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Druck des Diamant-Sutras (11. Mai 868)

Sonntag, den 11. Mai 2008

Alles, was Merkmale hat,
ist unwahr und falsch.
Wenn Du alle Merkmale als Nicht-Merkmale siehst,
dann kannst Du den Tathagata sehen.

(Textausschnitt aus dem Diamant-Sutra, nicht fiktiv)

Ausschnitt aus der Diamant Sutra

Rund 600 Jahre vor Gutenberg wurde in China das Diamant-Sutra als Holztafeldruck angefertigt und gilt damit als eines der ältesten Druckerzeugnisse der Welt.
Das Diamant-Sutra, das vermutlich im Laufe des 1. Jahrhunderts nach Christus entstanden ist, ist einer der bedeutendsten Texte des Mahayana-Buddhismus, einer der drei Hauptrichtungen dieser Religion. Im Diamant-Sutra geht es darum, dass der Mensch alle Illusionen und Vorstellungen, wie mit einem scharfen Diamanten durchtrennen sollen, um zu einer unvoreingenommenen Sicht der Welt zu gelangen.
Dieser chinesische Holztafeldruck (oder auch Blockdruck) au dem 9. Jahrhundert ist der erste Beleg für eine in China entwickelte Drucktechnik, die erst im 14. Jahrhundert nach Europa gelangte, wo der Mainzer Johannes Gutenberg sie schließlich zum Buchdruck weiterentwickelte. Bis dahin war der Holztafeldruck das gängige Druckverfahren. Heute ist vor allem der Digitaldruck führend.
Bei diesem Druckverfahren werden Text und Bildelemente, die später auf einer Seite abgedruckt werden sollen, seitenverkehrt und in einem Stück aus einer Holztafel herausgeschnitten. Das Holz wird eingefärbt und auf Papier gedrückt bzw. „gedruckt“. Werden mehrere auf diese Weise bedruckte Seiten zusammengefügt, werden diese als Blockbuch bezeichnet.
Entdeckt wurde dieses bedeutende kulturgeschichtliche Zeugnis erst 1907, in der Nähe der chinesischen Stadt Dunhuang. Heute befindet sich das Diamant-Sutra im British Museum in London.

Song Bing: Seeschlacht von Yamen (19. März 1279)

Mittwoch, den 19. März 2008

Was hat er mit mir vor?
Steht mit mir am Rande des reißenden Flusses.
‚Nie wird ein chinesischer Kaiser sein Knie vor den Mongolen beugen’ schreit er immer wieder, immer wieder schreit er es ‚nie, nie’
Fast irre erscheint mir der Blick in den Augen meines Beraters.
Was hat er mit mir vor und warum sollte ich vor den barbarischen Horden die Knie beugen. ICH? Der Kaiser von China wird nie das Knie beugen. Song Bing, letzter Kaiser aus der Chinesischen Song Dynastie
Aber warum steht Lu Xiufu mit mir in den Armen am Rande Schiffs, dem Wasser des Zhu Jiang zugewandt?
Hat er etwas Angst vor den Mongolen und will weiter mit mir fliehen?
Da schreit er es wieder heraus. ‚Nie wird ein chinesischer Kaiser sein Knie vor den Mongolen beugen’.
Wird sind doch schon so weit geflohen. Meine schöne Stadt, mein Hangzhou haben mir die Mongolen weggenommen.
Aber heute sollte alles anders werden.
Lu Xiufu hat es mir schließlich versprochen.
Meine Schiffe werden die Mongolen besiegen und alles wird wieder mir gehören, wenn meine Schiffe die Mongolen im Delta des Perlflusses geschlagen haben.
Ja, dann gehört das alles wieder mir - mein ganzes China gehört dann wieder mir.
Was tut er denn? Einen Schritt weiter auf die Reling zu. Den Fuß erhoben. Er steigt mit mir auf die Reling.
Ja sieht er denn nicht, dass unter uns das Wasser rauscht? Nur ein Schritt zu weit und wir könnten stürzen! Aber er will sicher nur meinen Mut auf die Probe stellen, damit ich zeigen kann, dass ich würdig bin mein ganzes China zu lenken, wenn meine Schiffe und Soldaten die Mongolen vertrieben haben.
Ich werde keine Angst zeigen! Nein, ich werde ganz still sein.
Noch einen Schritt tut er.
Und noch einen, aber das ist keine Planke mehr unter uns.
Wir stürzen! NEIN!!! Hilfe! Das Wasser, es kommt näher! Hilfe!!! Es bricht über uns zusammen.
So lass mich doch los Lu Xiufu lass mich ans Ufer schwimmen.
Aber er zieht mich tiefer. Immer tiefer.
Die Strömung reißt uns mit sich und er lässt mich nicht los.
Er macht auch keine Anstalten, uns zu retten.
Ich sehe nichts mehr. Die Arme und Beine, sie werden so kalt. So kalt.

