Archiv des Tags ‘Kultur’

Uraufführung von „De Waber“ (26. Februar 1893)

Dienstag, den 26. Februar 2008

DER ALTE BAUMERT (springt auf, hingerissen zu deliranter Raserei): Haut und Hemde. All’s richtig, ‚s is der Armut Haut und Hemde. Hier steh ich, Rober Baumert, Webermeister von Kaschbach. Wer kann vortreten und sagn … Ich bin ein braver Mensch gewest mei Lebelang, und nu seht mich an! Was hab ich davon? Wie seh ich aus? Was haben se aus mir gemacht? Hier wird der Mensch langsam gequält. (Er reckt seine Arme hin.) Dahier, greift amal an, Haut und Knochen. Ihr Schurken all, ihr Satansbrut!! (Er bricht weinend vor verzweifeltem Ingrimm auf einem Stuhl zusammen).
ANSORGE (schleudert den Korb in die Ecke, erghebt sich, am ganzen Leib zitternd vor Wut, stammelt hervor): und das muß anderscher wern, sprech ich, jetzt uf der Stelle. Mir leiden’s ni mehr! Mir leiden’s ni mehr, mag kommen was will. [...]

Ein Plakat zu Hauptmanns Drama 'Die Weber' von Emil Orlik

BÄCKER: Was wir nicht gutwillig kriegen, das nehmen wir mit Gewalt.
DER ALTE HILSE: Mit Gewalt? (Lacht.) nu da laßt euch bald begraben dahier. Se wern’s euch beweisen, wo de Gewalt steckt. Nu wart ock, Pirschl!
JÄGER: Etwa wegen a Soldaten? Mir sein auch Soldat gewest. Mit a paar Kompanien wern mir schonn fertig werden.
DER ALTE HILSE: Mid’n Maule, da gloob ich’s. Und wenn ooch: zwee jagt’r naus, zehne kommen wieder rein.
STIMMEN (durchs Fenster): Militär kommt. seht euch vor!
(Text: Gerhart Hauptmann)

Am 26. Februar 1893 wird Gerhard Hauptmanns Drama in Dialektform „De Waber“ im neuen Theater in Berlin exklusiv für die Mitglieder der Freien Bühne uraufgeführt. Erst mehr als ein Jahr später, am 25. September 1984 kommt es zur öffentlichen Aufführung des Dramas „Die Weber“ im Deutschen Theater in Berlin.
Hauptmann schildert in diesem Drama, das im Allgemeinen als sein bedeutendstes Werk gilt, das Schicksal der schlesischen Weber, die sich im Jahr 1844 im bekannten Schlesischen Weberaufstand erhoben hatten. Gerhart Hauptmann
Grund für diesen Aufstand waren die sozialen Umstände, die die Weber in dieser Region besonders hart trafen. Zum einen waren die meisten Weber einem Feudalherren verpflichtet und mussten Diesem Abgaben leisten und zum anderen waren sie Heimarbeiter, die einem so genannten Verleger zuarbeiteten. Da durch die einsetzende Industrialisierung vor allem in England immer mehr mechanische Webstühle eingesetzt wurden, kam es zu einem deutlichen Preisverfall, den die Weber in Schlesien durch schnellere und längere Arbeit auszugleichen versuchten. Bereits Kinder wurden in die Arbeiten einbezogen. Die Anschaffung von modernen Webstühlen war für die einzelnen Weber nicht zu finanzieren, sodass sie keine Chance hatten mit ihrer Produktion mit den technischen Neuerungen mitzuhalten.
Erschwerend hinzu kam noch, dass das Eulengebirge zu einer der bevölkerungsreichsten Regionen in Schlesien zählte und es daher einen Arbeitskräfteüberschuss gab.
Am 3. Juni 1844 erhoben sich die Weber schließlich und zogen zur Firma der Gebrüder Zwanziger, die als Verleger tätig waren. Einige Anführer des Aufstandes wurden verhaftet und damit schien für die Brüder Zwanziger das Problem beseitig zu sein, doch am 4. Juni formierte sich ein Protestzug, der die Befreiung der inhaftierten Weber sowie Lohnerhöhungen forderte. Da die Brüder Zwanziger jegliche Verhandlungen ablehnten, stürmte die aufgebrachte Menge das Anwesen, zerstörte die Einrichtung und zwang die Besitzer zur Flucht nach Breslau.
An den folgenden Tagen zogen die Weber auch zu anderen Fabrikanten und Verlegern, um dort ihre Forderungen geltend zu machen. Wer sich ihnen widersetzte, hatte ähnliche Konsequenzen zu spüren bekommen wie die Gebrüder Zwanziger.
Schließlich griff das preußische Militär ein und schlug den Weberaufstand am 6. Juni 1844 nieder. Zahlreiche Weber wurden verhaftet und verurteilt.
Gerhard Hauptmann schildert die damaligen Zustände in sehr eindringlicher Weise, indem er nicht einzelne Protagonisten in den Vordergrund treten lässt, sondern das Schicksal einer ganzen Gruppe von Webern schildert.

