Archiv der Kategorie ‘Frühmittelalter‘


Druck des Diamant-Sutras (11. Mai 868)

Sonntag, den 11. Mai 2008

Alles, was Merkmale hat,
ist unwahr und falsch.
Wenn Du alle Merkmale als Nicht-Merkmale siehst,
dann kannst Du den Tathagata sehen.

(Textausschnitt aus dem Diamant-Sutra, nicht fiktiv)

Ausschnitt aus der Diamant Sutra

Rund 600 Jahre vor Gutenberg wurde in China das Diamant-Sutra als Holztafeldruck angefertigt und gilt damit als eines der ältesten Druckerzeugnisse der Welt.
Das Diamant-Sutra, das vermutlich im Laufe des 1. Jahrhunderts nach Christus entstanden ist, ist einer der bedeutendsten Texte des Mahayana-Buddhismus, einer der drei Hauptrichtungen dieser Religion. Im Diamant-Sutra geht es darum, dass der Mensch alle Illusionen und Vorstellungen, wie mit einem scharfen Diamanten durchtrennen sollen, um zu einer unvoreingenommenen Sicht der Welt zu gelangen.
Dieser chinesische Holztafeldruck (oder auch Blockdruck) au dem 9. Jahrhundert ist der erste Beleg für eine in China entwickelte Drucktechnik, die erst im 14. Jahrhundert nach Europa gelangte, wo der Mainzer Johannes Gutenberg sie schließlich zum Buchdruck weiterentwickelte. Bis dahin war der Holztafeldruck das gängige Druckverfahren. Heute ist vor allem der Digitaldruck führend.
Bei diesem Druckverfahren werden Text und Bildelemente, die später auf einer Seite abgedruckt werden sollen, seitenverkehrt und in einem Stück aus einer Holztafel herausgeschnitten. Das Holz wird eingefärbt und auf Papier gedrückt bzw. „gedruckt“. Werden mehrere auf diese Weise bedruckte Seiten zusammengefügt, werden diese als Blockbuch bezeichnet.
Entdeckt wurde dieses bedeutende kulturgeschichtliche Zeugnis erst 1907, in der Nähe der chinesischen Stadt Dunhuang. Heute befindet sich das Diamant-Sutra im British Museum in London.

Joseph von Antiochia: Rückführung des Heiligen Kreuzes nach Jerusalem (21. März 630)

Freitag, den 21. März 2008
Mein geliebter Sohn,

hier endet mein Weg: In der Stadt, in der auch unser Heiland seinen Tod und seine Wiederauferstehung gefunden hat.
Meine Kräfte haben noch gereicht, um bis nach Jerusalem zu kommen und diesem besonderen Anlass beizuwohnen. Jetzt sind meine Kräfte aufgebraucht und ich werde bald zu unseren Vorvätern gehen.
Aber sei nicht besorgt um Deinen alten Vater. Mein letzter Wunsche wurde erfüllt. Ich konnte am heutigen Tage dabei sein, als das Heilige Kreuz an dem unser Herr Jesu Christ gemartert wurde, heimkehrte in die heiligste alle Städte, nach Jerusalem.
Nicht weit vom Berge Golgatha, wo das Kreuz einst stand und wo sich unser Heiland seinen Geist in die Hände des Vaters gegeben hat, konnte ich mit ansehen, wie die Kreuzreliquie ihren Weg zurückfand.
Zunächst sah man den Triumphzug des Kaiser an die Tore der heiligen Stadt kommen. Der Kaiser trug den goldenen Schrein mit der Reliquie des Kreuzes persönlich an das Stadttor heran. Auf seinem Kopf trug er die Krone Ostroms, er trug mit Gold und Silber durchwirkten Ornat und war reicht mir Perlen geschmückt.
Als er sich aber dem Tor näherte schien ihn irgendetwas aufzuhalten. Er legte all seinen Schmuck und seine Krone ab und mit bloßen Füssen und nur einem leichten Leinengewand bekleidet setzte er seinen Weg fort und trug die Reliquie so in die Grabeskirche, wie dies einst auch Christus unser Herr getan hatte.
Ich werde bald schon meinen letzten Atemzug aushauchen. Aber ich bin nicht bange, denn ganz warm wird es mir ums Herz, wenn ich an die Ereignisse des heutigen Tages zurückdenke.
Du, mein geliebter Sohn Paraklios, bist nun der älteste der Familie. Sei Deinen Brüdern ein Vorbild und Deiner Mutter ein Trost über meinen Tod hinweg. Aber sage ihr, es war nicht vergeblich. In meiner letzten Stunde weilte ich in Jerusalem, der Stadt des Herrn und habe meinen Weg so beendet, wie ich es mir erträumt habe.
Dereinst, ich bin mir sicher im Glauben an unseren Erlöser, werden wir uns alle im himmlischen Jerusalem wiederfinden, vereint an der Tafel des Herrn.

