Archiv der Kategorie ‘Epochen‘


Grotefend präsentiert Entzifferung der Keilschrift (4. September 1802)

Donnerstag, den 4. September 2008

Wie soll das denn hier passen? Nein, dass kann nicht sein, das passt auf keinen Fall, das ergibt einfach keinen Sinn! Also, noch mal von vorne, sonst wird das nichts. Diese beiden Könige können nicht gemeint sein, die passen vorne und hinten nicht zu den Zeichen. Wen gab es denn noch? Darius, ja Darius! Darius könnte passen. Hm, wenn ich das so annehme, dann könnte das hier – ja genau!
Hm, ja, das könnte passen. Wenn das hier König heißt, dann muss es hier so weitergehen…. Ja, das ergibt einen Sinn!
Mit ein wenig Verstand und Kombinationsgeschick kommt man doch letztlich immer zum Ziel! Ich habe es doch gesagt, ich werde es schaffen, diese Schrift zu knacken! Es bleiben zwar noch einige Lücken, aber wenn diese Zeichen so stimmen, dann dürfte es nicht mehr allzu schwierig sein, auch den Rest zu entschlüsseln.

Die Behistun-Inschrift

Georg Friedirch Grotefend stellte am 4. September des Jahres 1802 seine Erkenntnisse zur Entschlüsselung der Keilschrift vor. Ihm war es gelungen, 10 der 37 Zeichen der Behistun-Inschrift zu entziffern, die bereits 1621 entdeckt worden war.
Es handelt sich bei der Behistun-Inschrift um eine Felsinschrift im heutigen Iran, deren Abschrift Grotefend vorlag. Bei der Entschlüsselung halfen ihm seine Kenntnisse, die er als Griechischlehrer erworben hatte, denn so kannte er die persischen Könige. Anhand der Länge der eingemeißelten Zeichen konnte er ausschließen, dass es sich um die beiden Könige und Kyros und Artraxerxes handeln konnte, da diese beiden Namen unterschiedlich lang sind, auch einer Kombination von Kambyses und Kyros schloss er auf Grund der unterschiedlichen Zeichen aus, da diese beiden Namen mit demselben Laut beginnen müsste. So kam Grotefend zu dem Schluss, dass es sich bei den beiden erwähnten Herrschern um Darius I. und Xerxes I. handeln musste. Auf dieser Grundlage präsentierte er der Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen Anfang September 1802 seine Ergebnisse.
Grotefend war es innerhalb nur weniger Wochen gelungen rund ein Drittel des verwendeten Zeicheninventars zu entschlüsseln, was ihm allerdings nur möglich war, weil es sich bei der Behistun-Inschrift um eine recht einförmige Inschrift handelt, die weitestgehend aus Königsnamen besteht.
Die von Grotefend gewonnenen Erkenntnisse nutzte Henry Creswicke Rawlinson bei der vollständigen Entschlüsselung und Übersetzung der Behistun-Inschrift im Jahr 1847.

Benedikt XV.: Wahl zum Papst (3. September 1914)

Mittwoch, den 3. September 2008

Moved by these great evils, we thought it our duty, at the very outset of our Supreme Pontificate, to recall the last words of our Predecessor of illustrious and holy memory, and by repeating them once more to begin our own Apostolic Ministry;

and we implored Kings and rulers to consider the floods of tears and of blood already poured out, and to hasten to restore to the nations the blessings of peace. God grant by His mercy and blessing, that the glad tidings the Angels brought at the birth of the divine Redeemer of mankind may soon echo forth as we His Vicar enter upon His Work: “on earth peace to men of good will” (Luke ii. 14). We implore those in whose hands are placed the fortunes of nations to hearken to Our voice. Surely there are other ways and means whereby violated rights can be rectified. Let them be tried honestly and with good will, and let arms meanwhile be laid aside. It is impelled with love of them and of all mankind, without any personal interest whatever, that We utter these words. Let them not allow these words of a friend and of a father to be uttered in vain.

(Aus der Antrittsenzyklika von Papst Benedikt XV., nicht fiktiv)

