Tagesarchiv für den 8. März 2008

Robert M. Ludros III.: „Der Kampf des Jahrhunderts“ Joe Frazier gegen Muhammad Ali (8. März 1971)

Samstag, den 8. März 2008

„Das waren Zeiten, als noch echte Männer geboxt haben,“ sagt mein Großvater immer zu mir.
Gerade vor ein paar Tagen wieder. Da waren wir zusammen im Madison Square Garden und haben diesen Klitschko gesehen. Der soll aktuell ja der beste Schwergewichtler sein. Ist er wohl auch. „Aber weder gegen Joe Frazier noch gegen Muhammad Ali hätte der eine Chance gehabt“, sagte Großvater.
Dieser Osteuropäer, ich glaube ein Russe ist der, oder so, will ja nun auch zum Undisputed Champion werden und die Gürtel der wichtigen Boxverbände unter sich vereinigen.
„Vor mehr als drei Jahrzehnten, da habe ich hier noch echte Champions gesehen“, erzählte mein Großvater weiter „als hier der Kampf stattfand, den man heute noch den ‚Fight of the Century’ nennt. Joe Frazier gegen Muhammad Ali, die beide in ihrer Karriere unangefochtene Meister ihrer Klassen waren.
Ja, das war ein Kampf, nicht so ein verweichlichtes, taktisches Zeug wie heute.
Die haben sich noch richtig was getraut und nicht nur die ganze Zeit den Gegner auf Distanz gehalten. Und trotzdem haben beide nach 15 Runden noch gestanden – auch wenn es für Ali zwischendurch mal ganz knapp ausgesehen hat. Ja, mein Junge, 15 Runden waren das noch. 15 Runden echter Kampf und nicht wie heute nur 12.
Und die Handschuhe waren noch nicht so gepolstert.
Damals war ein Kampf unter Männern noch ein Kampf unter Männern.
Und wie habe ich mitgefiebert – für Ali. Zuerst sah es ja gut aus für ihn – und für mich, denn ich hatte drei Monatseinkommen auf ihn gesetzt. Seine Schnelligkeit sollte ihm den Sieg und mir jede Menge Geld bringen.
Tja, aber Ali hat verloren und ich auch.
Aber das war es wert. So einen Kampf sieht man nicht so oft. Und heute schon gar nicht mehr.
Und was das hier im Madison Square Garden für eine Stimmung war. Da waren echte Emotionen dabei.
Ach hättest Du nur damals schon gelebt, dann hättest Du Deinen Enkelkindern auch was darüber zu erzählen, so wie ich Dir heute!“

Am 8. Februar 1971 fand im Madison Square Garden der Boxkampf statt, der als zweiter Kampf des 20 Jahrhunderts den Namen „Fight of the Century“ tragen sollte (der erste war 1910 der Kampf zwischen James Jefferies und Jack Johnson gewesen) und den Auftakt zu insgesamt drei Kämpfen zwischen den Box-Legenden Muhammad Ali und Joe Frazier machte.
Für Ali war es erst der dritte Kampf nach seinem Comeback 1970. Er hatte 1967 den Titel aberkannt bekommen, da er nicht bereit war, in den Vietnam-Krieg zu gehen und war mit einem dreijährigen Wettkampf-Verbot belegt worden.
Frazier war Alis Nachfolger als Box-Weltmeister gewesen, nachdem er in einem Entscheidungskampf 1968 in New York gegen Buster Mathis gewonnen hatte.
Nach zwei gewonnen Comebackkämpfen 1970 forderte Ali Frazier 1971 heraus, um sich den aberkannten Titel zurückzuholen.
Viele Experten sahen Ali zunächst auch in der Favoritenrolle, vor allem wegen seiner Schnelligkeit, wohingegen andere anführten, dass Ali nach seiner langen Pause noch nicht wieder fit genug sei, um gegen einen Boxer von der Qualität Fraziers anzutreten, der darüber hinaus den weit größeren Punch habe.
Zu Beginn der Kampfes strafte Ali aber alle Kritiker lügen und gewann die ersten Runde deutlich. Aber in der sechsten Runde zeigte sich aber der deutliche Fitness-Vorsprung Fraziers und Ali begann müder und müder zu wirken. Mit seinem eisernen Willen hielt er den Kampf dennoch offen, bis Frazier ihn zum Ende der elften Runde fast zu Boden geschickt hätte – nur die Ringseile retteten Ali. Von nun an lag Frazier deutlich vorne.
In Runde 15 war es dann aber soweit. Ali ging zum erst dritten Mal in seiner Karriere zu Boden. Obwohl er relativ schnell wieder auf die Beine kam, war der Kampf entschieden, Ali konnte sich zwar noch über die Zeit retten, aber in einer einstimmigen Entscheidung der Kampfrichter gewann Frazier diesen – mit insgesamt 5 Millionen Dollar bis dahin höchst dotierten Kampf der Box-Geschichte – und verteidigte damit seinen Titel.
Für Ali war es die erste Niederlage seiner Karriere nach zuvor 31 gewonnenen Kämpfen, für Frazier der 27. Sieg seiner Karriere (bis zu diesem Zeitpunkt ohne Niederlage).
Zwei Jahre später verlor Frazier seinen Titel gegen George Foreman, der diesen wiederum ein Jahr später im wohl berühmtesten Boxkampf der Geschichte, dem „Rumble in the Jungle“ an Muhammad Ali abtreten musste.
Noch zweimal sollten sich Ali und Frazier gegenüber stehen. Im Januar 1974 gewann Ali deutlich, neun Monate bevor er selbst den Titel wieder erringen konnte, wohingegen der „Thriller in Manila“, ein Jahr nach Alis erneutem Titelgewinn ein äußerst spannender Kampf werden sollte – trotz der Erwartung eines schnelles Sieges für Ali. Dieser Kampf wird von vielen Experten heute als noch besser eingeschätzt als der „Fight of the century“.
Ali konnte diesen letzten Kampf gegen Frazier in Runde 14 gewinnen, nachdem Fraziers Trainer den Kampf abbrechen lies weil Fraziers Augen so zugeschwollen waren, dass dieser fast nichts mehr sehen konnte.