Erich Kästner: Geburt Erich Kästners (23. Februar 1899)

Samstag, den 23. Februar 2008

Ein Mensch, der Ideale hat,
der hüte sich, sie zu erreichen!
Sonst wird er eines Tages anstatt
sich selber andren Menschen gleichen.
(Erich Kästner)

Briefmarke mit einer Szene aus Emil und die Detektive zu Ehren von Erich Kästner

Was auch geschieht -
nie sollt ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht,
auch noch zu trinken.
(Erich Kästner)

Der Schriftsteller, Kabarettist und Drehbuchautor Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren, er studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaften und arbeitete später als Journalist. außerdem absolviert er eine Ausbildung zum Schulmeister (Lehrer).
Zu seiner Mutter Ida hatte Kästner ein sehr intensives Verhältnis, das sich auch in zahlreichen Briefen wiederspiegelt.
Schon früh fiel Erich Kästner als scharfzüngiger Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Verlogenheit auf. Deutlich wird diese Haltung vor allem in seinen Lyrikbänden, in denen der die Zustände der Gesellschaft sowie die Kurzzeitigkeit vieler Zeitgenossen anprangert.
In seinen Kinder- und Jugendbüchern zeigt er hingegen wie man ein Musterschüler und Lausebengel zugleich sein kann und verkörpert damit die Wunschvorstellung vieler Kinder und Jugendlicher. Heute gehört Erich Kästner vor allem wegen seiner Kinderbücher zu einem der meist gelesenen deutschen Autoren der Welt.
Erich Kästner starb am 29. Juli 1974 in München.

Ein Bibliophiler: Geburt Hartmann Schedels (13. Februar 1440)

Mittwoch, den 13. Februar 2008

Jedes Mal, wenn ich das Faksimile dieser Inkunabel aus dem Regal hervorziehe taucht vor mir eine vollkommen andere Welt auf. Das Mittelalter wird ganz plötzlich wieder lebendig. Stadtansichten laden ein, zum Eintauchen in die verwinkelten Gässchen und die kleinen Handwerksstuben, das bunte Treiben eines Markttages. Bild einer alten Bibliothek
Dieses Vergnügen verdanke ich in erster Linie Hartmann Schedel und seiner eindrucksvollen Weltchronik. Er fängt die Stimmung seiner Zeit auf brillante Weise ein und schafft so ein lebendiges Bild seiner Gegenwart.
Wenn es nach mit ginge würde ich mich ja um eines der wenigen noch verbliebenen Originale bemühen, sofern eines auf den Markt kommt, vielleicht bei einer Versteigerung oder durch einen Zufall, doch leider wird dies wohl meinen finanziellen Spielraum um ein Vielfaches übersteigen, schließlich möchte ich mich mit nichts weniger als einer gebundenen und kolorierten Originalausgabe zufrieden geben.

1493 veröffentlichte der Nürnberger Hartmann Schedel eine Weltchronik in deutscher und lateinischer Sprache. Bei Anton Koberger wurden etwa 2000 Exemplare der so genannten Schedelschen Weltchronik gedruckt.Die Darstellung Jersualems in der Schedelschen Weltchronik Rund 1400 Exemplare der Ausgabe in lateinischer Sprache und 700 Exemplare der deutschsprachigen Ausgabe. Die Chronik umfasst 1804 Holzschnitte, die sich zum Teil wiederholen. Die Holzschnitte umfassten Stadtansichten, Karten und Illustrationen, die in der Werkstatt des Künstlers Michael Wolgemut hergestellt wurden. An den Arbeiten beteiligt war auch dessen Schwiegersohn Wilhelm Pleydenwurff, bei dem bis 1490 Albrecht Dürer in die Lehre gegangen war, sodass vermutet wird, dass auch Dürer an den Illustrationen der Weltchronik beteiligt war. Am Ende der Chronik befindet sich eine Karte, die im Allgemeinen als die erste gedruckte Deutschlandkarte bezeichnet wird, aber nicht nur deutsche, sondern darüber hinausgehende Gebiete umfasst. Schedelsche Weltchronik: Konstantinopel
Der Preis für ein Exemplar lag zwischen drei und acht Gulden, je nachdem ob die Chronik ungebunden, gebunden oder gebunden und koloriert verlangt wurde. Bis heute haben sich nur wenige kolorierte Exemplare der Schedelschen Weltchronik erhalten.
Die Schedelsche Weltchronik ist ein bedeutendes Zeugnis der Ende des 15. Jahrhunderts noch jungen Buchdruckerkunst. Es handelt sich um das erste weltliche Buch, das in derart aufwändiger Weise gestaltet wurde. Bisher waren nur die Bibel und verschiedene liturgische Drucke derartig gestaltet.
Eine Besonderheit der Chronik ist auch das Fehlen jeglicher Erwähnung Amerikas, obwohl Schedel mit großer Sicherheit davon gehört haben dürfte.
Ihr Initiator Hartman Schedel wurde am 13. Februar 1440 in Nürnberg geboren. Hartmann wurde nach dem Verlust seiner beiden Eltern von seinem deutlich älteren Vetter Hermann Schedel erzogen. Mit 16 Jahren nahm er ein Studium an der Universität in Leipzig auf. Schließlich promovierte er 1966 in Padua. Anschließend kehrte er nach Nürnberg zurück und ließ sich in den 1470er Jahren als Arzt in Nördlingen nieder. In den 1480ern kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er zu den wohlhabendsten Bürgern der Stadt zählte.
Die Entstehung der Weltchronik ist verschiedenen Nürnberger Bürgern zu verdanken, zum einem dem Initiator Hartmann Schedel, der über eine große Privatbibliothek verfügte, zum anderen einige potente Geldgeber, um das kostspielige Projekt finanzieren zu können.
Aus den Abrechnungen geht hervor, dass sich Kunden für den Druck in Städten wie Florenz, Mailand, Genua, Paris, Lyon, Prag und Krakau fanden, ebenso wie in der näheren Umgebung Nürnbergs wie zum Beispiel in Augsburg, Ingolstadt und München.

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