Archiv der Kategorie ‘Hochmittelalter‘


Laudatio: Heinrich V. wird in Rom zum Kaiser gekrönt (13. April 1111)

Sonntag, den 13. April 2008

Es lebe der Kaiser! Lang lebe der Kaiser! Es lebe Heinrich V.! Lang und machtvoll sei Eure Regentschaft! Heinrich V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Ihr habt das Land befriedet, Ihr habt den Konflikt mit der Kirche gelöst, indem Ihr großmütig auf althergebrachte Rechte der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches verzichtet, um so der unnachgiebigen Haltung der Kirche entgegenzukommen und so zu beweisen, dass Ihr am wahren Frieden interessiert seid. Endlich ist es Euch gelungen, was Eurem Vater verwehrt blieb, Ihr habt die Aussöhnung mit der Kirche erreicht und den nun seit langer Zeit schwelenden Konflikt beigelegt. Diese Tat beweißt Eure Weitsicht und Euer diplomatisches Geschick, das dem Reich sicherlich noch in mancher schwieriger Situation ein Geschenk sein wird.
Seid auch in Zukunft einer weißer Herrscher und führt Euer Reich mit sicherer Hand, sodass es weiterhin blühen und gedeihen kann. In Einklang mit der Kurie, mit der Unterstützung des Heiligen Vaters werden dem Reich große Zeiten bevorstehen.
Es lebe der Kaiser! Lang lebe der Kaiser! Es lebe Heinrich V.!

Am 11. April 1111 war es Heinrich V. nach langem Hin und Her gelungen, Papst Paschalis II. dazu zu bewegen, ihn am 13. April desselben Jahres im Petersdom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zu krönen.
Bereits im Jahr 1110 war Heinrich nach Italien gezogen, um das noch immer ungelöste Investiturproblem zu lösen und gleichzeitig die Kaiserkrone einzufordern. Es gelang ihm mit dem Papst einen Geheimvertrag auszuhandeln, der unter dem Namen Vertrag von Sutri in die Geschichte eingegangen ist, in dem festgelegt wurde, dass der König zukünftig auf die Investitur der Bischöfe verzichtet, die Kirche als Gegenleistung die vom Reich erhaltenen Regalien und Güter zurückgibt. Als dieser Vertrag den kirchlichen Oberen am 12. Februar bekannt gemacht wurde, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen und tumultartigen Szenen, da viele Geistliche durch diesen Vertrag eine Schmälerung ihrer Macht fürchteten. Zu den Regalien und Gütern, die an das Reich zurückgegeben werden sollten befanden sich einträgliche Quellen wie Markt- und Zollrechte, aber auch Machtpositionen wie die Stadtherrschaft oder die Hoheit über die Gerichtsbarkeit in einer Stadt. Mussten diese Privilegien abgegeben werden, hätten einige Bischöfe und andere hohe Geistliche deutliche Machteinbußen und finanzielle Verluste hinnehmen müssen. Aus diesem Grund war ihre Empörung über den geheimen Vertrag von Sutri so groß, dass der Papst ihn nicht durchzusetzen vermochte.Papst Paschalis II Um endlich eine Lösung zu finden, wurden neue Verhandlungen zwischen Kirche und weltlicher Macht angesetzt. Diese blieben jedoch ohne Erfolg, da sich Paschalis II. weigerte auf das im Vertrag von Sutri erlangte alleinige Investiturrecht durch Geistliche zu verzichten, dem König aber keine in dessen Augen angemessene Gegenleistung anbieten konnte.
In der Folge ließ Heinrich V. in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar Papst Paschalis II. und zahlreiche Kardinäle festnehmen. Am 11. April wurde schließlich der Vertrag von Ponte Mammolo zwischen König und Papst ausgehandelt, in dem Heinrich V. die weltliche Investitur mit Ring und Stab zugesichert wurde und gleichzeitig wurde ihm die Kaiserkrönung versprochen. Im Gegenzug sicherte der König die Freilassung der gefangenen Geistlichen zu.
Zwei Tage später, am 13. April 1111 wurde Heinrich V. von Papst Paschalis II. im Petersdom zum Kaiser gekrönt. Der Investiturstreit war damit aber noch längst nicht beigelegt, sondern sollte erst im Wormser Konkordat im Jahr 1122 ein Ende finden.
Bereits im März 1112 hatte die Kurie in Rom die Abmachungen aus dem Vertrag von Ponte Mammolo, der nach ihrer Auffassung unter Zwang zu Stande gekommen war, was sicherlich keine aus der Luft gegriffene Behauptung war, widerrufen, sodass der Investiturstreit erneut angeheizt wurde.

