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Richard Willington: Start des ersten Planwagentrecks auf dem Oregon Trail (16. Mai 1842)

Freitag, den 16. Mai 2008

Die Ochsen sind vor die Wagen gespannt, die Menschen – Männer, Frauen und Kinder – stehen bereit. Etwas mehr als 100 mögen wir wohl sein, die wir uns auf diese Reise in die Ungewissheit begeben. Eine Route, die noch kein Treck zuvor gegangen ist.
Aber hier hält uns nichts. Wir wollen Pioniere sein, neues Land erkunden und besiedeln, dort wo es fruchtbar ist und wo es reiche Ausbeute an Fellen geben soll.
Nur die Wenigsten haben ein Pferd. Die Frauen und die kleinen Kinder sitzen auf den Planwagen, die Männer und die älteren Söhne begleiten den Treck zu Fuß.
Neben uns stehen die Millers, sie sind wie meine Frau von deutscher Abstammung.
Ein schönes Stück Land möchten wir uns da drüben, jenseits der großen Rocky Mountains, sichern - meine Frau Betty und ich. Ein schönes Stück Land, um Landwirtschaft zu betreiben.
Aber bis wir dort sind, in Oregon, wohin wir mit Gottes Hilfe gelangen möchten, ist es noch ein langer uns beschwerlicher Weg.
Erst liegt die große amerikanische Wüste vor uns. Trocken und für Menschen unwirtlich soll es dort sein.
Dann die schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains, die wir auf Pässen, die an Mensch und Tier höchste Anforderungen stellen sollen, überqueren müssen.
Und zuletzt müssen wir den Flüssen folgen, um an unser Ziel zu kommen.
Aber das alles ist uns unser Ziel, ist uns unsere Zukunft wert.
Dort vorne setzen sich die ersten Wagen in Bewegung.
Unser Anführer Elijah White hat den Befehl zum Aufbruch gegeben.
Nun geht es los. Wir sind bereit, in ein neues Leben aufzubrechen.

Karte des Oregon Trails

Im Mai 1842 setzte sich der erste Planwagentreck auf den Oregon Trail in Bewegung. Von Elm Grove in Missouri aus wollten die Pioniere den Weg in Richtung der Pazifikküste des amerikanischen Kontinents nehmen.
Ungefähr 100 Siedler (es gibt auch Angaben von bis zu 160 Männern, Frauen und Kindern) machten sich auf einen Weg, dessen Ausgang ungewiss war und der sie in einem Zeitraum von sechs Monaten durch die Great Plains und die Rocky Mountains führen sollte.
Angeführt wurde der Siedlerzug vom Baptistenmissionar Elijah White, der später erster Gesandter der provisorischen Regierung von Oregon beim Kongress der Vereinigten Staaten werden sollte.
Die Geschichte des Oregon Trails reicht zurück bis in die Jahre 1804-1806, als die erste brauchbare Karte einer Route zur Westküste der Vereinigten Staaten durch die Rocky Mountains erstellt wurde. Die nach ihren Führern Meriwether Lewis and William Clark Expedition genannte Erkundungsreise, war 1804 in St. Louis am Mississippi gestartet und führte die Entdecker nach einer zweijährigen Reise durch den Norden der heutigen USA bis an die Mündung des Columbia River.
Der von der Expedition gewählte Weg durch die Rocky Mountains über den Lola Pass erwies sich aber als nicht gangbar für Planwagen.
Fünf Jahre später fanden die Teilnehmer der Astor Expedition einen weit besseren Weg durch die Rocky Mountains. Dieser aber wurde nicht veröffentlich, da die American Fur Company , nach deren Besitzer, John Jacob Astor, die Expedition benannt wurde, es ihren Konkurrenten nicht ermöglichen wollte, aus der neuen Route Gewinn zu schlagen.
Darüber hinaus galten die Great Plains, die sich östlich der Rockys erstreckende Landschaft, als für menschliche Ansiedelungen nicht geeignet und von großen Gruppen nur schwer zu durchqueren, sie wurden sogar als „große amerikanische Wüste“ bezeichnet.
Erst nachdem eine weitere Gruppe von Trappern, im Auftrag des Pelzhandelsunternehmens Ashley & Henry, in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts den South Pass, so wurde der gangbare Weg, den die Astor Expedition entdeckt hatte, mit Hilfe von Indianern wieder entdeckte und die Bedeutung der Strecke erkannte, wurde der Trail nach und nach belebt.
Zunächst reisten nur kleine Gruppen von Siedlern, wie zum Beispiel die Peoria Party, die dem Leitspruch “Oregon or the Grave folgte”, entlang der Route, bis schließlich 1842 der erste größere Treck seinen Weg entlang des Oregon Trails nahm.
Bis der Oregon Trail 1869, dem Jahr der Fertigstellung der ersten transamerikanischen Eisenbahnverbindung, seine Bedeutung verlieren sollte, wurde er von mehreren hunderttausend Menschen begangen, vor allem auch in der Zeit des Goldrauchs in Kalifornien 1849 und während der großen Landvergaben ab 1843.

