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Rosalie Timber und Martha Greenwood: Die letzte Hinrichtung am Tyburn Galgen (3. November 1783)

Montag, den 3. November 2008

„Da hängt er nun und macht keinen Mucks mehr. Der Arme!“
„Haben Dich denn alle guten Geister verlassen, Rosalie?! Der Arme? Dieser Taugenichts und Dieb, der hat es doch nicht besser verdient!“
„Ach was weißt denn Du, Martha. Du hast einen guten Mann, der genügend Geld nach Hause bringt und Dir keinen Ärger macht. Du musst nicht jeden Morgen darüber nachdenken, wie Du Deine Kinder satt bekommst oder wie Du den Winter durchstehen sollst.“
„Aber Rosalie, dass ist doch keine Entschuldigung. Dieser John Austin kann doch nicht einfach hingehen und anderen Menschen ihr hart verdientes Geld abnehmen. Das ist doch nicht richtig!“
„Martha, schau Dich doch in den Straßen um, welche Möglichkeit bleibt den Menschen denn noch. Wenn sie nichts zu beißen haben, vergessen sie ihre moralischen Grundsätze. So ist das nun einmal auf der Welt.“


„Wo hast Du denn das gelesen oder warst Du wieder bei diesem Prediger in Mullhouse Lane? Der setzt den Menschen doch nur Flausen in den Kopf!“
„Nein, nein er ruft nur auf zum Denken, denn nicht alles muss so sein wie es ist. Wir können unseres Glückes eigener Schmied sein und dafür sorgen, dass es uns besser geht. Doch dafür müssen wir kämpfen!“
„Aber doch nicht mit den Mitteln dieses Diebes! Das kann doch nicht im Sinne dieses Priesters sein. Schließlich gibt es die Zehn Gebote nach denen wir leben sollen, das sagt jedenfalls Pater Browns jeden Sonntag in der Kirche.“
„Ja, da hast du recht Martha. So habe ich es nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, dass es manchmal so scheint, als ob die Umstände keinen anderen Ausweg erlauben und vielleicht hat John es so gesehen. Vielleicht hat er keinen anderen Weg gesehen als sich hier und da am Hab und Gut anderer zu vergreifen.“
„Hm, das mag sein. Aber es macht die Sache nicht besser, denn durch seine Taten wurden andere Menschen ins Unglück gestürzt. Denk an eine Familie – dem Vater wurde die Börse gestohlen nachdem er auf dem Markt Waren verkauft hat. Nun sitzt die Familie da ohne irgendetwas in der Hand. Die Ware ist fort und das Geld auch. Das ist doch kein Ausweg!“
„Nun, da hast Du vermutlich Recht. So hat muss er nun für seine Taten büßen.“
„Ja, da hängt er nun und tut niemandem mehr etwas zu Leide.“

Der Tyburn Galgen - Tyburn's Triple Tree

Am 3. November des Jahres 1783 war John Austin der letzte Mensch, der am Tyburn-Galgen gehenkt wurde, ein Straßenräuber, der zum Tod durch den Strick verurteilt worden war.
Der Tyburn-Galgen war nach einem kleinen Ort in Middlesex benannt worden, der heute einen Teil des Londoner Stadtbezirks City of Westminster bildet Vom 12. Jahrhundert bis zum Jahr 1783 war dieser Ort als der wichtigste Galgenplatz von London bekannt und berüchtigt.
Zu besonderen Bekanntheit gelangte Tyburn durch den so genannten Tyburn Tree, einem Galgen an dem gleichzeitig mehrere Opfer gehenkt werden konnten. Die Hinrichtungen am Tyburn-Galgen waren durch die Jahrhunderte ein beliebtes Spektakel bei weiten Teilen der Bevölkerung. Die Dorfbewohner von Tyburn erichteten große Tribünen, die den Schaulustigen, die in Massen zu den Hinrichtungen strömten, einen besonders guten Blick auf den Galgen ermöglichten.
Karte des Galgen in Tyburn
In Tyburn wurden überwiegend einfache Menschen hingerichtet. Diejenigen, die von Rang und Namen waren und zum Tode verurteilt wurde, wurden vor dem Tower hingerichtet. In Tyburn kam es im Laufe der Geschichte immer wieder zu Massenhinrichtungen, so zum Beispiel am 23. Juni 1649 als 23 Männer und eine Frau an diesem Galgen ihr Leben verloren.
Heute können Besucher von London sich an der Ecke Edgware Road und Bayswater Road einen Eindruck von der früheren Richterstatt verschaffen. Drei Messingtafeln erinnern heute an den Galgenplatz.

