Flugblatt: Wahl zum Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent (24. Februar 1793)
Sonntag, den 24. Februar 2008Aufruf an die unterdrückten Menschen in Deutschland, im Namen der Fränkischen Republik von Custine, Fränkischen Bürger und General der Republikanischen Armeen.
Für den 24. Februar wird zur Wahl des Rheinisch-Deutschen-Nationalkonventes aufgerufen!
Euer eigener ungezwungener Wille soll Euer Schicksal entscheiden, indem die Repräsentanten des Konvents am besagten Tag gewählt werden.
Fränkischer Bürger und General der Republikanischen Armee, Custine
Unter der Mainzer Republik wird der Zeitraum vom 21. Oktober 1792 bis zum 23. Juli 1793 verstanden. In dieser Zeitspanne haben die französischen Besatzer zusammen mit den deutschen Jakobinern versucht, das linksrheinische Gebiet zwischen Bingen, Mainz und Landau zu einer Republik nach französischem Vorbild, umzugestalten.
Die Mainzer Republik umfasste also nur den relativ kurzen Zeitraum von neun Monaten. Die Kürze ihres Bestehens spiegelt aber nicht die Bedeutung wider, die die Mainzer Republik in der deutschen Geschichte einnimmt.
Nach der preußisch-österreichischen Niederlage bei Valmy, stieß der französische General Custine im September/Oktober 1792 mit seiner Armee von Landau über Speyer und Worms bis nach Mainz vor. Mit diesem Vorstoß hatte Custine eines der politisch zersplittertsten Gebiete des Reiches unter seine Kontrolle gebracht. Unzählige Feudalherren, angefangen beim Kaiser, übten ihre absolutistische Herrschaft in diesem Gebiet aus. Die Gesellschaftsstruktur rund um und auch in Mainz war vom Ancien Regime geprägt. Die Besitzverhältnisse sahen dementsprechend aus. Adel und Geistliche stellten einen sehr geringen Bevölkerungsanteil von etwa 5%, besaßen aber ca.60% des Landes. Das Bürgertum, die Mehrheit der Bevölkerung, hatte dagegen nur sehr wenig Grundbesitz. Der große Teil der Bevölkerung lebte auf dem Land und hatte einen deutlich geringeren Lebensstandart als die Stadtbewohner. Das diese Konstellation ein gewisses Konfliktpotential barg, ist offensichtlich.
Auf seinem Weg nach Mainz hatte sich Custine bemüht, die Bevölkerung als einen potentiellen Partner zu behandeln, ganz nach seinem Motto „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“. Mit dieser Vorgehensweise schaffte es der General, vor allem die Landbevölkerung zu beeindrucken und zu einem nicht geringen Teil für die französische Sache zu gewinnen.
Nach nur kurzer Belagerung kapituliert Mainz am 21.Oktober 1792. Damit hatte die Mainzer Republik ihren Anfang gefunden.
Unmittelbar nach der Kapitulation begründeten Professoren und Studenten der Universität, sowie einige Kaufleute der Stadt eine Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit. Diese Gesellschaft fand bei den französischen Besatzungstruppen rege Unterstützung, ebenso wie die anderen Jakobinerklubs, die im linksrheinischen Gebiet zwischen Bingen, Mainz und Landau entstanden sind. Der französische General Custine verkündete in einer Proklamation vom 25. Oktober 1792, dass die kurfürstliche Regierung in Mainz vorerst im Amt belassen werden sollte; so lange, bis das Volk einen eigenen Willen verkündet. Ein für eine Besatzungsmacht eher untypisches Verhalten, doch entsprach es dem französischen Bestreben, nicht als Unterdrücker, sondern als Befreier gekommen zu sein.
In allen Orten, in denen sich die Bevölkerung für die Ideen der Franzosen begeisterte, wurden die so genannten Freiheitsbäume errichtet. So auch auf dem Mainzer Höfchen.
Trotz aller Bemühungen der Jakobiner und Franzosen, die Bevölkerung von den revolutionären Ideen zu überzeugen, ließ sich diese nicht im gewünschten Maße gewinnen. Aus diesem Grund beschloss der Pariser National Konvent am 15. Dezember 1792, dass die Revolution in den besetzten Gebieten umgesetzt werden solle. Dieser Beschluss stellte eine Wende in der Besatzungspolitik der Franzosen dar.
Ab Anfang Januar 1793 traten die aus Paris gesandten Kommissare in das Zentrum der Mainzer Verwaltung. Ihnen ging es darum, die französische Staatsorganisation in den besetzten Gebieten durchzusetzen und die Wahlen zum Rheinisch-Deutschen-Nationalkonvent am 24. Februar durchzuführen.
Diese Bemühungen stießen bei der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe, zum Teil sogar auf erheblichen Widerstand. Diese Umstände führten dazu, dass vor den Wahlen ein Eid mit folgendem Wortlaut abgelegt werden musste:
„Ich N.N., schwöre treu zu sein dem Volke und den Grundsätzen der Freiheit und Gleichheit und entsage hierdurch feierlichst sowohl dem Kurfürsten (oder wenn es in anderen Gegenden ist, dem Bischofe zu Worms oder zu Speyer, dem Kaiser als Grafen von Falkenstein, dem Fürsten von Nassau-Weilburg) und seinem Anhang als auch allen meinen bisher genossenen Privilegien und Vorrechten.“
Die Proteste, die sich gegen diesen Eid richteten, waren enorm. Und auch die Wahlbeteiligung war in vielen Orten äußerst gering. Es ist allerdings anzumerken, dass diese Wahlen zum Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent am 24. Februar 1793, auch wenn sie zahlreiche Schwächen aufwiesen, die ersten Wahlen in Deutschland waren, die dem Prinzip der Volkssouveränität verpflichtet sind, waren.
Am 17.03.1793 trat der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent zusammen. Er stellte gewissermaßen den Höhepunkt der Revolutionskampagne in der Mainzer Republik dar. Der Nationalkonvent sollte in Zukunft die Belange der Republik vertreten und die revolutionären Gedanken in geltendes Recht umsetzen.
Nur einen Tag später, erklärte das Parlament die linksrheinischen Gebiete für unabhängig und proklamierte den Rheinisch-Deutschen Freistaat.
Bereits am 21. März beschlossen die Abgeordneten, den Antrag auf Vereinigung des Rheinisch-Deutschen Freistaates mit Frankreich zu stellen. Wenige Tage danach, am 30. März, wurde dieses Ansinnen von Pariser Nationalkonvent angenommen.
Inzwischen hatten sich die kaiserlichen Armeen erholt und zum Gegenschlag ausgeholt. Sie eroberten das Mainzer Umland und belagerten die Stadt Mainz. In der Folge der Belagerung wurde der Konvent aufgelöst und zahlreiche Abgeordnete flohen aus der Stadt.
Am 22. Juli 1793 kapitulierte Mainz. Das Ende der Mainzer Republik war damit besiegelt und der Versuch die Ideen der französischen Revolution in Deutschland umzusetzen gescheitert.