Bruder Werner Leinhard in seinem Tagebuch von 1537: Gründung des Augustinerordens (9. April 1256)

Mittwoch, den 9. April 2008

Nun stellt dieser Luther alles auf den Kopf, was die Geschichte mühsam errungen hat, dabei sollte er doch wissen, dass Gott ihn dazu bestimmt hat, sein Leben in unserem Orden zu führen und sich an die Regel des Heiligen Augustinus, unseres Urvaters, zu halten. Schließlich wurde er durch ein übernatürliches Ereignis, ein Zeichen Gottes, davon überzeugt, seinen Leben in den Dienst der Kirche zu stellen und in unserem Orden zu dienen.
Doch was geschieht stattdessen? Er treibt die Spaltung der Kirche voran, er stellt alles in Frage was seit Jahren als gut und von Gott gegeben betrachtet wurde. Was soll nun aus der Kirche, ja aus der gesamten Menschheit werden?
Seit kurzem liegt nun eine Bibel vor, die Luther übersetzt hat – in die Volkssprache. Gestern gab mir der Prior ein Exemplar, das ich gut in unserer Bibliothek verwahren solle. Natürlich habe ich mich inzwischen mit diesem Buch beschäftig und wage es nicht eine Prognose zu wagen, was dieses Buch noch anrichten wird. Die Macht der Kirche wird untergraben, die Menschen werden aus der Kirche fernbleiben und denken, sie können fortan ihre eigene Religiosität leben ohne den Rat der Kirche anzunehmen.
Nun steht auch unsere Tradition auf dem Spiel, die Tradition des Augustinerordens, der sich mühsam entwickeln musste, ehe er in der heutigen wahren Form hervortreten konnte.

Durch die päpstliche Bulle „Licet Ecclesia“ von Papst Alexander IV. Wurde am 9.April 1256 der Augustinerorden aus verschiedenen norditalienischen Bettelorden gegründet. Der lateinische Name des Ordens lautete bis 1963 Ordo Eremitarum Sancti Augustini. 1963 wurde der Namensteil Eremitarum durch den Papst gestrichen, da dieser kein Wesensmerkmal des Ordens darstellte.
Das Leben der Ordensmitglieder ist an der Augustinusregel ausgerichtet, die auf Augustinus von Hippo, einem bedeutenden christlichen Kirchlehrer aus dem frühen Mittelalter (4./5. Jahrhundert) zurückgeht.Die Taufe des Augustinus von Hippo Augustinus gründete in Nordafrika Klöster, in denen die Mönchen nach seiner Regel lebten. Das Mönchswesen der Augustiner verbreitete sich von Nordafrika aus rasch in ganz Europa. Es bildeten sich in der Folge verschiedene Orden und Eremitenverbände, die sich an der Regel des Heiligen Augustinus orientierten, zu diesen gehörten die Johannboniten, Wilhelmiten und Brittanier.
In der Phase der großen Ordensgründungen im 12. und 13. Jahrhundert, als der Dominikanerorden, Franziskanerorden und Karmeliterorden entstanden, fasste Papst Alexander IV. schließlich alle Gemeinschaften, die nach der Regel des Heiligen Augustinus lebten, zum Augustinerorden zusammengefasst.
Bereits seit einigen Jahren hatte es in der Toskana eine Bewegung gegeben, in der sich einige Eremitenverbände, die nach der Augustinusregel lebten, zusammengeschlossen. Diese Bewegung wurde von Papst Innozenz IV. unterstützt.

Song Bing: Seeschlacht von Yamen (19. März 1279)

