Monatsarchiv für Juni 2008

Thronbesteigung von Henry VIII. Tudor (24. Juni 1509)

Dienstag, den 24. Juni 2008

(Titel: “I’m Henery the Eighth, I Am” von Fred Murray und R. P. Weston. Diese Version ist eine Aufnahme von Harry Champion. Quelle:Internet Archive)

Am 24. Juni 1509 bestieg mit Henry VIII. ein König den englischen Thron, dessen Lebenswandel zur Abspaltung der englischen Kirche (als „anglikanische Kirche“) von der römisch-katholischen Kirche führen sollte.
Henry wurde am 28. Juni 1491 geboren, als zweiter Sohn des englischen Königs Heinrich VII. und seiner Ehefrau Elizabeth of York, deren Ehe als Ausdruck des Endes der Rosenkriege und Beilegung des Konfliktes zwischen den Häusern Lancaster und York geschlossen worden war.
Als Zweitgeborener sah sich Henry VIII. zunächst einer Zukunft als Geistlicher gegenüber, wurde nach dem überraschenden Tod seines Bruders Arthur 1502 aber Erbe des englischen Throns.
Mit einer Sondererlaubnis des Papstes Julius II. durfte Heinrich Katharina von Aragon zur Frau nehmen, die Witwe seines verstorbenen Bruders Arthur und wurde in den Jahren vor seiner Thronbesteigung, nach nun abgebrochener klerikaler Ausbildung, auf die Aufgaben eines Königs vorbereitet.
Nach dem Tod seines Vaters wurde er schließlich mit Katharina vermählt und am 24. Juni 1509 bestieg er den Thron.
Seine Amtszeit war von zwei Dingen geprägt – zum einen vom Kampf gegen Frankreich und Schottland und zum anderen von der Vielzahl seiner Ehen und Affären.
Aus der Ehe mit Katharina ging kein männlicher Nachfolger hervor und Henry sah darin eine Strafe Gottes dafür, dass er die Witwe seines Bruders geheiratet hatte.
Noch während ihrer Ehe wurde ihm ein illegitimer Sohn, Henry Fitzroy geboren, den er mit einer Hofdame gezeugt hatte. Ein ehelicher Sohn blieb ihm aber weiterhin verwehrt.
Henrys Wunsch sich von Katharina scheiden zu lassen wurde verstärkt, als er sich in Anne Boleyn verliebte. Da der Papst einer Auflösung der Ehe zwischen Henry und Katharina aber nicht zuzustimmen bereit war, spaltete Henry die englische Kirche als „Anglikanische Kirche“ von der römisch-katholischen ab und erhob sich selbst zu deren Oberhaupt.
Bereits bevor seine Ehe mit Katharina gelöst wurde, heiratete Henry mit Zustimmung des Bischofs von Canterbury seine Geliebte Anne Boleyn, die ihm am 7. September 1533 eine Tochter gebar.
Auch diese Ehe schien keinen Sohn hervorzubringen und 1536 wurde dann auch noch ein Sohn tot geboren. Nun auch Anne überdrüssig geworden, lies Heinrich sie am 19. Mai 1536 durch Köpfen hinrichten.Henry VIII. TudorAls nächste Frau nahm Henry Jane Seymour zu Gemahlin, die ihm am 12. Oktober 1537 endlich den gewünschten Sohn gebar, aber eine Woche nach der Geburt im Kindbett starb.
Drei Jahre später heiratete Henry, dessen Geisteszustand sich zunehmend verschlechterte, erneut – vor allem auf das Einwirken seines Lordkanzlers Thomas Cromwell hin. Dieses Mal war die „Glückliche“ Anna von Kleve aus dem deutschen Haus Jülich-Kleve-Berg.
Die Ehe sollte nur wenige Monate dauern und wurde im Juli desselben Jahres annulliert – dieses Mal blieb die Ex-Ehefrau zumindest am Leben und wurde sogar noch mit einer großzügigen Rente und einigen Besitztümern bedacht, unter anderem dem Stammsitz der Familie Boleyn.
Als nächste Ehefrau sollte Catherine Howard folgen, die Henry aber auch nur wenige Zeit später, am 13. Februar 1542, enthaupten ließ, nachdem sie des Ehebruchs überführt worden war.
Seine letzte Ehefrau, Catherine Parr schließlich sollte ihn (wie auch Anna von Kleve) überleben.
Henry VIII., der nach seiner Thronbesteigung ein vor Energie strotzender junger Mann gewesen war, starb am 28. Januar 1547 als kränklicher, extrem beleibter Monarch mit einem deutlich verwirrten Verstand, der sich in seiner zweiten Lebenshälfte vor allem durch seine Brutalität und Herrschsucht ausgezeichnet hatte.
Bis heute geht auf ihn die unabhängige anglikanische Kirche zurück, deren Oberhaupt nach wie vor der jeweilige britische Monarch ist.

