Archiv der Kategorie ‘Kulturgeschichte‘


Joseph von Antiochia: Rückführung des Heiligen Kreuzes nach Jerusalem (21. März 630)

Freitag, den 21. März 2008
Mein geliebter Sohn,

hier endet mein Weg: In der Stadt, in der auch unser Heiland seinen Tod und seine Wiederauferstehung gefunden hat.
Meine Kräfte haben noch gereicht, um bis nach Jerusalem zu kommen und diesem besonderen Anlass beizuwohnen. Jetzt sind meine Kräfte aufgebraucht und ich werde bald zu unseren Vorvätern gehen.
Aber sei nicht besorgt um Deinen alten Vater. Mein letzter Wunsche wurde erfüllt. Ich konnte am heutigen Tage dabei sein, als das Heilige Kreuz an dem unser Herr Jesu Christ gemartert wurde, heimkehrte in die heiligste alle Städte, nach Jerusalem.
Nicht weit vom Berge Golgatha, wo das Kreuz einst stand und wo sich unser Heiland seinen Geist in die Hände des Vaters gegeben hat, konnte ich mit ansehen, wie die Kreuzreliquie ihren Weg zurückfand.
Zunächst sah man den Triumphzug des Kaiser an die Tore der heiligen Stadt kommen. Der Kaiser trug den goldenen Schrein mit der Reliquie des Kreuzes persönlich an das Stadttor heran. Auf seinem Kopf trug er die Krone Ostroms, er trug mit Gold und Silber durchwirkten Ornat und war reicht mir Perlen geschmückt.
Als er sich aber dem Tor näherte schien ihn irgendetwas aufzuhalten. Er legte all seinen Schmuck und seine Krone ab und mit bloßen Füssen und nur einem leichten Leinengewand bekleidet setzte er seinen Weg fort und trug die Reliquie so in die Grabeskirche, wie dies einst auch Christus unser Herr getan hatte.
Ich werde bald schon meinen letzten Atemzug aushauchen. Aber ich bin nicht bange, denn ganz warm wird es mir ums Herz, wenn ich an die Ereignisse des heutigen Tages zurückdenke.
Du, mein geliebter Sohn Paraklios, bist nun der älteste der Familie. Sei Deinen Brüdern ein Vorbild und Deiner Mutter ein Trost über meinen Tod hinweg. Aber sage ihr, es war nicht vergeblich. In meiner letzten Stunde weilte ich in Jerusalem, der Stadt des Herrn und habe meinen Weg so beendet, wie ich es mir erträumt habe.
Dereinst, ich bin mir sicher im Glauben an unseren Erlöser, werden wir uns alle im himmlischen Jerusalem wiederfinden, vereint an der Tafel des Herrn.

In der Legenda aurea, einer Sammlung von Legenden und Heiligenviten des französischen Dominikanermönches und späteren Erzbischofs von Genua aus dem 13. Jahrhundert finden wir einen Bericht über die Rückführung des Kreuzreliquie durch den byzantinischen Kaiser Herakleios nach Jersualem:
„Der Kaiser war bekleidet mit einem golddurchwirkten Ornat, trug auf dem Kopf die Krone Ostroms, und in den Händen hielt er einen silbernen, gold- und edelsteingeschmückten Schrein, die Reliquie des Heiligen Kreuzes. Doch vor dem Stadttor stoppte plötzlich der feierliche Zug. Irgendetwas hielt den Kaiser auf, vielleicht ein tiefer, innerer Zweifel, und er sagte zu Zacharias: So hat der Heiland sein Holz nicht auf den Berg getragen! Herakleios stieg von seinem Ross, legte sein Prunkgewand und all seinen Schmuck ab und zog selbst die Schuhe aus. Sein ganzer Hofstaat folgte seinem Beispiel. Barfuß und nur mit weißem Linnen bekleidet durchschritt der Kaiser das Tor und trug das Kreuzholz in die heilige Stadt, in die wiederaufgebaute Martyrionskirche. Dort wurde es feierlich in weihrauchhaltiger Luft ausgestellt, damit die Volksmenge es jubelnd verehren konnte.“
Die Rückführung des Kreuzes durch Kaiser Herakleios
Die Kreuzreliquie, die bereits in der Zeit bis zum 4. Jahrhundert als verschollen galt und dann von der Heiligen Helena, Mutter Konstantins des Großen, wiederentdeckt worden sein soll, war 614 durch den Sassaniden-General Farrukhan, genannt Shahrbaraz geraubt worden.
Kaiser Heraklion gelang es, sie nach einem gewonnen Feldzug gegen das Reich der Sassaniden in Persien zurückzugewinnen.
Er führte die Reliquie, wie die aktuelle Forschung vermutet, am 21. März 630 nach Jerusalem zurück und brachte sie wieder in die Grabeskirche auf dem Hügel Golgatha zurück.
Die Grabeskirche in Jerusalem auf einem Photo aus dem Jahr 1905Bis heute ist das Fest der Kreuzerhöhung, das dieses Anlasses und der ersten Auffindung durch Kaisermutter Helena der Reliquie gedenkt, vor allem in der orthodoxen Kirche ein hoher Feiertag, der allerdings am 14. September gefeiert wird.
Die Heilige Helena ist auch aus der Geschichte anderer christlicher Reliquien bekannt. So soll auf sie auch die Auffindung der Reliquien der Heiligen Drei Könige zurückgehen, die durch Kaiser Barbarossa nach Köln gebracht wurden. Auch soll sie den Heiligen Rock, das Gewand, dass Jesus vor seiner Kreuzigung trug, nach Trier gebracht haben, wo sich diese Reliquie bis heute im Dom befindet, genauso wie das angebliche Haupt Helenas.
Der Teil des Heiligen Kreuzes, den Herakleios 630 nach Jerusalem zurückbrachte, ging bereits in der Wirren der moslemischen Eroberung 638 erneut verloren und wurde angeblich 1099 wieder entdeckt, bevor er 1187 wieder an die Moslems verloren wurde.
In der Folgezeit tauchten immer wieder einzelne Splitter auf, die Teile des Wahren Kreuzes sein sollen, die heute in den verschiedensten Kirchen auf der ganzen Welt als Reliquien verehrt werden.
Ihre Echtheit ist allerdings äußerst zweifelhaft, da, würde man alle Kreuzsplitter zusammenfügen, die Menge für mehrere Kreuze ausreichen würde.