Mittwoch, den 19. März 2008

Was hat er mit mir vor?
Steht mit mir am Rande des reißenden Flusses.
‚Nie wird ein chinesischer Kaiser sein Knie vor den Mongolen beugen’ schreit er immer wieder, immer wieder schreit er es ‚nie, nie’
Fast irre erscheint mir der Blick in den Augen meines Beraters.
Was hat er mit mir vor und warum sollte ich vor den barbarischen Horden die Knie beugen. ICH? Der Kaiser von China wird nie das Knie beugen. Song Bing, letzter Kaiser aus der Chinesischen Song Dynastie
Aber warum steht Lu Xiufu mit mir in den Armen am Rande Schiffs, dem Wasser des Zhu Jiang zugewandt?
Hat er etwas Angst vor den Mongolen und will weiter mit mir fliehen?
Da schreit er es wieder heraus. ‚Nie wird ein chinesischer Kaiser sein Knie vor den Mongolen beugen’.
Wird sind doch schon so weit geflohen. Meine schöne Stadt, mein Hangzhou haben mir die Mongolen weggenommen.
Aber heute sollte alles anders werden.
Lu Xiufu hat es mir schließlich versprochen.
Meine Schiffe werden die Mongolen besiegen und alles wird wieder mir gehören, wenn meine Schiffe die Mongolen im Delta des Perlflusses geschlagen haben.
Ja, dann gehört das alles wieder mir - mein ganzes China gehört dann wieder mir.
Was tut er denn? Einen Schritt weiter auf die Reling zu. Den Fuß erhoben. Er steigt mit mir auf die Reling.
Ja sieht er denn nicht, dass unter uns das Wasser rauscht? Nur ein Schritt zu weit und wir könnten stürzen! Aber er will sicher nur meinen Mut auf die Probe stellen, damit ich zeigen kann, dass ich würdig bin mein ganzes China zu lenken, wenn meine Schiffe und Soldaten die Mongolen vertrieben haben.
Ich werde keine Angst zeigen! Nein, ich werde ganz still sein.
Noch einen Schritt tut er.
Und noch einen, aber das ist keine Planke mehr unter uns.
Wir stürzen! NEIN!!! Hilfe! Das Wasser, es kommt näher! Hilfe!!! Es bricht über uns zusammen.
So lass mich doch los Lu Xiufu lass mich ans Ufer schwimmen.
Aber er zieht mich tiefer. Immer tiefer.
Die Strömung reißt uns mit sich und er lässt mich nicht los.
Er macht auch keine Anstalten, uns zu retten.
Ich sehe nichts mehr. Die Arme und Beine, sie werden so kalt. So kalt.

Mit der Niederlage gegen die Mongolen bei der Schlacht von Yamen, einer der größten Seeschlachten der Weltgeschichte, ging in China die Song-Dynastie zu Ende, die seit 960 das Riesenreich regiert hatte.
Einer Armada von über 1000 Kriegschiffen mit mehr als 200.000 Soldaten auf Seiten der Song-Dynastie stand eine kleine Flotte von etwas mehr als 50 Schiffen und 20.0000 Soldaten der Mongolen gegenüber. Dennoch siegten die Mongolen mit einer taktischen Meisterleistung so deutlich, dass weit mehr als 100.000 Soldaten auf Seiten der Song den Tod fanden und die restlichen Einheiten entweder zerstreut oder verletzt wurden.
In einem Akt der Verzweiflung und um zu verhindern, dass sich eiern der letzte Kaiser der Song-Dynastie, der erst achtjährige Song Bing, den Mongolen ergeben müsste, stürzte sich der Kaiserberater Lu Xiufu mit dem Kind im Arm in die Fluten des Perlflusses.
Mit dem Tod Song Bings starb der letzte Kaiser der langjährigen Dynastie.
Der Niedergang der Song-Dynastie hatte aber schon zuvor begonnen.
Bereits in der Mitte des zwölften Jahrhunderts war Nordchina an die Jurchen, die Vorfahren der Mandschu-Chinesen verloren worden, die wiederum aber ihre Gebiete bis 1234 komplett an die Mongolen unter Ögedei Khan, den dritten Sohn Dschingis Khans verloren.
Größte Ausdehnung des Mongolenreiches
Von nun an versuchten die Mongolen auch den Süden Chinas unter ihre Kontrolle zu bringen, was ihnen nach und nach auch gelang.
Bereits drei Jahre vor der Schlacht von Yamen hatten die Mongolen die Song-Hauptstadt Hangzhou erobert und den jungen Thronfolger zur Flucht gezwungen, der zwei Jahre nach dem Verlust der Hauptstadt zum Kaiser gekrönt wurde, nachdem sein Bruder und Vorgänger Duanzong gestorben war.
Nach seinem Tod erlangten die Mongolen die Kontrolle über Südchina und verleibten das Land ihrem Großreich ein, das von nun an unter Kublai Khan, einem Enkel Dschings Khans von Peking aus regiert wurde.
Ihre Herrschaft über China dauerte aber weniger als 100 Jahre an. 1368 wurden sie von der Ming-Dynastie abgelöst, die fast 300 Jahre die Kontrolle über das Land haben sollte, bis sie selbst 1644 wieder von der Qing-Dynastie der Mandschu abgelöst wurde – den Nachfahren der Jurchen der Jin-Dynastie die 400 Jahre zuvor als erste ihr Gebiet an die Mongolen verloren hatten.

(Die Karte des Mongolen Reich stammt aus: Putzgers Historischer Schul-Atlas. 39. Auflage. 1917)

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