In der Legenda aurea, einer Sammlung von Legenden und Heiligenviten des französischen Dominikanermönches und späteren Erzbischofs von Genua aus dem 13. Jahrhundert finden wir einen Bericht über die Rückführung des Kreuzreliquie durch den byzantinischen Kaiser Herakleios nach Jersualem:
„Der Kaiser war bekleidet mit einem golddurchwirkten Ornat, trug auf dem Kopf die Krone Ostroms, und in den Händen hielt er einen silbernen, gold- und edelsteingeschmückten Schrein, die Reliquie des Heiligen Kreuzes. Doch vor dem Stadttor stoppte plötzlich der feierliche Zug. Irgendetwas hielt den Kaiser auf, vielleicht ein tiefer, innerer Zweifel, und er sagte zu Zacharias: So hat der Heiland sein Holz nicht auf den Berg getragen! Herakleios stieg von seinem Ross, legte sein Prunkgewand und all seinen Schmuck ab und zog selbst die Schuhe aus. Sein ganzer Hofstaat folgte seinem Beispiel. Barfuß und nur mit weißem Linnen bekleidet durchschritt der Kaiser das Tor und trug das Kreuzholz in die heilige Stadt, in die wiederaufgebaute Martyrionskirche. Dort wurde es feierlich in weihrauchhaltiger Luft ausgestellt, damit die Volksmenge es jubelnd verehren konnte.“
Die Rückführung des Kreuzes durch Kaiser Herakleios
Die Kreuzreliquie, die bereits in der Zeit bis zum 4. Jahrhundert als verschollen galt und dann von der Heiligen Helena, Mutter Konstantins des Großen, wiederentdeckt worden sein soll, war 614 durch den Sassaniden-General Farrukhan, genannt Shahrbaraz geraubt worden.
Kaiser Heraklion gelang es, sie nach einem gewonnen Feldzug gegen das Reich der Sassaniden in Persien zurückzugewinnen.
Er führte die Reliquie, wie die aktuelle Forschung vermutet, am 21. März 630 nach Jerusalem zurück und brachte sie wieder in die Grabeskirche auf dem Hügel Golgatha zurück.
Die Grabeskirche in Jerusalem auf einem Photo aus dem Jahr 1905Bis heute ist das Fest der Kreuzerhöhung, das dieses Anlasses und der ersten Auffindung durch Kaisermutter Helena der Reliquie gedenkt, vor allem in der orthodoxen Kirche ein hoher Feiertag, der allerdings am 14. September gefeiert wird.
Die Heilige Helena ist auch aus der Geschichte anderer christlicher Reliquien bekannt. So soll auf sie auch die Auffindung der Reliquien der Heiligen Drei Könige zurückgehen, die durch Kaiser Barbarossa nach Köln gebracht wurden. Auch soll sie den Heiligen Rock, das Gewand, dass Jesus vor seiner Kreuzigung trug, nach Trier gebracht haben, wo sich diese Reliquie bis heute im Dom befindet, genauso wie das angebliche Haupt Helenas.
Der Teil des Heiligen Kreuzes, den Herakleios 630 nach Jerusalem zurückbrachte, ging bereits in der Wirren der moslemischen Eroberung 638 erneut verloren und wurde angeblich 1099 wieder entdeckt, bevor er 1187 wieder an die Moslems verloren wurde.
In der Folgezeit tauchten immer wieder einzelne Splitter auf, die Teile des Wahren Kreuzes sein sollen, die heute in den verschiedensten Kirchen auf der ganzen Welt als Reliquien verehrt werden.
Ihre Echtheit ist allerdings äußerst zweifelhaft, da, würde man alle Kreuzsplitter zusammenfügen, die Menge für mehrere Kreuze ausreichen würde.