(Das Gemälde oben zeit Henry VIII. Tudor. Wahrscheinlich gemalt von Hans Holbein)

William of Gornfrey: Schlacht von Stoke (16. Juni 1487)

Montag, den 16. Juni 2008

Leichen säumen den Weg, wohin das Auge blickt, sieht es nur blutgetränke Erde und abgehackte Körperteile und verendete Pferde. Hier und da suchen Männer zwischen den Toten nach Angehörigen oder Freunden. Immer wieder ist ein Röcheln oder Keuchen zu hören, wenn sich einer der nieder gemetzelten Körper plötzlich bewegt und der totgeglaubte Mann wieder zu Bewusstsein gelangt. Bei einem näheren Blick auf die verstümmelten Gliedmaßen wird er sich wünschen, doch für immer das Leben ausgehaucht zu haben und nicht nur für ein paar Stunden die Besinnung verloren zu haben.
Es bleibt zu hoffen, dass dies nun endlich die letzte Schlacht war, die unser Land in diesen blutigen Zeiten erleben muss, denn langsam sind die Familien am Ende, die jungen und kräftigen Männer sind in den Schlachten der Vergangenheit gefallen oder sind verkrüppelt und kaum dazu in der Lage, ihr Gut ordentlich zu verwalten. Ihre Söhne wiederum mögen voller Kampfgeist sein und darauf brennen, die Schmach des Vaters zu vergelten, doch es muss endlich ein Einsehen geben, dass diese Kriege und schlachten unser Land zerstören werden.
Am heutigen Tage hat ein Betrüger es geschafft, ehrbare Männer aufeinander zu hetzen und ihr Leben sinnlos hinzugeben. Diesen wilden Treiben muss endlich Einhalt geboten werden, denn längst sind wir zu schwach, uns ernsten Angelegenheiten außerhalb unseres Landes zuzuwenden oder womöglich einen Angriff von außen abzuwehren.
Es bleibt zu hoffen, dass die Vernunft einkehrt – in jedes englische Haus – und der Friede innerhalb des Landes dauerhaft gewahrt wird.

Darstellung eines Wikingerschiffs

Mit der Schlacht von Stoke am 16. Juni 1487 werden die Rosenkriege, die die englische Gesellschaft über mehrere Jahrzehnte in Atem gehalten hatten, als endgültig beendet angesehen. Nach Auffassung einiger Historiker endeten diese bereits 1485 mit der Schlacht von Bosworth und der anschließenden Krönung Henry Tudors zum König von England (Henry VIII). Doch in der Folgezeit gaben traten immer wieder Betrüger auf die Bildfläche, die sich als Edward Plantagenet ausgaben oder behaupten, ein anderer bisher unbekannter Nachfahre des Hauses York zu sein und damit Anspruch auf den englischen Thron zu haben.
Lambert Simnel war einer dieser Betrüger, der sich als Neffe der beiden vormaligen englischen Könige Edward IV und Richard III ausgab.
Eigentlich war die Herrschaft des Hauses Tudors und das Ende der Rosenkriege durch die Heirat Henry VII mit Elisabeth of York besiegelt, doch gefestigt war dieses neue Geschlecht noch nicht. Der zu diesem Zeitpunkt einzige Thronerbe war Edward Plantagenet, ein Cousin der Königin, der im Tower in London gefangen gehalten wurde. Als sich das Gerücht verbreitete Edward wäre im Tower gestorben, nutzte der Priester Roger Simon die Gelegenheit und streute das Gerücht, dem jungen Thronerben sei die Flucht aus dem Tower gelungen. Er behauptete der junge Thronanwärter befände sich in seiner Gesellschaft und konnte mit dieser Version einige Angehörige des Hauses York für sich gewinnen, die ihn fortan unterstützten. Lambert Simnel, der Schüler des Priesters war, wurde kurzerhand als Edward Plantagenet ausgegeben. Obwohl es im Hause York höchstwahrscheinlich die Einsicht gab, dass Simnel ein Betrüger und nicht der wahre Erbe war, wurde ein Heer aufgestellt, das am 16. Juni 1487 bei Stoke auf die Truppen des Königs stieß. Nach nur wenigen Stunden endete die Schlacht mit einem Sieg der Anhänger des Königs.
Auch nach der Schlacht von Stoke traten immer wieder „falsche Prinzen“ auf, die aber keine große Anhängerschaft mehr hinter sich versammeln konnten. Die Rosenkriege können damit definitiv als beendet angesehen werden.

