Captain Beeglow im Gespräch mit dem Magazin Fish’n’Food: Dritter Kabeljaukrieg (19. Februar 1976)

Captain Beeglow, wenn Sie auf die letzten 20 Jahre zurückblicken, würden Sie dann heute dem Satz zustimmen, dass die ausgewogene Ernährung unserer Kinder gefährdet ist?

Nein warum denn?

Nun ja, bei genauer Betrachtung der Lage muss man doch feststellen, dass es immer wieder zu Schwierigkeiten oder auch Engpässen bei der Beschaffung von Kabeljau kommt.

Ja, dass schon, dem stimme ich zu.

Und würden Sie dann nicht sagen, dass es passieren könnte, dass unsere Kinder keinen Fisch mehr essen, sich also nicht mehr ausgewogen ernähren? Da es schließlich dazu kommen könnte, dass auch die Fischstäbchenproduktion eingeschränkt wird und in den Schulkantinen keine Fischstäbchen mehr angeboten werden können, was wiederum dazu führen würde, dass unsere Kinder keinen Fisch mehr essen.

Tja, das kann ich nun nicht verstehen, da es ja auch noch anderen leckeren Fisch gibt und nicht nur Kabeljau, für Fischstäbchen kann man schließlich auch Seelachs verwenden. Aber Kabeljau ist ja nun mal das Beste was es so gibt, darum fische ich den ja auch.

Haben Sie denn damit eine Zukunft? Sieht es denn nicht eher so aus, als ob die britischen Fischer immer weiter aus den ertragreichen Fischgründen vertrieben werden und mit leeren Netzen nach Hause zurückkehren.

Sicherlich ist die Situation nicht leicht, aber ich hoffe doch, dass unsere Regierung nun endlich einmal für uns Fischer eintreten wird und damit nicht nur unsere Arbeit würdigt, sondern auch die heimische Fischversorgung schützt.

Kabeljau - Gadus morhua.

Das fiktive Interview mit Captain Beeglow spielt auf die Kabeljaukriege an, die in den Jahren zwischen 1958 und 1976 in der Hauptsache zwischen Island und Großbritannien geführt wurden.
Island, das einen erheblichen Teil seiner Einnahmen aus Fischereiprodukten, vornehmlich deren Export, erwirtschaftet beschloss im Jahr 1952 das 3-Seemeilen-Abkommen, das Großbritannien und Dänemark 1901 im bezug auf die isländischen Fischereigründe ausgehandelt hatten zu kündigen und stattdessen eine Schutzzone von 4 Seemeilen einzurichten. Dieser Schritt wurde auf Grund der modernisierten Fangflotten anderer Nationen als notwendig erachtet, um die isländischen Fischer und ihre Fangausbeute zu sichern, nicht zuletzt auch, um den Staatshaushalt nicht zu gefährden.
In der Folge boykottierte Großbritannien den Import von isländischem Fisch, so dass die isländischen Fischer neue Absatzmärkte erschließen mussten. Mit Hilfe leistungsfähigerer Kühlanlagen erschlossen sich die Märkte in den USA und Russland.
1958 kam es wegen drohender Überfischung zu einer erneuten Ausweitung der Schutzzone auf 12 Seemeilen, woraufhin britische Fischerboote innerhalb dieser Zone von Kriegsschiffen begleitet wurden. Nach einer Beschwerde Islands bei den Vereinten Nationen musste Großbritannien die neue 12-Seemeilen-Grenze akzeptieren und der Erste Kabeljaukrieg war beendet.
Anfang der 1970er Jahre war es erneut zu einem Einbruch der Fischbestände innerhalb der isländischen Hoheitsgewässer gekommen, sodass 1972 eine Ausweitung der Schutzzone auf 50 Seemeilen eingeführt wurde. Durch diese Ausdehnung fühlten sich vor allem Großbritannien und Deutschland benachteiligt, da Island nun rund 30% der Fischereigründe des Nordatlantiks kontrollierte. Ausländische Fischerboote, die in die 50-Seemeilen-Zone eindrangen mussten mit der Zerstörung ihrer Netze und sonstiger Fanggeräte rechnen.
Seinen Höhepunkt erreichte der Zweite Kabeljaukrieg als 1973 ein britischer Trawler von einem isländischen Wachboot beschossen wurde. Deutschland, dessen Fischer ebenfalls von Sabotageaktionen isländischer Fischer betroffen waren, wählte von Beginn an den diplomatischen Weg.Die Auseinandersetzung konnte schließlich dadurch beigelegt werden, dass Sonderrechte in Bezug auf den Fischfang im Nordatlantik gewährt wurden.
1975 wurde die Schutzzone um Island nochmals erweitert, da die bisherigen Maßnahmen keinen durchschlagenden Erfolg gebracht hatten. Bereits 1974 war die Ausweitung der Schutzzone auf 200 Seemeilen angekündigt worden. Dies geschah in Folge eines Urteilsspruchs des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag, wo Deutschland und Großbritannien Klage gegen die isländische Ausweitung der Schutzzone eingereicht hatte. Die Richter erklärten, dass eine einseitige Ausdehnung der Schutzzone nicht rechtens sei, forderten die beteiligten Parteien aber gleichzeitig zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts auf. Island erkannte dieses Urteil aus Den Haag nicht an und verschärfte die Gangart durch die Ankündigung einer weiteren Ausdehnung der Schutzzone.
Als dieser isländische Beschluss 1975 umgesetzt wurde, schickte Großbritannien wiederum Kriegsschiffe zum Schutz der britischen Fischer in isländisches Hoheitsgewässer. Dennoch beschädigten die Isländer ausländische Fischerboote bzw. Trawler und rammten sogar ein britisches Kriegsschiff.
Im Rahmen dieses Dritten Kabeljaukrieges kam es am 19. Februar 1976 zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Island und Großbritannien. Am 2. Juni 1976 akzeptierte Großbritannien schließlich die neue 200-Seemeilen-Grenze. Die Erträge der isländischen Fischer konnten in der Folge gesteigert werden.
Nach einem Abkommen der UN von 1982 können Fischereigrenzen inzwischen generell auf 200 Seemeilen ausgedehnt werden.

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