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Weihbischof Johannes von Sickingen: Reichsdeputationshauptschluss (25. Februar 1803)

Montag, den 25. Februar 2008

Das war es also. Eine Ära geht zu Ende. Die Zeit des Einflusses der Kirche in weltlichen Angelegenheiten im Heiligen Römischen Reich geht vorbei. Aller Landbesitz und Einfluss in den Flächenterritorien ist verloren.
Am Ende über unseren Kopf hinweg entschieden. Ohne unsere Teilnahme an den Schlussberatungen. Aber eigentlich haben wir das selbst verschuldet.
Unter dem Eindruck des Unabwendbaren haben wir wie kleine Trotzköpfe darauf verzichtet anwesend zu sein, wenn unser Ende, auch das Ende meines Bistums Freiburg als weltlicher Macht, besiegelt wird.
Aber hätten wir überhaupt etwas ändern können?
Die weltlichen Fürsten, die links des Rheins von Frankreich ihrer Besitzungen beraubt wurden wollten Kompensation. Diese haben sie bekommen – nur die Kirche wird keine Kompensation erhalten.

Der immerwährende Reichstag in Regensburg trat 1594 an die Stelle der immer wieder einberufenen zeitlich begrenzten Reichstage. Statt regelmäßiger Kongresse gab es nun ein dauerhaftes Podium für die Verhandlungen der Fürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.Der Immerwährende Reichstag in Regensburg - Darstellung in einem Kupferstich
Dieser Reichstag beschloss am 25. Februar 1803, heute vor 205 Jahren, unter dem Eindruck der an Frankreich verlorenen linksrheinischen Territorien des Reiches, den Reichsdeputationshauptschluss.
In diesem wurde beschlossen, dass die Fürstentümer, die linksrheinische Gebiete an Frankreich hatten abtreten müssen, mit Gebieten rechts des Rheins entschädigt werden sollten.
Diese geschah auf zwei Wegen:
Zum einen über eine Säkularisierung aller geistlichen Fürstentümer, mit Ausnahme von Mainz, das aber auch alle rechtsrheinischen Besitzungen abtreten musste.
Zum anderen wurden kleine Reichsstände, vor allem also kleinere Territorialstaaten und Reichstände mediatisiert, es wurde ihnen also ihre Reichsunmittelbarkeit, genommen, was unter anderem bedeutete, dass sich nicht mehr als eigenständige Reichsstände unmittelbar am Reichstag vertreten sein konnten, sondern nur noch mittelbar, über die Fürstentümer, denen sie nun zugeteilt wurden und in deren Hoheitsgebiet sie aufgingen.
Im Ergebnis waren die Beschlüsse aber keineswegs nur eine Kompensation für die linksrheinischen Fürstentümer – für einige bedeuteten sie darüber hinaus sogar eine deutliche Vergrößerung. So blieb für Preußen z.B. ein Reingewinn an Einwohnern von ca. 460.000, Baden konnte viermal so viel Fläche gewinnen, wie es linksrheinisch verloren hatte.
Der Reichsdeputationshauptschluss war das letzte große Gesetzt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Es setzte seinen bereits lange zuvor eingeleiteten Niedergang fort.
Sein Ende fand es am 6. August 1806 mit der Verkündung der Entscheidung Kaiser Franz’ die Kaiserkrone des Reiches niederzulegen – der alle ihm gehörenden Erblande in der Folge als Kaiser von Österreich regierte, aber nun keinen Einfluss mehr auf die Gebiete der anderen Reichsfürsten ausüben konnte.

Flugblatt: Wahl zum Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent (24. Februar 1793)

Sonntag, den 24. Februar 2008

Aufruf an die unterdrückten Menschen in Deutschland, im Namen der Fränkischen Republik von Custine, Fränkischen Bürger und General der Republikanischen Armeen.
Für den 24. Februar wird zur Wahl des Rheinisch-Deutschen-Nationalkonventes aufgerufen!
Euer eigener ungezwungener Wille soll Euer Schicksal entscheiden, indem die Repräsentanten des Konvents am besagten Tag gewählt werden.
Fränkischer Bürger und General der Republikanischen Armee, Custine