Mit der Niederlage gegen die Mongolen bei der Schlacht von Yamen, einer der größten Seeschlachten der Weltgeschichte, ging in China die Song-Dynastie zu Ende, die seit 960 das Riesenreich regiert hatte.
Einer Armada von über 1000 Kriegschiffen mit mehr als 200.000 Soldaten auf Seiten der Song-Dynastie stand eine kleine Flotte von etwas mehr als 50 Schiffen und 20.0000 Soldaten der Mongolen gegenüber. Dennoch siegten die Mongolen mit einer taktischen Meisterleistung so deutlich, dass weit mehr als 100.000 Soldaten auf Seiten der Song den Tod fanden und die restlichen Einheiten entweder zerstreut oder verletzt wurden.
In einem Akt der Verzweiflung und um zu verhindern, dass sich eiern der letzte Kaiser der Song-Dynastie, der erst achtjährige Song Bing, den Mongolen ergeben müsste, stürzte sich der Kaiserberater Lu Xiufu mit dem Kind im Arm in die Fluten des Perlflusses.
Mit dem Tod Song Bings starb der letzte Kaiser der langjährigen Dynastie.
Der Niedergang der Song-Dynastie hatte aber schon zuvor begonnen.
Bereits in der Mitte des zwölften Jahrhunderts war Nordchina an die Jurchen, die Vorfahren der Mandschu-Chinesen verloren worden, die wiederum aber ihre Gebiete bis 1234 komplett an die Mongolen unter Ögedei Khan, den dritten Sohn Dschingis Khans verloren.
Größte Ausdehnung des Mongolenreiches
Von nun an versuchten die Mongolen auch den Süden Chinas unter ihre Kontrolle zu bringen, was ihnen nach und nach auch gelang.
Bereits drei Jahre vor der Schlacht von Yamen hatten die Mongolen die Song-Hauptstadt Hangzhou erobert und den jungen Thronfolger zur Flucht gezwungen, der zwei Jahre nach dem Verlust der Hauptstadt zum Kaiser gekrönt wurde, nachdem sein Bruder und Vorgänger Duanzong gestorben war.
Nach seinem Tod erlangten die Mongolen die Kontrolle über Südchina und verleibten das Land ihrem Großreich ein, das von nun an unter Kublai Khan, einem Enkel Dschings Khans von Peking aus regiert wurde.
Ihre Herrschaft über China dauerte aber weniger als 100 Jahre an. 1368 wurden sie von der Ming-Dynastie abgelöst, die fast 300 Jahre die Kontrolle über das Land haben sollte, bis sie selbst 1644 wieder von der Qing-Dynastie der Mandschu abgelöst wurde – den Nachfahren der Jurchen der Jin-Dynastie die 400 Jahre zuvor als erste ihr Gebiet an die Mongolen verloren hatten.

(Die Karte des Mongolen Reich stammt aus: Putzgers Historischer Schul-Atlas. 39. Auflage. 1917)