Archiv der Kategorie ‘Zeitgeschichte‘


Sportkurier: Flugzeugunglück in München (6. Februar 1958)

Mittwoch, den 6. Februar 2008

Sportkurier: Herr Markert Sie waren Zeuge des Flugzeugunglücks von München, schildern Sie uns und unseren Lesern Ihre Erinnerungen an dieses Ereignis.

Markert: 50 Jahre ist es her, seit dieses tragische Unglück geschehen ist. Ich erinnere mich noch genau, es war ein grauer, kalter Wintertag an dem die Maschine aus Belgrad angekündigt wurde. Ich sollte sie nur möglichst rasch betanken und dann sollte es weitergehen nach England. Zunächst wusste ich gar nicht, wen ich an diesem Tag zu versorgen hatte, schließlich kümmere ich mehr um die Flugzeuge als um die Passagiere, dafür sind andere zuständig. Vereinswappen Manschester United - Copyright beim Verein Manchester United
Das Betanken ging reibungslos, wir waren schließlich ein eingespieltes Team, aber kalt und ungemütlich war es draußen. Alles war voll von Schneematsch und wir mussten aufpassen, dass wir nicht ausrutschten und uns auf den Hosenboden setzten.
Das Flugzeug rollte zur Rollbahn und versuchte zu starten, zweimal ohne Erfolg. Dann verließen die Insassen das Flugzeug und auf ihrem Weg zum Gebäude habe ich sie erkannt! Es waren die „Busby Babes“, die gerade ein 3:3 gegen Roter Stern Belgrad errungen hatten und damit im Halbfinale des Europokals standen. Ich weiß dass so genau, weil mein Junge immer am Radio klebte, wenn Manchester United spielte – er war ein absoluter Fan und hat sogar eifrig Englisch gepaukt, damit er den Kommentator im Radio verstehen konnte.
Nach nur wenigen Minuten hieß es dann wieder alles retour, zurück ins Flugzeug. Ein erneuter Startversuch wurde eingeleitet, doch irgendwas war anders als sonst. Die Maschine nahm erst ordentlich Fahrt auf, wurde dann aber langsamer und langsamer, kriegte den Schnabel einfach nicht hoch und dann war es zu spät. Sie schlitterte auf der Rollbahn dahin und durchschlug den Zaun, rammte ein Haus und fing Feuer.
Lärm, Flammen, Rauch das Chaos brach aus. Meine Kollegen und ich versuchten so schnell wie möglich zur Unglücksstelle zu gelangen, was auf dem rutschigen Boden gar nicht so einfach war. Als wir dort ankamen, lagen einige Körper im Freien, von denen wir zunächst nicht erkennen konnten, ob noch Leben in ihnen war oder nicht. Einige wenige konnten gerettet werden, doch die meisten Insassen verloren an diesem tragischen Tag ihr Leben.

Sportkurier: Vielen Dank für das Gespräch und die bewegende Schilderung.

Die Mannschaft des englischen Fußballklubs Manchester United befand sich am 06. Februar 1958 auf dem Rückflug des Europapokalspiels bei Roter Stern Belgrad. Nach dem Abflug in der jugoslawischen Hauptstadt, musste am Flughafen München-Riem ein Zwischenstopp zum Auftanken eingelegt werden, bevor der Flug nach Manchester fortgesetzt werden sollte.
Zwei Startversuche waren bereits abgebrochen worden, beim dritten Startversuch am Münchener Flughafen rutschte das Flugzeug dann über die schneeglatter Startbahn hinaus und durchbrach die Umzäunung des Geländes, bevor es mit einem Haus und einigen Bäumen kollidierte und schließlich in Flammen aufging. Flughafen München-Riem, 1992 geschlossen
23 der insgesamt 38 Insassen des Flugzeuges überlebten das Unglück nicht. Unter den Todesopfern waren neben acht Spielern und drei Funktionären von Manchester United auch Journalisten, ein Flugbegleiter und der Reiseveranstalter, der den Charterflug für das Fußballteam organisiert hatte.
Mit diesem tragischen Unfall endete die erfolgreiche Phase der so genannten „Busby Babes“ abrupt. Die Mannschaft, die diesen Beinamen auf Grund ihres jungen Durchschnittsalters und des Namens ihres Trainers, Matt Busby, erhalten hatte, war in den beiden Spielzeiten zuvor englischer Meister geworden und auch in der laufenden Saison standen die Chancen für einen Titelgewinn bis zu diesem verhängnisvollen Tag gut. Doch nach diesem herben Verlust musste das Team neu aufgestellt werden und rutsche bis zum Ende der Saison auf Platz 9 ab, konnte allerdings gleichzeitig ins Finale des FA-Cups vordringen, das jedoch mit einem Sieg für die Bolton Wanderers endete. Im Europapokal erfolgte trotz des Gesamterfolges gegen Roter Stern Belgrad in der nächsten Runde gegen den AC Mailand das Aus.
Zunächst wurde für das Verunglücken des British-European-Airways-Flug 609 der überlebende Kapitän James Thain verantwortlich gemacht, da ihm vorgeworfen wurde, die Tragflächen der Propellermaschine vor dem Start nicht von Eis und Schnee befreit zu haben. 1968 wurde Thaine schließlich von diesem Vorwurf freigesprochen, da sich diese nach einer genauen Untersuchung von Fotos des Flugzeugs als nicht haltbar erwiesen. Als offizielle Unfallursache wurde ab diesem Zeitpunkt die von Schneematsch bedeckte Startbahn angesehen, die es der Maschine nicht erlaubte, die erforderliche Abfluggeschwindigkeit zu erreichen.