Unter der Mainzer Republik wird der Zeitraum vom 21. Oktober 1792 bis zum 23. Juli 1793 verstanden. In dieser Zeitspanne haben die französischen Besatzer zusammen mit den deutschen Jakobinern versucht, das linksrheinische Gebiet zwischen Bingen, Mainz und Landau zu einer Republik nach französischem Vorbild, umzugestalten.
Die Mainzer Republik umfasste also nur den relativ kurzen Zeitraum von neun Monaten. Die Kürze ihres Bestehens spiegelt aber nicht die Bedeutung wider, die die Mainzer Republik in der deutschen Geschichte einnimmt.
Nach der preußisch-österreichischen Niederlage bei Valmy, stieß der französische General Custine im September/Oktober 1792 mit seiner Armee von Landau über Speyer und Worms bis nach Mainz vor. Mit diesem Vorstoß hatte Custine eines der politisch zersplittertsten Gebiete des Reiches unter seine Kontrolle gebracht. Unzählige Feudalherren, angefangen beim Kaiser, übten ihre absolutistische Herrschaft in diesem Gebiet aus. Die Gesellschaftsstruktur rund um und auch in Mainz war vom Ancien Regime geprägt. Die Besitzverhältnisse sahen dementsprechend aus. Adel und Geistliche stellten einen sehr geringen Bevölkerungsanteil von etwa 5%, besaßen aber ca.60% des Landes. Das Bürgertum, die Mehrheit der Bevölkerung, hatte dagegen nur sehr wenig Grundbesitz. Der große Teil der Bevölkerung lebte auf dem Land und hatte einen deutlich geringeren Lebensstandart als die Stadtbewohner. Das diese Konstellation ein gewisses Konfliktpotential barg, ist offensichtlich.
Auf seinem Weg nach Mainz hatte sich Custine bemüht, die Bevölkerung als einen potentiellen Partner zu behandeln, ganz nach seinem Motto „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“. Mit dieser Vorgehensweise schaffte es der General, vor allem die Landbevölkerung zu beeindrucken und zu einem nicht geringen Teil für die französische Sache zu gewinnen.
Nach nur kurzer Belagerung kapituliert Mainz am 21.Oktober 1792. Damit hatte die Mainzer Republik ihren Anfang gefunden.
Unmittelbar nach der Kapitulation begründeten Professoren und Studenten der Universität, sowie einige Kaufleute der Stadt eine Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit. Diese Gesellschaft fand bei den französischen Besatzungstruppen rege Unterstützung, ebenso wie die anderen Jakobinerklubs, die im linksrheinischen Gebiet zwischen Bingen, Mainz und Landau entstanden sind. Jakobinischer FreiheistbaumDer französische General Custine verkündete in einer Proklamation vom 25. Oktober 1792, dass die kurfürstliche Regierung in Mainz vorerst im Amt belassen werden sollte; so lange, bis das Volk einen eigenen Willen verkündet. Ein für eine Besatzungsmacht eher untypisches Verhalten, doch entsprach es dem französischen Bestreben, nicht als Unterdrücker, sondern als Befreier gekommen zu sein.
In allen Orten, in denen sich die Bevölkerung für die Ideen der Franzosen begeisterte, wurden die so genannten Freiheitsbäume errichtet. So auch auf dem Mainzer Höfchen.
Trotz aller Bemühungen der Jakobiner und Franzosen, die Bevölkerung von den revolutionären Ideen zu überzeugen, ließ sich diese nicht im gewünschten Maße gewinnen. Aus diesem Grund beschloss der Pariser National Konvent am 15. Dezember 1792, dass die Revolution in den besetzten Gebieten umgesetzt werden solle. Dieser Beschluss stellte eine Wende in der Besatzungspolitik der Franzosen dar.
Ab Anfang Januar 1793 traten die aus Paris gesandten Kommissare in das Zentrum der Mainzer Verwaltung. Ihnen ging es darum, die französische Staatsorganisation in den besetzten Gebieten durchzusetzen und die Wahlen zum Rheinisch-Deutschen-Nationalkonvent am 24. Februar durchzuführen.
Diese Bemühungen stießen bei der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe, zum Teil sogar auf erheblichen Widerstand. Diese Umstände führten dazu, dass vor den Wahlen ein Eid mit folgendem Wortlaut abgelegt werden musste:
„Ich N.N., schwöre treu zu sein dem Volke und den Grundsätzen der Freiheit und Gleichheit und entsage hierdurch feierlichst sowohl dem Kurfürsten (oder wenn es in anderen Gegenden ist, dem Bischofe zu Worms oder zu Speyer, dem Kaiser als Grafen von Falkenstein, dem Fürsten von Nassau-Weilburg) und seinem Anhang als auch allen meinen bisher genossenen Privilegien und Vorrechten.“
Die Proteste, die sich gegen diesen Eid richteten, waren enorm. Und auch die Wahlbeteiligung war in vielen Orten äußerst gering. Es ist allerdings anzumerken, dass diese Wahlen zum Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent am 24. Februar 1793, auch wenn sie zahlreiche Schwächen aufwiesen, die ersten Wahlen in Deutschland waren, die dem Prinzip der Volkssouveränität verpflichtet sind, waren.
Am 17.03.1793 trat der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent zusammen. Er stellte gewissermaßen den Höhepunkt der Revolutionskampagne in der Mainzer Republik dar. Der Nationalkonvent sollte in Zukunft die Belange der Republik vertreten und die revolutionären Gedanken in geltendes Recht umsetzen.
Nur einen Tag später, erklärte das Parlament die linksrheinischen Gebiete für unabhängig und proklamierte den Rheinisch-Deutschen Freistaat.
Bereits am 21. März beschlossen die Abgeordneten, den Antrag auf Vereinigung des Rheinisch-Deutschen Freistaates mit Frankreich zu stellen. Wenige Tage danach, am 30. März, wurde dieses Ansinnen von Pariser Nationalkonvent angenommen.
Inzwischen hatten sich die kaiserlichen Armeen erholt und zum Gegenschlag ausgeholt. Sie eroberten das Mainzer Umland und belagerten die Stadt Mainz. In der Folge der Belagerung wurde der Konvent aufgelöst und zahlreiche Abgeordnete flohen aus der Stadt.
Am 22. Juli 1793 kapitulierte Mainz. Das Ende der Mainzer Republik war damit besiegelt und der Versuch die Ideen der französischen Revolution in Deutschland umzusetzen gescheitert.