Talbot Edwards: Diebstahl der Kronjuwelen (9. Mai 1671)

Freitag, den 9. Mai 2008

Die Nachricht wird sich in der Stadt wie ein Lauffeuer verbreiten, schon in wenigen Stunden wird jeder, vom einfachen Gassenjungen bis zum Hochadeligen Bescheid wissen. Es ist versucht worden, den Tower auszurauben, genauer gesagt wurde versucht, die Kronjuwelen zu stehlen.
Mein Freund und Vertrauter Thomas Blood hat diese frevelhafte Tat gemeinsam mit einigen Komplizen begangen. Noch immer hoffe ich, dass es nur eine unglückliche Verwicklung ist und Thomas unschuldig in die Sache hineingezogen wurde. Eine historische Darstellung der britischen Kronjuwelen Er ist mir in der Zeit, die wir uns nun kennen, schließlich sehr ans Herz gewachsen und ich kann einfach nicht glauben, dass er zu einer solch schändlichen Tat bereit wäre. Es passt nicht zu ihm, einen Freund auszunutzen und diesen auf hinterhältige Art niederzuschlagen. Er wird von seinen Komplizen zu dieser Tat gezwungen worden sein, sie müssen etwas in der Hand gehabt haben, um diesen braven Mann – einen Geistlichen - unter Druck zu setzen – anders kann es nicht gewesen sein.
Was soll jetzt geschehen? Es wird mit Sicherheit in Frage gestellt, ob ich weiterhin die geeignete Person bin, um diese Schätze des Königshauses sicher zu verwahren. Dabei habe ich doch nichts böses geahnt, habe nur einem guten Freund einen Gefallen getan und wurde dafür bitter bestraft.
Hoffentlich lässt der König Gnade walten, meine Familie hat hier ihre Unterkunft, ihr Zuhause, wir würden alles verlieren. Und das alles weil ich hintergangen wurde, getäuscht und verraten, doch es wird sich alles aufklären und es wird sich herausstellen, dass weder ich, noch Thomas irgendetwas für diesen unrühmlichen Vorfall konnten, wir sind durch eine unglückliche Fügung des Schicksals zu Statisten in diesem Fall geworden. Dies muss von Außenstehenden erkannt werden und das wird es, es muss einfach so sein!
Thomas wird bei unserem Gott und Herrn sicherlich ein gutes Wort für mich einlegen und mit göttlichem Beistand wird sich der Fall schließlich aufklären.

Die Kronjuwelen des englischen Königshauses wurden in einem Gewölbe im Tower of London verwahrt. Seit 1303 befinden sich die Kornjuwelen im Tower, zuvor wurden sie in der Westminster Abbey verwahrt, aus der sie aber entwendet wurden. Im Tower, dieser gut befestigten Anlage, glaubte man sie an einem sicheren Ort. Dennoch gelang es Thomas Blood am 9.Mai 1671 die Kronjuwelen zu stehlen.Thomas Blood, Dieb der Kronjuwelen Für diese Tat hatte der irische Colonel einige Vorbereitung benötigt. Als Geistlicher verkleidet verschaffte er sich erstmals Zugang zum Schatz des englischen Königshauses. Blood versuchte ein freundschaftliches Verhältnis zu Talbot Edwards, dem Wächter über die Kronjuwelen, aufzubauen, der zusammen mit seiner Familie über dem Gewölbe, in dem die Juwelen aufbewahrt wurden, wohnte. Dem angeblichen Priester gelang es dann auch, freundschaftliche Bande zwischen seiner eigenen und der Familie Edwards zu knüpfen.
Am 9. Mai 1671 kam Blood in Begleitung dreier Männer, von denen er einen als seinen Neffen ausgab, in den Tower. Während dieser angebliche Neffe vorgab, sich für die Tochter Edwards zu interessieren, wollte Blood seinen beiden anderen Begleitern die Kronjuwelen zeigen, was Edward ihm nicht verwehren mochte. Nachdem der Wächter sämtliche Gitter und Schlösser, die die Juwelen schützten, geöffnet hatte, wurde er niedergeschlagen und die drei Männer nahmen die Wertgegenstände an sich. Dabei gingen sie nicht gerade vorsichtig zu Werke, sondern „bearbeiteten“ die Juwelen so, dass sie sich möglichst leicht und unauffällig transportieren ließen, auch wenn dies bedeutete, den ein oder anderen Gegenstand zu beschädigen.
Noch während die Täter am Werk waren, kam Edward wieder zu Besinnung und konnte um Hilfe rufen, sodass die Diebe zur überstürzten Flucht gezwungen waren. Blood konnten aber am Verlassen des Towers gehindert werden. Da Blood sich weigerte, die Beweggründe für die Tat jemand anderem als dem König darzulegen, wurde er schließlich zu Charles gebracht. Dort legte er dem englischen König dar, dass die Juwelen nicht 100.000 Pfund Wert seien, wie die Krone behaupte, sondern allenfalls 6000. Daraufhin fragte Charles den Gefangenen was er täte, wenn er begnadigt würde. Und Thomas Blood antwortete, dass er versuchen würde, dies zu verdienen.
König Charles, begnadigte den Dieb und schenkte ihm in Irland ein Stück Land. Was den König zu dieser Tat bewegt hat, ist nicht geklärt.