Ein Bibliophiler: Geburt Hartmann Schedels (13. Februar 1440)

Mittwoch, den 13. Februar 2008

Jedes Mal, wenn ich das Faksimile dieser Inkunabel aus dem Regal hervorziehe taucht vor mir eine vollkommen andere Welt auf. Das Mittelalter wird ganz plötzlich wieder lebendig. Stadtansichten laden ein, zum Eintauchen in die verwinkelten Gässchen und die kleinen Handwerksstuben, das bunte Treiben eines Markttages. Bild einer alten Bibliothek
Dieses Vergnügen verdanke ich in erster Linie Hartmann Schedel und seiner eindrucksvollen Weltchronik. Er fängt die Stimmung seiner Zeit auf brillante Weise ein und schafft so ein lebendiges Bild seiner Gegenwart.
Wenn es nach mit ginge würde ich mich ja um eines der wenigen noch verbliebenen Originale bemühen, sofern eines auf den Markt kommt, vielleicht bei einer Versteigerung oder durch einen Zufall, doch leider wird dies wohl meinen finanziellen Spielraum um ein Vielfaches übersteigen, schließlich möchte ich mich mit nichts weniger als einer gebundenen und kolorierten Originalausgabe zufrieden geben.

1493 veröffentlichte der Nürnberger Hartmann Schedel eine Weltchronik in deutscher und lateinischer Sprache. Bei Anton Koberger wurden etwa 2000 Exemplare der so genannten Schedelschen Weltchronik gedruckt.Die Darstellung Jersualems in der Schedelschen Weltchronik Rund 1400 Exemplare der Ausgabe in lateinischer Sprache und 700 Exemplare der deutschsprachigen Ausgabe. Die Chronik umfasst 1804 Holzschnitte, die sich zum Teil wiederholen. Die Holzschnitte umfassten Stadtansichten, Karten und Illustrationen, die in der Werkstatt des Künstlers Michael Wolgemut hergestellt wurden. An den Arbeiten beteiligt war auch dessen Schwiegersohn Wilhelm Pleydenwurff, bei dem bis 1490 Albrecht Dürer in die Lehre gegangen war, sodass vermutet wird, dass auch Dürer an den Illustrationen der Weltchronik beteiligt war. Am Ende der Chronik befindet sich eine Karte, die im Allgemeinen als die erste gedruckte Deutschlandkarte bezeichnet wird, aber nicht nur deutsche, sondern darüber hinausgehende Gebiete umfasst. Schedelsche Weltchronik: Konstantinopel
Der Preis für ein Exemplar lag zwischen drei und acht Gulden, je nachdem ob die Chronik ungebunden, gebunden oder gebunden und koloriert verlangt wurde. Bis heute haben sich nur wenige kolorierte Exemplare der Schedelschen Weltchronik erhalten.
Die Schedelsche Weltchronik ist ein bedeutendes Zeugnis der Ende des 15. Jahrhunderts noch jungen Buchdruckerkunst. Es handelt sich um das erste weltliche Buch, das in derart aufwändiger Weise gestaltet wurde. Bisher waren nur die Bibel und verschiedene liturgische Drucke derartig gestaltet.
Eine Besonderheit der Chronik ist auch das Fehlen jeglicher Erwähnung Amerikas, obwohl Schedel mit großer Sicherheit davon gehört haben dürfte.
Ihr Initiator Hartman Schedel wurde am 13. Februar 1440 in Nürnberg geboren. Hartmann wurde nach dem Verlust seiner beiden Eltern von seinem deutlich älteren Vetter Hermann Schedel erzogen. Mit 16 Jahren nahm er ein Studium an der Universität in Leipzig auf. Schließlich promovierte er 1966 in Padua. Anschließend kehrte er nach Nürnberg zurück und ließ sich in den 1470er Jahren als Arzt in Nördlingen nieder. In den 1480ern kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er zu den wohlhabendsten Bürgern der Stadt zählte.
Die Entstehung der Weltchronik ist verschiedenen Nürnberger Bürgern zu verdanken, zum einem dem Initiator Hartmann Schedel, der über eine große Privatbibliothek verfügte, zum anderen einige potente Geldgeber, um das kostspielige Projekt finanzieren zu können.
Aus den Abrechnungen geht hervor, dass sich Kunden für den Druck in Städten wie Florenz, Mailand, Genua, Paris, Lyon, Prag und Krakau fanden, ebenso wie in der näheren Umgebung Nürnbergs wie zum Beispiel in Augsburg, Ingolstadt und München.