Johann Zittenberger, Herrnhuter Missionar: Das Gnadenhütten-Massaker (8.März 1782)

Samstag, den 8. März 2008

Verfroren und abgehetzt sind sie vor wenigen Stunden eingetroffen. Sie hatten gar Grausiges zu berichten, das wir zunächst gar nicht glauben konnten, denn ein Mensch kann doch zu so brutalen Taten nicht fähig sein. Doch die verstörten Blicke und die eindrückliche Schilderung von Tamansoe und Shingalin haben uns Glauben gemacht, dass es Menschen gibt, die vor nichts zurückschrecken. Nicht einmal Frauen und Kinder wurden verschont. Ein Indianer vom Stamm der Leni-Lenape
Dabei waren sie alle nur friedliche Menschen bei der Maisernte, die versuchten, einer weiteren Hungersnot zu entkommen. Aber sie wurden nicht angehört, sondern von vornherein verurteilt und ohne Möglichkeit belassen, ihre Situation darzustellen.
Die Soldaten pferchten sie in der Nacht zusammen und führten am Morgen immer zwei von ihnen ab, um sie niederknien zu lassen und anschließend die Köpfe mit einem Hammer einzuschlagen.
Schließlich trugen sie die Leichen zusammen und zündeten sie an, sodass zusammen mit ihnen die gesamte Siedlung niederbrannte.
Es ist nun zu befürchten, dass andere Angehörige dieses Stammes, auch wenn sie sich zeitweilig von ihren Brüdern und Schwestern, die zum wahren Glauben übergetreten sind, distanzierten, zur Vergeltung aufrufen werden und in diesen unruhigen Zeiten für weiteres Blutvergießen sorgen werden.
Dies muss Anlass für uns alle sein noch entschiedener als zuvor unsere Mission zu verfolgen und die frohe Botschaft von Jesus Christus mit aller uns möglichen Nachdrücklichkeit weiter zu verbreiten.

Im 18. Jahrhundert kamen die so genannten Herrnhuter Brüder oder auch Mährischen Brüder nach Nordamerika und stießen mit ihren christlichen Predigten und Aufrufen zur Gewaltlosigkeit vor allem bei den Ureinwohnern auf Gehör. Die aus Deutschland stammende protestantische Glaubensgemeinschaft missionierte vor allem die amerikanischen Ureinwohner und hatte enormen Einfluss auf die konvertierten Indianer, die als Mährische Indianer oder Moravian Indians bezeichnet werden. Sie lebten fortan in Ortschaften, die Namen wie Betlehem, Salem oder Gnadenhütten trugen. Hier züchteten sie Pferde, betrieben Landwirtschaft, feierten jeden Tag Gottesdienst und kleideten sich wie die Weißen.
Taufe von Indianern durch Mährische Brüder
Die Herrnhuter Brüder lebten häufig aber auch mit Indianerstämmen zusammen, die nicht konvertierten, da sie bei vielen Stämmen einen guten Ruf genossen und um Rat gefragt wurden. Die Missionsarbeit wurde selbstverständlich zu keinem Zeitpunkt vernachlässigt.
Besonderen Einfluss hatten die Herrnhuter Brüder auf den Stamm der Delaware, die auch als Leni Lenape bekannt sind. Dieser Stamm war im Nordosten der heutigen USA ansässig.
Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges war der Stamm der Delaware uneinig auf welcher Seite sie kämpfen sollten. Doch diese Entscheidung war von großer Bedeutung, da ihr Siedlungsgebiet zwischen wichtigen Stützpunkten der verfeindeten Kriegsparteien lag. Schließlich zerfiel der Stamm in drei Lager, eines, das sich den Amerikanern anschloss, eines das sich den Briten anschloss und schließlich das dritte Lager, in dem sich die christlichen Indianer zusammenfanden. Im Sommer des Jahres 1781 verhielten sich nur noch die Leni Lenape in der Herrnhuter Mission neutral. In ihrer Lage zwischen den Fronten wurden diese christlichen Indianer von beiden Seiten schikaniert und litten vor allem während des Winters Hunger. So begaben sich einige Leni Lenape Anfang 1782 nach Gnadenhütten, um die Maisernte vorzunehmen, die im vergangenen Herbst nicht eingebracht werden konnte.
Anfang März 1782 verfolgten Soldaten der Pennsylvania-Miliz unter Captain David Williamson feindliche Indianer und erreichten dabei den Ort Gnadenhütten, wo sie dort mit der Ernte beschäftigen Leni Lenape verdächtigten einige Ortschaften überfallen zu haben. Trotz der Verneinung dieser Vorwürfe wurden die Indianer gefangengenommen und über Nacht eingesperrt. Am nächsten Morgen wurden Männer, Frauen und Kinder auf brutale Weise getötet. Insgesamt wurden am 8.März 1782 28 Männer, 29 Frauen und 39 Kinder ermordet. Die Leichen wurden in den Hütten aufgebahrt und angezündet. Durch zwei Überlebende wurden die Missionare von den Vorfällen in Kenntnis gesetzt, sodass sie das Gnadenhütten Massaker in ihren ausführlichen Missions-Aufzeichnungen festhalten konnten.
Die Empörung über das Gnadenhütten Massaker war bei vielen Siedlern groß, doch zu einer gerichtlichen Untersuchung des Vorfalls kam es nicht.´