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Zwei englische Adlige: Schlacht von Tewkesbury (4. Mai 1471)

Sonntag, den 4. Mai 2008

„Ralph, hast Du es schon gehört – der Bengel ist tot! Das Haus Lancaster ist am Ende!“
„Wirklich, sag, dass das wirklich wahr ist Harry!“
„Du kannst es mir glauben, ich habe gesehen, wie sie seinen leblosen Körper durchs Gras geschleift haben und auch Heinrich und diese französische Furie sing gefangen.“
„Welch Segen, Harry, so können wir endlich auf unsere Güter zurückkehren und versuchen wieder aufzubauen was in den letzten Jahren zerstört wurde oder einfach liegen geblieben ist. Meine Marie weiß vermutlich gar nicht mehr wie ich aussehe, geschweige den der kleine John und der kleine Peter, die beiden haben ihren Vater ja kaum jemals zu Gesicht bekommen, ständig wurden wir an den Hof gerufen und mussten in eine Schlacht nach der anderen ziehen.“
„Jetzt wird endlich wieder Ruhe einkehren in unsere Heimat, die Rebellen sind besiegt und haben nun keine Argumente mehr unser Land in weitere Unruhen zu stürzen. Hoffen wir nur, dass sie nicht von irgendwoher einen Bastard hervorholen, der angeblich erbberechtigt wäre.“
„Nein Harry, dass kann ich mir nicht vorstellen. Der junge Edward war doch der einzige Sprössling, der noch einen Anspruch hätte anmelden können, gleich wie nichtig er auch war – genügend Unglück hat er über unser Land gebracht.“
„Ich bin auch müde, Ralph, ich möchte nur noch nach Hause und in Frieden leben.“

Die Schlacht von Tewkesbury fand nur kurze Zeit nach der Schlacht von Barnet statt, in der der Earl of Warwick getötet worden war. Damit hatten die Truppen des Hauses Lancaster ihren Anführer verloren, doch Margarete von Anjou zögerte nicht und führte die Truppen gemeinsam mit Edward of Westminster gegen das Haus York. In der Grafschaft Gloucestershire trafen die beiden Heere dann aufeinander.
Die Armee des Hauses Lancaster wurde vom jungen Edward und Edmund Beaufort, Herzog von Somerset angeführt, die beide über keine allzu große militärische Erfahrung verfügten. Das Heer des Königs war dieser Armee vor allem taktisch überlegen.
Mit der Schlacht von Tewkesbury am 4. Mai 1471 endete eine Phase der Rosenkriege, da das Haus Lancaster in dieser Schlacht seinen letzten Thronanspruch verlor. Edward of Westminster, Prince of Wales, der Sohn von Henry VI. und Margarete von Anjou war in dieser Schlacht oder unmittelbar danach getötet worden.
Da auch der im Tower gefangen gehaltene Henry VI. getötet wurde, hatte das Haus Lancaster keinen Thronerben mehr in den eigenen Reihen, sodass in England zunächst eine Phase relativer Ruhe einsetzte. Diese sollte bis zum Tod König Edward IV. im Jahr 1783 anhalten.

Brief des Yorkisten Jeffrey of Monmouth an seinen Sohn: Schlacht von Barnet (14. April 1471)

Montag, den 14. April 2008

Mein lieber Sohn,
heute waren wir siegreich. Wir haben wir es diesen aufgeblasenen Lancasterianern gezeigt und sie vom Feld gefegt, nachdem wir ihnen in der Nähe von London, bei Barnet, gegenübergetreten waren.
Den Verräter Warwick haben wir auch erwischt! Er hat es nicht besser verdient, nachdem er unseren König so niederträchtig hintergangen hat. Nun wurde seinem Leben ein Ende gesetzt und er kann mit seinen Intrigen nicht länger für Unruhe sorgen. Und Deine Mutter ist endlich gerächt. Dieser unwürdige Mann, der sich Earl of Warwick schimpfte hat so viele Menschen auf dem Gewissen, doch jetzt musste er für diese vielen Toten büßen.Richard Neville, der 16. Earl of Warwick, genannt Der Königsmacher Wenn es so fortgeht wie es scheint, werde ich in nicht allzu langer Zeit nach Hause zurückkehren. Es wird zwar berichtet, Margarete habe es nun doch gewagt nach England zurückzukehren, doch bisher haben wir sie nicht gesichtet, sodass ich denke, sie hat sich feige zurück in ihrer französische Heimat begeben.
Thomas, halte den Hof weiter in Ordnung, sieh nach dem Rechten und sorge dafür, dass das Personal nicht untätig herumsteht. Du weißt, wie Du ihnen Beine machen kannst.
Grüße bitte Deine Brüder ganz herzlich von ihrem Vater. Und auch Dir alles Gute!

