Tagesarchiv für den 20. März 2008

Geschichtsstudent: Thronbesteigung Henry V. (20. März 1413)

Donnerstag, den 20. März 2008

Henry, Henry und noch ein Henry – da blickt man ja nun wirklich nicht mehr durch.
Warum konnten die Engländer bei der Namensgebung ihrer Könige nicht etwas kreativer sein? Wollten sie späteren Generationen das Leben ganz bewusst erschweren oder sind ihnen wirklich keine anderen Namen eingefallen oder hatten sie schlicht Angst, den Namen ihrer Kinder zu vergessen?
Nicht allzu lange Zeit vor der geballten Ansammlung an Henry auch schon drei verschiedene Edwards, die die Herrschaft über England ausübten. Da kann man doch wirklich auf den Gedanken kommen, dass die Namensgebung im englischen Hochadel eine bösartige Laune der Geschichte war.
Wie soll man sich das nur merken und am besten noch in der richtigen Reihenfolge und selbstverständlich mit der passenden Ereignisgeschichte im Hintergrund.
Kein Wunder, dass mir der Kopf qualmt!

Am 20. März 1413 folgt Henry V. seinem Vater IV. auf den englischen Thron und ist damit der zweite König aus dem Hause Lancaster.
Henry war der Enkel John of Gaunts, dem dritten Sohn Edward III. Während sein Vater im Exil weilte, wurde ein Schützling Richard II. Als Henry IV. im Jahr 1399 den Thron ursupierte, wurde Henry V. zum Thronerben. Im Oktober des Jahres 1400 wurde dem erst 1387 geborenen Henry die Herrschaft über Wales anvertraut. Bis in das Jahr 1410 hinein musste Henry sich mit verschiedenen Aufständen in Wales befassen, von denen er einen nur knapp und Dank hervorragender medizinischer Versorgung überlebte. Gleichzeitig übte er zunehmenden Einfluss auf die Regierungsgeschäfte seines Vaters aus.
Ab 1410 bedrängte seinen gesundheitlich angeschlagenen Vater, die Regierungsgeschäfte aus eben diesen Gründen niederzulegen, woraufhin er aller seiner Ämter enthoben wurde. Kurz vor dem Tod Henry IV. wurden diese Maßnahmen aber wieder rückgängig gemacht.
Mit dem Tod Henry IV. wurde Henry V. zum Thronerben und damit zum englischen König.
Die ersten Regierungsjahre des zweiten Lancaster-Königs können als durchaus erfolgreich bezeichnet werden, denn die Einnahmen des Hofes überstiegen erstmals seit langem die Ausgaben und der langjährige Gegner Frankreich befand sich in einem Bürgerkrieg, sodass die Franzosen kaum an außenpolitische Aktivitäten denken konnten. Innenpolitisch bemühte sich Henry darum, die Zwistigkeiten innerhalb des englischen Adels, die durch die Thronbesteigung seines Vaters entstanden waren, zu beseitigen. Ein wichtiger Punkt in dieser Hinsicht war die Rehabilitierung Richard II, dessen Leichnam Henry in der Westminster Abbey beisetzen ließ. Auch enteignete Adelsfamilien wie York und Mortimer wurden wieder in ihre Rechte eingesetzt.
Dennoch kam es bereits 1415 zu einer Verschwörung einer Gruppe Adeliger gegen den König, die zum Ziel hatte den Regenten abzusetzen und an seiner Stelle Edmund Mortimer, den 5. Earl of March auf den Thron zu bringen. Doch Letzterer verriet die Pläne, sodass die Verschwörer rechtzeitig dingfest gemacht werden konnten. Die Rädelsführer wurden in der Folge hingerichtet.
Außenpolitisch nahm Henry V. den Kampf gegen Frankreich wieder auf, da England formal weiterhin einen Anspruch auf den französischen Thron erhob. Diesbezügliche Verhandlungen mit Frankreich scheiterten erwartungsgemäß, sodass im August des Jahres 1415 ein rund 10.000 Mann umfassendes englisches Heer in der Normandie landete.
Am 21. Mai 1420 wurde schließlich der Vertrag von Troyes geschlossen, in dem Henry als Erbe und König von Frankreich anerkannt wurde. Zur Stärkung dieses Vertrages heiratete Henry V. die Tochter des bisherigen Königs von Frankreich – Katharina von Valois.
In dieser Situation befand sich Henry auf dem Höhepunkt seiner Macht, da er die englischen Ansprüchen in Frankreich durchgesetzt hatte, zudem mit den meisten Staaten Westeuropas diplomatische Beziehungen pflegte und zusammen mit dem deutschen Kaiser Sigismund das Schisma mit der Wahl Martin V. zum Papst beendet hatte.
Trotz dieser starken Position Henry V. konnte der Konflikt mit Frankreich nicht vollständig beigelegt werden, da der französische Kronprinz Karl den Vertrag von Troyes nicht anerkannt und den französischen Widerstand gegen England anführte.
1421 kehrte Henry V. aus England nach Frankreich zurück und verstarb dort am 31. August 1422 in der Nähe von Paris an der Ruhr.
Sein Sohn Henry war erst wenige Monate alt und noch nicht in der Lage die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, sodass zunächst eine Gruppe von Regenten, unter anderem Humphrey, Herzog von Gloucester und John of Lancaster, 1. Herzog von Bedford die Regierungsgeschäfte führten – Humphrey übte die Herrschaft in England aus, während John für Frankreich zuständig war.