Am 3. September 1914 wurde Giacomo della Chiesa, ehemaliger Bischof von Bologna und seit Mai desselben Jahres Kardinalpriester, zum Papst gewählt und nahm den Namen Benedikt XV. an.
Wenige Wochen später, im November 1914, veröffentlichte er seine Antrittsenzyklika, deren vierter Abschnitt oben zu lesen ist.
Die Enzyklika steht sinnbildlich für das Pontifikat Benedikts, der den Schwerpunkt seines Wirkens darauf ausrichtete, die Herrscher und Völker Europas von der Unsinnigkeit des Ersten Weltkrieges zu überzeugen, der nur knapp mehr als einen Monat vor seinem Amtantritt begonnen hatte.
Zeugnis davon geben auch sein apostolisches Schreiben „Ubi primum“ vom 8. September 1914 und viele weitere seiner Schriften und Predigten.Papst Benedikt XV.
Diese blieben am Ende aber genauso erfolglos, wie seine wiederholten Versuche, Friedensverhandlungen unter den Krieg führenden Nationen in die Wege zu leiten.
Seine Versuche, die Herrscher der verfeindeten Nationen an einen Tisch zu bringe,n fanden ihren Höhepunkt (und ihren Abschluss) in seinem Friedensappell „Dès le début“, den er anlässlich des dritten Jahrestages des Kriegsausbruchs an die Welt richtete.
Darin bot er sich als Vermittler an und legte Grundzüge einer möglichen Friedensordnung fest.
Aber auch dieser Versuch sollte scheitern.
Daneben engagierte er sich wesentlich erfolgreicher in der Organisation humanitärer Hilfe.
Von den später stattfindenden Friedensverhandlungen wurde der Vatikan ausgeschlossen, und Benedikt stellte sich deutlich gegen den Friedensvertrag von Versailles, da er darin schon den Samen neuen Hasses sah. Seine eigenen Ideen sahen eher einen versöhnlichen, ausgleichenden Frieden an Stelle eines Diktatfriedens vor.
Benedikt XV. starb im Alter von nur 67 Jahren im Jahr 1922.
Der aktuelle Papst, Benedikt XVI. hat seinen Namen (neben dem Rückgriff auf Ordensgründer Benedikt von Nursia) in Anlehnung an Benedikt XV. gewählt.

Engelbrecht Hartmüde: Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes (21. August 1346)

Donnerstag, den 21. August 2008

Verehrte Herren der Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau! Heute haben wir die große Ehre, den feierlichen Akt der Begründung eines Bundes zu begehen, der unsere Städte in zukünftigen Zeiten vor Bösem bewahren wird, schützend zusammensteht in schlechten Zeiten und auch gute Tage zusammen begehen möchte.
Angeregt durch unseren König haben wir beschlossen, dieses Bündnis ins Leben zu rufen, auf das es viele Jahre bestehen möge und immer nur die besten und ehrbarsten Ziele verfolgen möge. Dank sei unserem König, der uns immer mit Wohlwollen bedacht hat und ebenso wie wir die Gefahr der räuberischen Umtriebe auf dem Land erkannt hat. Wir werden nun dafür eintreten, dass diese Untaten ein Ende finden!
Lasset uns nun diesen freudigen Tag mit diesem Trunk würdigen!

Die Wappen der Städte des Oberlausitzer Sechstädtebundes

Die Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau schlossen sich am 12. August des Jahres 1346 zu einem Bund zusammen, der dem Schutz des Landfriedens in der Oberlausitz dienen sollte. Vordergründiges Ziel dieses Schutz- und Trutzbündnisses war es, das Raubritterum einzudämmen. Unter anderem bewirkte dieses Bündnis auch die Stärkung der politischen Macht der Patrizier und Bürger in den Städten gegenüber dem Landesfürsten und dem Landadel.
Angeregt worden war die Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes sehr wahrscheinlich durch den deutschen König Karl IV, der versuchte durch diesen Bund ein Gegengewicht zur anwachsenden Macht des Landadels zu schaffen. 1351 erkannte Karl IV. den Sechsstädtebund offiziell an und reiste nur wenige Jahre später (1355) selbst in die Region.
Der Oberlausitzer Sechsstädtebund, der zunächst ein loses Bündnis zwischen den genannten Städten war, entwickelte sich mit der Zeit zu einem festen Zusammenschluss, der bis in das Jahr 1815 Bestand haben sollte, womit er alle anderen deutschen Städtebünde überdauern sollte.
Innerhalb des Bundes gab es eine Zweiteilung innerhalb der beteiligten Städte. Auf der einen Seite standen die wohlhabenderen und mächtigeren Städte Bautzen, Görlitz und Zittau, während auf der anderen Seite die drei kleineren Städte Kamenz, Lauban und Löbau standen. Trotz dieser Zweiteilung waren alle Städte untereinander gleichberechtigt.
„Vorort“ des Bundes war die Stadt Bautzen, was sich darin äußerte dass diese Stadt den Vorsitz führte. Der Grund für diese führende Rolle von Bautzen ist darin zu sehen, dass die Stadt zur Zeit der Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region war. In späteren Jahren sollte diese Rollenverteilung zu Streitigkeiten mit den anderen Bundesgenossen, besonders dem wirtschaftlich potenten Görlitz, führen.
Trotz dieser Zwistigkeiten hielt der Bund fest zusammen und erlebte vor allem in den ersten 200 Jahren seines Bestehens eine Blütezeit. In diesem Zeitraum wurden die beteiligten Städte zur stärksten Macht der Region und dämmten damit die Macht des Landadels deutlich ein.
In Folge des Schmalkaldischen Krieges wurde der Städtebund von König Ferdinand I. Wegen seiner angeblichen untreue bestraft, konnte sich nach einigen Jahren aber wieder erholen.
Das Ende des Oberlausitzer Sechsstädtebundes wurde in Folge des Wiener Kongresses im Jahr 1815 besiegelt, als die Lausitz zwischen Preußen und Sachsen aufgeteilt wurde.
1991 zum 770jährigen Jubiläum von Löbnau wurde der Städtebund wiederbelebt und fungiert seitdem als symbolischer Zusammenschluss, der vor allem in den Bereichen Kultur, Sport und Tourismus aktiv ist.