Seniore Moretti, Stadtführer in Rom: Inbetriebnahme des Aqua Virgo (9. Juni 19 v.Chr.)

Montag, den 9. Juni 2008

Meine Damen und Herren, ich begrüße sie ganz herzlich hier in Rom, dem Herzen Italiens. Sie haben sich dazu entschieden, die Stadt an Hand ihrer Brunnen kennen zu lernen und ich beglückwünsche Sie zu dieser Entscheidung. Sie werden das Vergnügen haben, die nächsten drei Stunden mit mir verbringen zu dürfen!
Sollten Sie Fragen haben, dürfen Sie sie gerne jederzeit stellen, schließlich soll die heutige Führung so interessant und informativ wie möglich für Sie sein.
Wir werden auf unserem Rundgang unter anderem den Brunnen auf der Piazza Colonna, den Brunnen vor dem Pantheon, die drei Brunnen auf der Piazza Navona und die Brunnen auf der Piazza Venezia besuchen, ehe wir unsere Stadtführung am Trevi-Brunnen, der Fontana di Trevi, beenden.
Wenn Sie sich nun fragen, wie diese Auswahl der Brunnen zu Stande gekommen ist, ob sie willkürlich getroffen wurde oder ob sie ganz gezielt getroffen wurde, haben Sie noch ein wenig Geduld und erfahren Sie auf dem Weg durch die Heilige Stadt mehr.

In der Antike wurde die Stadt Rom von elf Aquädukten mit Wasser versorgt, einer dieser Aquädukte war die Auqua Virgo, die das Wasser vom südlichen Rand der Sabiner Berge in die Metropole beförderte. Dadurch, dass diese Wasserleitung, die am 9. Juni im Jahr 19. vor Christus während der Herrschaft des Augustus durch den Konsul Marcus Vipsanius Agrippa eröffnet wurde, regelmäßig kontrolliert und repariert wurde, versorgt sie noch heute den Trevi-Brunnen in Rom mit Wasser. Zunächst diente das Wasser, dass durch die Aqua Virgo nach Rom gelangte, aber der Versorgung des Campus Martius und der Agrippa-Thermen.
Die rund 21 Kilometer lange Wasserleitung liefert aber nicht nur Wasser für den Trevi-Brunnen, sondern versorgt seit dem 16. Jahrhundert – genau wie auch in der Antike – zahlreiche Brunnen im Nordwestteil der Stadt, darunter auch die im fiktiven Teil dieses Beitrags genannten Brunnen. Da das Wasser, dass über diese Leitung nach Rom transportiert wird, keinen oder zumindest kaum Kalk enthält und so keine Ablagerungen entstehen, wird es für die Springbrunnen der Stadt verwendet. Trinkbar ist das Wasser inzwischen allerdings nicht mehr, da die Quelle heute im äußeren Stadtgebiet Roms liegt und so zu starken Belastungen ausgesetzt ist.
Die Aqua Virgo, im italienischen auch Acqua di Trevi genannt, verläuft auf nahezu der kompletten Strecke unterirdisch, erst kurz vor dem Mons Pincius wurde die bekannte, oberirdische Bogenbauweise angewandt. In der Mitte des Campus Martius endete das Aquädukt. Unter Kaiser Claudius (10v.Chr. bis 54n.Chr.) wurden weitere Bögen hinzugefügt und die Leitung an der Via Latina entlang und durch den claudischen Triumphbogen fortgeführt. Im 12. Jahrhundert endete die Leitung an der heutigen Via del Corso, wo mehrer Brunnen speiste. Im 15. Jahrhundert ließ Papst Nikolaus V. die Leitung sanieren und den Trevi-Brunnen errichten. Zu dieser Zeit erhielt das Aquädukt auch seinen heutigen Namen.
Seit dieser Zeit wurde die Wasserleitung immer wieder restauriert und ist damit die einzige heute noch intakte Leitung, die Rom bereits in der Antike mit Wasser versorgte.

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