(Das Bild mit der Heimführung des Kreuzes durch Kaiser Herakleios stammt aus dem Jahre 1440 aus der Werkstatt von Hans Multscher und ist ein Teil eines Altarflügels, der heute zur Sammlung der Sammlungen der Fürsten von Waldburg-Wolfegg gehört.
Das andere Bild zeigt die Grabeskirche in Jerusalem auf einem Photo aus dem Jahr 1905)

Fulko von Laon: Beginn der Regentschaft Ludwig V. (2. März 986)

Sonntag, den 2. März 2008

Es begab sich am heutigen Tage zu Laon im Fränkischen Reich, dass Ludwig auf Lothar folgen sollte. Da der große König Lothar am heutigen Tage hier in Laon die Augen für immer schloss und in das Reich des Herrn übertrat.
Dazu war es durch die niederträchtige Tat eines Verschwörers gekommen, der den ehrwürdigen König während der heutigen Gerichtsverhandlung niederträchtig erschlagen hat.
Nun fällt die Aufgabe, das Reich zu verwalten und seinen Ruhm nach innen und außen zu mehren an seinen Sohn Ludwig.
Dieser Fortgang der Geschichte war so vorherbestimmt, da der älteste Sohn dem Vater naturgegeben auf den Thron folgt. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Fortgang zum Vorteil des Fränkischen Reiches sein wird, da Ludwig nicht nur hier in Laon auch Ludwig der Faule genannt wird.
Die Zeiten sind wahrlich ungeeignet für einen schwachen Herrscher, gilt es doch die Ansprüche des Reiches gegen aufbegehrende Nachbarmächte zu behaupten. Gott helfe uns, diesen Kampf siegreich zu bestehen und das Fränkische Reich zur erneuten Blüte zu erheben.
Doch die Regularien wollen es so wie es ist und gleichzeitig ist dies Gottes Wille – so soll es denn sein!

Als Lothar I., König von Frankreich am 2. März 986 in Laon starb, folgte ihm sein ältester Sohn Ludwig nach. Gekrönt worden war Ludwig V. bereits am 8. Juni 979, doch die Regierungsgewalt erhielt er erst mit dem Tode seines Vaters.Ludwig V. von Frankreich
Von diesem Zeitpunkt an musste er den Kampf gegen den römisch-deutschen Kaiser Otto I., den bereits sein Vater geführt hatte, fortsetzen. In diesem Kampf ging es um die Erhaltung der Herrschaft der französischen Karolinger, die durch den Einfluss Ottos I. auf den Klerus in Rom und damit auch indirekt auf die französischen Geistlichen, gefährdet wurde.
Lothar I war während einer Gerichtsverhandlung wegen Hochverrats gegen Adalbero, den Otto I. zum Erzbischof von Reims erhoben hatte. Adalberos Cousin, der spätere französische König, Hugo Capet stürmte aber das Gericht, erschlug den König und befreite damit seinen Bruder.
Großes konnte Ludwig V. nicht mehr erreichen, da er bereits am 21. Mai 987 bei einem Jagdunfall ums Leben kam. Da Ludwig keine Nachkommen hinterließ, starb mit ihm das Herrschergeschlecht der Karolinger aus.

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