Die Schlacht stellt eines der kriegerisch bedeutendsten Ereignisse innerhalb der Rosenkriege, die von 1455 bis 1485, in England geführt wurden, dar. In dieser Auseinandersetzung ging es um den Herrschaftsanspruch auf den englischen Thron, den sowohl das Haus York als auch das Haus Lancaster für sich beanspruchten. Beide Adelshäuser konnten ihre Stammlinie auf König Edward III. zurückführen und versuchten mit juristischen und militärischen Mitteln diesen Anspruch zu untermauern.
Edward IV. der nach seiner Flucht in die Niederlande wieder auf die britischen Insel zurückgekehrt war und dort auf eine treue Anhängerschaft zurückgreifen konnte, schlug am 14. April 1471 in der Schlacht von Barnet die Anhänger des Hauses Lancaster, unter den Opfern dieser Schlacht war auch Richard Neville, der Earl of Warwick.Edward IV. König von England Warwick, der auch „Königsmacher“ genannt wird, da er zunächst daran beteiligt war Heinrich VI. abzusetzen und Edward IV. auf den Thron zu bringen, schließlich diesen wieder vom Thron zu verjagen und Heinrich VI. wiedereinzusetzen.
Ursprünglich stand Richard Neville auf der Seite des Hauses York, doch kam es zu einem Zerwürfnis zwischen ihm und König Edward IV., da dieser im Geheimen Elisabeth Woodville geheiratet hatte und damit den Plänen Warwicks widersprach. In der Folge erlangte die Familie Woodville am englischen Königshof immer mehr Einfluss, was den Earl of Warwick zu der Annahme verleitete, seine Familie, die Familie Neville, würde mit der Zeit über immer weniger Einfluss verfügen. Aus diesem Grund versuchte Warwick 1469 eine Allianz mit Edwards Bruder George, dem Herzog von Clarence zu schmieden. Dieser Allianz gelang es den König gefangen zu nehmen und einige Monate in seinem Namen die Regierung zu führen. Doch Edwards weiterer Bruder führte eine Armee an, die den König befreite, sodass Warwick gezwungen war nach Frankreich zu fliehen. Dort schmiedete der König von Frankreich ein Bündnis zwischen Warwick und Margarete von Anjou, der Gemahlin von Heinrich VI. Dieses Bündnis, das von gegenseitigem Misstrauen geprägt war, stand auf wackligen Füßen. Zum Beweis seiner Aufrichtigkeit musste Richard Neville versprechen, eine Armee nach England zu führen, um die Thronansprüche des Hauses Lancaster deutlich zu machen. Bereits 1970 landete Neville mit einem Heer in England, wodurch Edward IV. schließlich zur Flucht gezwungen wurde. Heinrich VI. wurde wieder auf den Thron gesetzt, doch nicht für lange Zeit.
Denn bereits zu Beginn des Jahres 1471 setzte Edward IV. mit einem Heer nach England über. Am 14. April 1471 kam es zur Schlacht von Barnet.
Edward IV. war in dieser Schlacht in der besseren Position, da er durch den Angriff auf die Truppen Warwicks erreicht hatte, dass sich Warwick nicht mit den Einheiten, die Margarete von Anjou und ihr Sohn Edward nach ihrer kürzlich erfolgten Rückkehr aus Frankreich gesammelt hatten, vereinigen konnten.
Bereits zwei Wochen später kam es zur Schlacht von Tewkesbury, in der Edward IV. der entscheidende Schlag gegen das Haus Lancaster gelang, da Edward, der Prinz von Wales (Sohn von Heinrich VI.) in dieser Schlacht fiel, wobei ungeklärt ist ob der junge Prinz in der Schlacht gefallen ist oder abseits des Schlachtfeldes getötet wurde. Mit seinem Tod verlor das Haus Lancaster den letzten Thronerben, da auch Heinrich VI in Folge der Schlacht in Gefangenschaft des Hauses York geriet und wenig später im Tower ermordet wurde.

Londoner Zeitungsjunge: Pocahontas Hochzeit (5. April 1614)