Sonderausgabe der London Tribune: KRIEG! Frankreich erklärt Großbritannien den Krieg (1. Februar 1793)

Freitag, den 1. Februar 2008

London, Paris: Seit heute Vormittag befindet sich Großbritannien im Krieg mit Frankreich.
Der französische Emmisär Jean-Christophe de la Guillotine übergab um 7.00 a.m. Londoner Zeit eine entsprechende Depesche an den Secretary of State for Foreign Affairs, Lord Grenville.
Nach der Weitergabe der Nachricht an Prime Minister Pitt berief dieser sofort ein Kriegskabinett ein, dessen Besprechungen zur Stunde noch andauern. Erste Verlautbarungen lassen vermuten, dass nun schnellstmöglich neue Truppen ausgehoben werden sollen, um die Armee zu unterstützen, die sich wegen der Sicherheitslage auf dem Kontinent bereits im Alarmzustand befindet. Die vollständige Mobilmachung ist nur noch eine Frage der Zeit.Kriegserklärung Frankreichs an Großbritannien im Ersten Koalitionskrieg
Augenscheinlich sollen sobald als möglich Beratungen mit den Regierungen Preußens uns Österreichs aufgenommen werden, die sich bereits seit dem 20. April des vergangen Jahres mit Frankreich im Krieg befinden und deren erklärtes Ziel es ist, gemäß der Pillnitzer Deklaration von 1791, „den König von Frankreich in die Lage zu versetzen, in vollkommener Freiheit die Grundlage einer Regierungsform zu befestigen, welche den Rechten der Souveräne und dem Wohle Frankreichs entspricht“.
King George III. rief in einer ersten Verlautbarung das Volk dazu auf, Ruhe zu bewahren. Zur Zeit gäbe es, entgegen bereits seit Wochen kursierende Gerüchte, noch keinerlei Hinweise, dass Frankreich eine Invasion Großbritanniens plane. Er sei vielmehr davon überzeugt, dass es, wenn König, Regierung und Volk fest zusammen stünden, schnell möglich sein werde das revolutionäre Gespenst Frankreichs, gemeinsam mit den kontinentalen Mächten, zu vertreiben.
Seit 1792 befand sich Frankreich im sogenannten Ersten Koalitionskrieg mit Österreich, Preußen und Sardinien-Piemont. Der Koalition waren Ende Januar bereits Spanien, die Vereinigten Niederlande und Neapel beigetreten. Mit der Kriegserklärung Frankreichs an Großbritannien vom 1. Februar 1793 wurde die Koalition um die führende Seemacht der Welt erweitert. 1793 musste Frankreich zunächst mit Rückschlägen leben, erholte sich aber rasch wieder und bereits im folgenden Jahr konnten Revolutionstruppen den französischen Expansionsgelüsten mit großräumigen Eroberungen Auftrieb verleihen.
Schlacht von Valmy, Erster KoalitionskriegNeben der Besetzung Belgiens fiel auch das Rheinland in französische Hand und darüber hinaus gelang eine erfolgreiche Invasion über die Pyrenäen nach Spanien. Nachdem 1795 auch die Vereinigten Niederlande an Frankreich fielen, musste Großbritannien auch auf dem diplomatischen Parkett einen schweren Rückschlag erleiden, da es nicht gelang Preußen und Spanien im Krieg zu halten, die den Frieden von Basel mit Frankreich schlossen.
Die französischen Erfolge setzten sich 1796 und 1797 fort, vor allem Napoleon war mit seiner Armee in Italien sehr erfolgreich gegen die Heere Österreichs und Sardiniens, woraufhin letzteres ebenfalls aus dem Krieg ausscheiden musste. Im Frieden von Campo Formio schied schließlich auch Österreich aus der Koalition aus, so dass Großbritannien zunächst alleine im Krieg verblieb – bis es 1798 zu einer Neuauflage der Allianz mit Österreich und damit zur Zweiten Koalition kam.

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