(Das Bild mit der Heimführung des Kreuzes durch Kaiser Herakleios stammt aus dem Jahre 1440 aus der Werkstatt von Hans Multscher und ist ein Teil eines Altarflügels, der heute zur Sammlung der Sammlungen der Fürsten von Waldburg-Wolfegg gehört.
Das andere Bild zeigt die Grabeskirche in Jerusalem auf einem Photo aus dem Jahr 1905)

Roger Edens: It’s a Great Day for the Irish / St. Patrick’s Day (17. März 461)

Montag, den 17. März 2008

Oh, I woke me up this morning and I heard a joyful song
From the throats of happy Irishmen, a hundred thousand strong
Sure it was the Hibernian Brigade
Lining up for to start the big parade
So I fetched me Sunday bonnet and the flag I love so well
And I bought meself a shamrock just to wear in me lapel
Don’t you know that today’s March seventeen?
It’s the day for the wearing of the green………..
It’s a great day for the Irish, it’s a great day for fair
The side-walks of New York are thick with Blarney
For shure you’d think New York was Old Killarney
Begosh and begorragh, every Irish son and daughter
Every good old Irish name and their relation
They come from Tipperary, Donegal and County Kerry,
They are all here to join the celebration……….
There’s Connolly and Donnelly, Ryan, O’Brien,
McLoughlin and Lynch, Pat Flannigan, McFadden, McPhearson and Finch
Hogan and Logan, Fitzpatrick, O’Bannigan, Danny O’Doole and Seamus O’Tool!

Amerikanische St. Patrick's Day Karte aus dem Jahr 1912

It’s a great day for the Shamrock, for the flags in full array
We’re feeling so inspirish, shure because for all the Irish
It’s a great, great day…..
It’s a great day for the Irish, it’s a great day for fair
Begosh, there’s not a cop to stop a raiding
Begorrah all the cops are out parading
It’s a great day for the Shamrock, for the flags in full array
And as we go a-swinging, every Irish heart is singing
It’s a great, great day……..

(Lied “It’s a Great Day for the Irish” von Roger Edens - nicht fiktiv)

