischen Flotte!“
„Kriegsgefangener? Tauch mal den Kopf ins Wasser mein Freund, jetzt haben Dich wohl alle guten Geister verlassen.“
„Keineswegs, keineswegs! Seit Anfang des Monats befinden sich unsere Heimatländer im Kriegszustand und ich wurde angewiesen, diesen See von feindlichen Einheiten zu befreien. Also, ergib Dich mein Freund, denn wir werden nicht zögern weitere Waffengewalt anzuwenden!“

Am 13. August 1914 fand die erste Seeschlacht des Ersten Weltkrieges statt. Es handelt sich um die Schlacht von Sphinxhafen, eines der kuriosesten Ereignisse des Ersten Weltkrieges.
Wenige Tage nach Kriegsbeginn erhielt der in Nyassaland (dem heutigen Malawi) stationierte britische Kapitän Rhoades den Auftrag, den ebenfalls im Malawisee befindlichen deutschen Dampfer Hermann von Wissmann unter dem Kommando von Kapitän Berndt zu zerstören.
Rhoades machte sich mit seinem Dampfer, der Gwendolyn auf den Weg zu einem Reperaturdock, in dem sich der deutsche Dampfer zu dieser Zeit befand. Am frühen Abend wurden mehrere Granaten auf das deutsche Schiff gesteuert, die das Heck beschädigten. Schütze war übrigens ein schottischer Kaufmann, der einzige Kanonenschütze an Bord der Gwendolyn.
Kurz nach dem Abfeuern der Schüsse steuerte ein kleines Boot auf die Gwendolyn zu. An Bord befand sich, der noch nicht über den Kriegsausbruch informierte, Kapitän Bernd, der Kommandant der Hermann von Wissmann. Bernd ging an Bord der Gwendolyn und bezichtigte Rhoades, seinen Freund, betrunken zu sein. Rhoades informierte ihn im Gegenzug über den Kriegsausbruch und erklärte Bernd zum Kriegsgefangenen.
Dieser britische Sieg sorgte am 16. August in der Times für die Schlagzeile: „Naval victory on Lake Nyasa“.
Dieser kuriose Zwischenfall trägt im Deutschen die Bezeichnung „Schlacht von Sphinxhafen“, da der Ort am Malawisee, in dessen Nähe die Schlacht stattfand, diesen Namen trug (heute Liuli in Tansania).

Lingener Tageblatt: Wilhelm II. eröffnet den Dortmund-Ems-Kanal (11. August 1899)

Montag, den 11. August 2008

Heute ist es soweit, die Bauzeit von sieben Jahren ist zu Ende gegangen und das Reich verfügt über eine neue Wasserstraße, deren Bedeutung nicht in Worte zu fassen ist. Endlich wird es den deutschen Kohlebergwerken im Ruhrgebiet möglich sein, ihre kostbaren Schätze auch auf dem Wasserwege in das ganze Land zu transportieren. Die englische Kohle muss uns fortan nicht mehr interessieren, wir werden wieder auf gute deutsche Arbeit setzen und das Land mit deutscher Kohle versorgen.
Dieser neue Kanal öffnet uns den Weg zur Nordsee, von wo aus wir unseren Stahl in die ganze Welt verschiffen können. Das Ruhrgebiet wird durch diese Verkehrsanbindung noch an Bedeutung gewinnen! Keine andere Region in Europa, nein auf der ganzen Welt, wird mit dem Fortschritt des Reviers, der sich auch in Form dieses Kanals äußert, mithalten können!
Welch große Bedeutung dieser Kanal hat, wird auch dadurch unterstrichen, dass seine Majestät Kaiser Wilhelm II. persönlich zur Eröffnung dieses Wasserweges erschienen ist.

Die Lippebrücke des Dortmund-Ems-Kanals bei Datteln

Als Kaiser Wilhelm II. am 11. August 1899 den Dortmund-Ems-Kanal eröffnete war ein wichtiger Schritt für die Wirtschaft im Ruhrgebiet getan, denn von diesem Tag an verfügte das Ruhrgebiet über einen direkten Schiffahrtsweg zur Nordsee.
Der Dortmund-Ems-Kanal, der vom Dortmunder Hafen bis nach Meppen führt, ist für die Binnenschifffahrt nicht zu unterschätzen, vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war dieser Wasserweg von großer Bedeutung, da die Eisenbahn deutlich entlastet werden konnte und besonders die Stahlindustrie im östlichen Teil des Ruhrgebiets durch diese Anbindung an die Nordsee ihren Standortnachteil gegenüber den Werken am Rhein verringern konnte.
Der insgesamt 265 Kilometer lange Kanal ist ab der Schleuse Gleesen, südlich von Lingen, bis hin zur Nordsee, weitestgehend mit dem Verlauf der Ems identisch. Von hier an folgen nur noch wenige separate Kanalabschnitte, im übrigen Teil ist die Ems kanalisiert, sodass sie schiffbar ist.
Am Dortmund-Ems-Kanal ist auch Datteln gelegen, eine Stadt, in der gleich vier Wasserstraßen zusammentreffen: Datteln-Hamm-Kanal, Wesel-Datteln-Kanal, Dortmund-Ems-Kanal und Rhein-Herne-Kanal. Datteln ist damit einer der Knotenpunkte der deutschen Binnenschifffahrt.
Im Verlauf des Dortmund-Ems-Kanals befinden sich einige bauliche Besonderheiten, zum einen das Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop sowie die alte Fahrt, eine Gewölbebauwerk, das den Kanal über die Bundestraße B235 leitet.

(Das Bild zeigt die Lippebrücke des Dortmund-Ems-Kanals bei Datteln und basiert auf dem Bild Dek04.jpg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist der Wikipedia User Markus Schweiß )