Verschiedene Meinungen: Start von “Krieg der Sterne” (”Star Wars”) in deutschen Kinos (2. Februar 1978)

Samstag, den 2. Februar 2008

Ludwig Kamatschik, Literatur- und Filmkritiker:
Nur selten begebe ich mich in die Niederungen des Films. Eigentlich nur dann, wenn es dort wirklich einmal etwas von Niveau zu sehen gibt – was in unserer Zeit leider nur noch Recht selten der Fall ist. Die Zeiten solcher Meisterwerke wie Citizen Kane, Das Siebte Siegel und Metropolis sind augenscheinlich vorüber. Gerade musste ich mir ein gar unsägliches Machwerk des US-amerikanischen Regisseurs George Lucas ansehen.
Ein Film mit dem Namen „Krieg der Sterne“, im englischen Original „Star Wars“. Nachdem dieser Film, der jedem Anspruch schon ob seiner Thematik entsagt, in den USA zu einem großen Erfolg wurde, wird nun auch Europa von diesem Sammelsurium an Belanglosigkeiten heimgesucht. Die futuristische Welt mit ihren Lichtschwertern, Raumschiffen und all ihrer Brutalität stellt keine Fragen an die Gesellschaft, sie fordert nicht zum Denken auf und begibt sich auch nicht auf die Suche nach dem Sinn unseres Daseins. Sie ist schlicht nur bunt und grell. Ich bin mir aber sicher, dass das intelligente europäische Publikum sich von diesen amerikanischen Banalitäten nicht wird hinreisen lassen und der Film schnell in der verdienten Versenkung verschwinden wird. Wie dieser Film überhaupt auch nur zu einem Kandidaten für die Academy Awards werden konnte ist mir rätselhaft.

Frank Hasselmühl, Filmfan und Vorsitzender des „Deutschen Vereins der Cineasten“:
Welche Bildgewalt, welch’ musikalischen Untermalung. „Krieg der Sterne“ ist sicherlich ein Meisterwerk der neueren Filmkunst. Von der ersten Sekunde an ist man gefesselt von der Story rund um eine Rebellion gegen das übermächtige Imperium, identifiziert sich mit ihren hauptsächlichen Protagonisten, Luke Skywalker, Prinzessin Leia, Obi-Wan Kenobi und vor allem Han Solo, mit dem brillanten Harrison Ford, dem ich eine große Karriere prophezeie.
Gar von der Personifikation des Bösen, Darth Vader, fühlt man sich in einer beklemmenden Art und Weise eingenommen. In den USA ist der Film bereits ein Blockbuster. Ich bin sicher, dass auch das europäische Publikum dieses Meisterwerk zu würdigen wissen wird. Meiner Meinung nach gab es in den letzten Jahren selten einen würdigeren Kandidaten für die Verleihung des Oscars.

Tim und Klaus, 9 und 11 Jahre:
‚tzzzimm’ ‚sssssssissssssd’ „Nimm das Du rebellischer Schurke – mein Laserschwert wird Dich lehren gegen meine Macht zu kämpfen“ „Meine Freunde und ich werden siegen und das Leben der Prinzessin schützen“ ‚sssisssdddd’ ‚tschack’ „Ahhh, nein! Wie kann das sein. Ich darf nicht sterben. Die dunkle Seite muss siegen. Nein!!!“

Am 2. Februar 1978 startete der von George Lucas gedrehte Film „Krieg der Sterne – Episode IV“ in den deutschen Kinos. Wohl fast kein anderer Film der letzten 30 Jahre übte eine ähnliche Faszination über fast alle Altersgrenzen hinweg aus und auch wenige Filme übten (bis heute) in den letzten drei Dekaden einen ähnlichen Einfluss auf die gesamte Filmwelt aus, sowohl durch Genre, Spezialeffekte, Story oder auch die geniale Musik von John Williams.
Der Film wurde sowohl an den Kinokassen als auch bei den großen Preisverleihungen zu einem Erfolg – mit sieben Oscars ausgezeichnet und für weitere fünf nominiert.
20 Jahre nach dem ersten Erscheinen wurde auch die digitalisierte Neuauflage zu einem großen Erfolg, wohingegen die ab 1999 in die Kinos kommenden Filme, die die Vorgeschichte zum ersten verfilmten Teil (Episode IV) erzählten im Niveau nicht an die ursprünglichen Filme anknüpfen konnten. Heute steht „Krieg der Sterne“ auf einer Ebene mit den größten Klassikern der Filmgeschichte.

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