Der 17. März ist der Gedenktag des Heiligen Patrick, dem Nationalheiligen von Irland und Island. Die Verehrung drückt sich nicht nur im irischen Nationalfeiertag aus, sondern wird auch von nahezu allen Iren, die außerhalb ihres Heimatlandes leben, begangen. So kommt es zum Beispiel dazu, dass am Saint Patrick’s Day das Wasser des Chicago River in Chicago grün eingefärbt wird. Amerikanische St. Patrick's Day Karte aus dem Jahr 1912
Anlässlich dieses Feiertages finden zahlreiche Paraden und Umzüge statt, die nicht nur auf Dublin, Cork und andere irische Städte beschränkt sind, sondern auch in New York, Chicago oder Manchester veranstaltet werden, sogar in London findet eine derartige Parade statt. Die Parade in New York ist inzwischen sogar die größte ihrer Art. In Dublin wird nicht nur einen Tag lang gefeiert, sondern gleich fünf Tage, an denen alles im Zeichen des Nationalheiligen steht. Dieser Trend ist allerdings erst seit den späten 1990er Jahren zu beobachten. Zuvor wurde auch in Dublin nur einen Tag lang gefeiert. Inzwischen haben zahlreiche Städte mit irischer Bevölkerung diesen Brauch übernommen und lassen ihre Stadt am 17. März in Grün erstrahlen. In Irland ist es in vielen Pubs sogar üblich, das Guinness an diesem Tag grün einzufärben.
Die Farbe grün rührt vom dreiblättrigen Kleeblatt (Shamrock) her, dem Nationalsymbol Irlands, das Patrick als Zeichen der Dreifaltigkeit getragen haben soll und den Iren an Hand der drei Blätter das Prinzip der Dreifaltigkeit erklärt haben soll.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war der Saint Patrick’s Day ein rein kirchlicher Feiertag. Erst 1903 wurde er durch den Bank Holiday Act zum Nationalfeiertag erhoben.
Der heilige Patrick war ein Missionar, der im 5. Jahrhundert in Irland unterwegs war. Er wurde unter dem Namen Patrick Maewyn in Wales geboren und durch plündernde Iren im jugendlichen Alter nach Irland verschleppt und dort Zuflucht und Trost im christlichen Glauben gefunden haben. Dies ist allerdings nur eine der zahlreichen Legenden, die sich um die Herkunft Patricks ranken. In anderen Überlieferungen heißt es, er wäre der Sohn eines römischen Soldaten, der nach der Verschleppung durch die Iren verschleppt und nach Frankreich geflohen sein soll.
Sicher ist, dass Patrick als Missionar in Irland tätig war und in dieser Zeit Klöster und Schulen gegründet hat, sowie zahlreiche Iren zum christlichen Glauben bekehrte.
Er starb wahrscheinlich am 17. März 461 n.Chr.

(Das Bild der Postkarte zeigt eine amerikanische St. Patricks Day Postkarte aus dem Jahr 1912.
Das Bild der Statue von St. Patrick basiert auf dem Bild Stpatrick.jpg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist der Wikipedia User Deadstar)

Norbert Bloom: Prozess gegen Matthias Lackas (14. März 1944)

Freitag, den 14. März 2008

Schon seit August letzten Jahres zittern mir die Knie, denn damals wurde Matthias Lackas verhaftet, kurz darauf einige Personen aus seinem Umfeld, sodass ich jeden Tag fürchte, dass es auch an meiner Tür mitten in der Nacht klopft und ich zum Verhör abgeholt werde. Schließlich bin ich nicht ganz unwissend was die Geschäfte mit den Papierkontingenten angeht. Immer wenn es darum ging, Dinge zu beschaffen, die es auf dem Markt eigentlich schon längst nicht mehr gab, kam Matthias auf mich zu und nahm meine weitverzweigten Kontakte in Anspruch. Ganz gleich was seine Kunden begehrten, ich wusste Mittel und Wege den feinsten Kaffee, die aromatischsten Zigarren und die glänzendsten Nylonstrümpfe zu beschaffen und sie auf sichere Weise ins Reich zu schmuggeln. Sehr begehrt waren auch immer die großen Weine aus Frankreich, die ich durch meine guten Kontakte zu beschaffen vermochte.
Doch heute frage ich mich, ob es das Risiko wert war. Zu viel ist in letzter Zeit geschehen, zu viele Bekannte und Kontaktpersonen sind auf unerklärliche Weise von der Bildfläche verschwunden, manche haben sich auch einfach zurückgezogen, weil ihnen die Geschäfte nicht mehr sicher genug erschienen.
Heute soll nun der Prozess gegen Matthias und einige andere Eingeweihte beginnen, für mich ist es nun höchste Zeit meine Kontakte zu nutzen und einen Aufenthalt in der Schweiz zu arrangieren, dort bin ich noch nicht ganz von der Bildfläche verschwunden und kann meine Geschäfte, zumindest in gewissem Umfang weiter betreiben, gleichzeitig bin ich aber nicht mehr in der unmittelbaren Reichweite der Ankläger, sodass ich mich nicht mehr jede Nacht unruhig und nervös von einer Seite zur anderen drehen muss, auf der Straße nicht vor jedem Schatten zurückschrecke und wieder ein normales Leben führen kann.