Samstag, den 5. April 2008

Neueste Nachrichten: Eine Wilde heiratet einen Engländer! Kauft das Abendblatt, Leute kauft! Sensationelle Nachrichten aus der Neuen Welt! Heute hat eine Wilde aus der Kolonie Virginia einen englischen Kolonisten geheiratet, wir berichten exklusiv. Nur hier finden sie die neuesten Informationen über die Indianerfrau und ihren weißen Mann.
Kauf die Abendausgabe, kauft Leute, kauft! Wir berichten über den Skandal des Jahres! Erfahren Sie die Hintergründe zur Hochzeit. Wurde John Rolfe zur Ehe gezwungen? Wurde er mit bösen Zaubern belegt? Wir verraten die ganze Wahrheit. Lesen Sie alles in unserem Abendblatt, frisch aus der Druckerpresse.Pocahontas auf einem Stich von Simon Van de Passe von 1616
Leute, die Sensation des Jahres darf niemand verpassen! In der heutigen Ausgabe ist alles zu lesen, schwarz auf weiß. Kauft Leute, Kauft!
Ja, Sir, alles ganz frisch aus der Kolonie Virginia, jawohl Sir, einen schönen Abend! - Bitte sehr der Herr. Ja, alles ganz exklusiv über John Rolfe und seine Indianerbraut Pocahontas. Wirklich ein Skandal, da haben Sie Recht!
Pocahontas, alles über Pocahontas, die Indianerin und ihren englischen Mann. Heute Morgen hat die Hochzeit in Virginia stattgefunden, ein Skandal, der die ganze Welt erschüttert. Eine Wilde und ein Engländer, geht die Zivilisation jetzt verloren? Hier erfahren sie wirklich alles, kaufen Sie, kaufen Sie.

Die im Jahr 1595 geborene Pocahontas war die Tochter des Indianerhäuptlings Powhatan-Sachem und vermittelte in Verginia zwischen den Eingeborenen und den Kolonisten aus England.
Pocahontas eigentlicher Name lautete Matoaka, den Spitznamen Pocahontas, der soviel wie „die Verspielte“ bedeutet, erhielt das Mädchen bereits in ihrer Kindheit, wohl auf Grund ihrer Verspieltheit.
Als die englischen Kolonisten 1607 in Virginia eintrafen, war Pocahontas ein kleines Mädchen von 12 Jahren. Schon bald kam sie in Kontakt mit den Europäern, wenn man der Schilderung des englischen Abenteurers John Smith Glauben schenkt, rettete sie ihm das Leben. Smith war von einer Gruppe Powhatan-Indianern gefangen genommen worden und sollte hingerichtet werden. Im Moment seiner Hinrichtung, habe sich Pocahontas über ihn geworfen und damit seine Tötung verhindert. Ob diese Version der Wahrheit entspricht, darf bezweifelt werden. Richtig ist in jedem Fall, dass Pocahontas schon früh Beziehungen zu den Kolonisten knüpfte.
Im März 1613 machten sich englische Kolonisten diese Vertrautheit Pocahontas` mit den Engländern zu Nutze und nahmen das Mädchen gefangen. Sie beabsichtigten die Tochter des Häuptlings gegen englische Gefangene und von den Indianer entwendete Werkzeuge und Waffen auszutauschen. Häuptling Powhatan-Sachem ließ die Gefangenen daraufhin frei und gab den Kolonisten ebenfalls Waffen und Werkzeuge zurück, doch beanstandeten die Engländer die Anzahl der Gegenstände und behielten Pocahontas weiterhin als Geisel.
In ihrer Gefangenschaft wurde Henricus, einem von Thomas Dale im Jahr 1611 gegründeten Ort in Virginia gebracht und getauft. Sie erhielt daraufhin den christlichen Namen Rebecca. Außerdem wurde sie in der englischen Sprache unterrichtet.
1614 kam es zu einer Erebung der Powhatan, in deren Folge Pocahontas gebeten wurde, in die Vermittlerrolle zu schlüpfen. Im Zuge der Gespräche mit ihrem Stamm trat Pocahontas auch ihrem Vater gegenüber, dem sie vorwarf sie für ein paar Werkzeuge verkauft zu haben und sie daher den Entschluss gefasst habe, von nun an unter den Engländern leben zu wollen.
Am 5. April 1614 heiratete Pocahontas den englischen Kolonisten John Rolfe, den sie während ihrer Gefangenschaft kennen gelernt hatte. Es handelt sich bei dieser Eheschließung um die erste bekannte interkulturelle Verbindung in Virginia. Das Paar lebte auf der Farm von Rolfe und bekam Anfang 1615 einen Sohn, Thomas Rolfe.
Durch die eheliche Verbindung einer Eingeborenen mit einem Kolonisten wurden die Auseinandersetzungen zwischen Indianern und Engländer in der Umgebung für einige Jahre beigelegt.
1616 reiste die Familie nach England, wo es zunächst zu Problemen mit der englischen Oberschicht kam, da diese die Heirat eines Engländers mit einer Eingeborenen missbilligte, dennoch war das Paar bei zahlreichen gesellschaftlichen Zusammenkünften anwesend und Pocahontas soll durch ihre anmutige Art viele Bewunderer gefunden haben.
Kurz vor der geplanten Rückreise in die Neue Welt verstarb Pocahontas, jetzt Rebecca Rolfe in Gravesend bei London.

(Das Bild zeigt Pocahontas auf einem Stich von Simon Van de Passe von 1616)