Gerichtsdokument des Zentralgericht des Heeres - fikitv, kein Originaldokument

Am 26. August 1943 wurde der Buchhändler und Verlagsvertreter Matthias Lackas festgenommen, da Korruptionsvorwürfe gegen ihn erhoben worden waren.
Lackas wurde zusammen mit einigen Wehrmachtsangehörigen verdächtigt illegale Geschäfte mit Wehrmachtsstellen getätigt zu haben. Im Laufe des Verfahrens, das bis zum 22. April 1944 andauerte wurden außerdem Verdächtigungen gegen den Verlag C. Bertelsmann aus Gütersloh laut, die besagten, dass Bertelsmann über Lackas gegen die Bestimmungen zum Buchverkauf an die Wehrmacht verstoßen hatte. In diesem Zusammenhang wurden im Januar 1944 einige Angestellte des Gütersloher Verlages festgenommen.
Der Prozess, der nicht nur gegen Lackas, sondern auch gegen zwei seiner Mitarbeiter – Karl Heinz Moldt und Eberhard Ritter von Riewel, geführt wurde, fand vor dem Feldgericht der Werhmachtskommandantur statt und wurde als Geheimprozess behandelt. Den drei Angeklagten wurde zur Last gelegt, sich an den Buchgeschäften des Heeres und der Luftwaffe privat bereichert zu haben. Am 24. April 1944 wurde Matthias Lackas zum Tode verurteilt, gegen die beiden Mitangeklagten wurden Freiheitsstrafen verhängt.
Ein Gnadengesuch für Lackas, das seine Schwester stellte, wurde abgelehnt, ein vom Verurteilten persönlich gestelltes ebenso. Ein Grund für die Ablehnung der Begnadigung ist darin zu sehen, dass Lackas im Folgeprozess gegen den Verlag C. Bertelsmann erneut verhört werden sollte.
Anfang 1945 wurde Matthias Lackas in einem Sammeltransport an die Ostfront geschickt. In der Umgebung von Pilsen, das in dem Moment bombardiert wurde, ließ das Begleitpersonal die Gefangenen frei, sodass sich Lackas in den Westen begeben konnte, wo er in die Gefangenschaft der Amerikaner geriet.
Nach dem Krieg konnte Lackas wieder im Verlagswesen arbeiten und gründete den Perlen-Verlag, der 1963 in Südwest-Verlag umbenannt wurde. 1968 starb Matthias Lackas an Krebs.
In Kontakt mit der Wehrmacht war Matthias Lackas 1941/42 gekommen, als er zum Geschäftsführer der Versandbuchhandlung Arnold in Berlin, einem Unternehmen des Deutschen Verlags ernannt wurde. In dieser Stellung bot er der Wehrmachstdienssttelle unter Heinrich Schepelmann, dem Leiter für das Referat Luftwaffenbüchereiwesen in der Wehrbetreuung, Berlin, die Zusammenstellung kompletter Lazarett-Büchereien an. Das Problem in diesem Angebot lag darin, dass Schepelmann und Rolf Roeingh, der Gründer des Deutschen Archiv Verlags befreundet waren, und Schepelmann unter Korruptionsverdacht geraten wäre, hätte er die benötigten Bücher ausschließlich über den Verlag des Freundes bezogen. Dieses Problem löst Lackas, in dem er öffentliche Dienststellen dazu bewegt, ihre Buchbestellungen bei verschiedenen Verlagen über die Buchhandlung Arnold abzuwickeln. Zuvor hatte Lackas mit den betreffenden Verlagen günstige Konditionen ausgehandelt. Um die öffentlichen Dienststellen zu einer langfristigen Zusammenarbeit zu bewegen, versorgt er diese mit Waren vom Schwarzmarkt oder aus dem Ausland wie zum Beispiel Kaffee und Zigaretten.
Mitte des Jahres 1942 kommen erstmals Korruptionsvorwürfe gegen Lackas auf, die letztendlich im Dezember desselben Jahres zum Bruch mit dem Deutschen Verlag führten. Die folgende Einberufung an die Front kann unter anderem durch Schepelmann verhindert werden. Lackas wechselt in der Folge zum Deutschen Archiv Verlag. Anschließend wurde eine komplizierte Abmachung zwischen Schepelmann, Roeingh und Lackas zur weiteren Buchversorgung der Luftwaffe geschlossen. Es wurde unter anderem vereinbart, dass Rabatte, die verschiedene Verlage wie z.B. Bertelsmann gewährten nicht an die Luftwaffe weitergegeben werden sollten, sondern in die Taschen der Beteiligten flossen, indem die Luftwaffe die Bücher über Lackas weiterhin zum Handelspreis kaufte.
Im Laufe der Zeit kommt es zu Komplikationen zwischen Lackas und dem Deutschen Verlag, die schließlich dazu führen, dass Anfang 1943 die Reichsschrifttumskammer eingeschaltet wird.
Nachdem Walter Pinskis verhaftet und verhört wurde, mit dessen Dienstelle Lackas in seiner Zeit beim Deutschen Archiv Verlag zusammengearbeitet hatte, wurde die Verhaftung von Matthias Lackas eingeleitet.