Archiv der Kategorie ‘Neuzeit‘


Tom Crossfield: Fertigstellung des ersten Brückenbogens der Gusseisenbrücke bei Ironbridge über den Severn (2. Juli 1779)

Mittwoch, den 2. Juli 2008

Diese eine Niete noch, dann ist Bergfest.
So. Jetzt ist es geschafft. Der erste Bogen der Brücke steht.
Aus Gusseisen. Eine ganz neue Idee. Und eine harte Arbeit. Mit so einer Brücke haben wir den Severn überbrückt. Zumindest steht jetzt ein Bogen.
Soll ein Zeichen sein, für die wachsende Eisenindustrie. War aber auch nötig.
Endlich nicht mehr mit den wackligen Fähren über den Fluss setzen.
Jetzt hat das Servern Gorge endliche eine Brücke.
Schön sieht sie ja nicht aus. Aber modern.
Ich mag ja Stein und Holz lieber. Aber das war mal eine Herausforderung, mit anderem Material so was zu bauen.
Bin mal gespannt, wie lang das Ding steht. Sieht ja stabil aus.
Morgen geht’s wieder weiter. Dann fangen wir mit dem zweiten Bogen an.
In 1 ½ Jahren soll das Ding eingeweiht werden.
Wenn vorher nicht das Geld ausgeht. Soll ja viel teurer sein, als die Ingenieure berechnet hatten.

Darstellung der Gusseisenbrücke über den Severn bei Ironbridge (um das Jahr 1900)

Die wachsende Industrie, vor allem die Eisenindustrie rund um den heutigen Standort der Gusseisenbrücke über den Severn, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlangte nach einer neuen Möglichkeit, den Fluss Severn, den längsten Fluss Englands, oberhalb des Tals Severn Gorge zu überqueren.
Bisher war die Überquerung nur mit Fähren über den Fluss möglich gewesen.
Auf Initiative von Thomas Pritchard, der dem Industriellen John Wilkinson of Broseley den Bau einer Eisenbrücke vorschlug, begann man mit den Planungen zum Bau.
Thomas Pritchard erstellte in den folgenden zwei Jahren die Pläne für die Brücke und den Bau übernahm der Industrielle Abraham Darby III.
Obwohl die Kosten für den Bau die ursprünglich veranschlagte Summe von 3200 Pfund Sterling deutlich überstiegen gelang es den ersten Bogen der Brücke am 2. Juli 1779 fertig zu stellen.
Beim Bau wurde vor allem aus Erfahrungen aus dem Holzbrückenbau und dem Zimmererhandwerk zurückgegriffen, da das Wissen über den Umgang mit dem neuen Material für solch einen Zweck noch sehr begrenzt war.
Am Neujahrstag 1781 konnte die Brücke schließlich eröffnet werden – als erste Eisenbrücke der Welt.
Die Brücke steh noch heute, auch wenn sie nur noch zu Fuß begangen werden kann (was bis 1950 noch eine Brückenmaut kostete) und schon bald nach der Fertigstellung und auch später immer wieder Reparaturarbeiten notwendig wurden.

Talbot Edwards: Diebstahl der Kronjuwelen (9. Mai 1671)

Freitag, den 9. Mai 2008

Die Nachricht wird sich in der Stadt wie ein Lauffeuer verbreiten, schon in wenigen Stunden wird jeder, vom einfachen Gassenjungen bis zum Hochadeligen Bescheid wissen. Es ist versucht worden, den Tower auszurauben, genauer gesagt wurde versucht, die Kronjuwelen zu stehlen.
Mein Freund und Vertrauter Thomas Blood hat diese frevelhafte Tat gemeinsam mit einigen Komplizen begangen. Noch immer hoffe ich, dass es nur eine unglückliche Verwicklung ist und Thomas unschuldig in die Sache hineingezogen wurde. Eine historische Darstellung der britischen Kronjuwelen Er ist mir in der Zeit, die wir uns nun kennen, schließlich sehr ans Herz gewachsen und ich kann einfach nicht glauben, dass er zu einer solch schändlichen Tat bereit wäre. Es passt nicht zu ihm, einen Freund auszunutzen und diesen auf hinterhältige Art niederzuschlagen. Er wird von seinen Komplizen zu dieser Tat gezwungen worden sein, sie müssen etwas in der Hand gehabt haben, um diesen braven Mann – einen Geistlichen - unter Druck zu setzen – anders kann es nicht gewesen sein.
Was soll jetzt geschehen? Es wird mit Sicherheit in Frage gestellt, ob ich weiterhin die geeignete Person bin, um diese Schätze des Königshauses sicher zu verwahren. Dabei habe ich doch nichts böses geahnt, habe nur einem guten Freund einen Gefallen getan und wurde dafür bitter bestraft.
Hoffentlich lässt der König Gnade walten, meine Familie hat hier ihre Unterkunft, ihr Zuhause, wir würden alles verlieren. Und das alles weil ich hintergangen wurde, getäuscht und verraten, doch es wird sich alles aufklären und es wird sich herausstellen, dass weder ich, noch Thomas irgendetwas für diesen unrühmlichen Vorfall konnten, wir sind durch eine unglückliche Fügung des Schicksals zu Statisten in diesem Fall geworden. Dies muss von Außenstehenden erkannt werden und das wird es, es muss einfach so sein!
Thomas wird bei unserem Gott und Herrn sicherlich ein gutes Wort für mich einlegen und mit göttlichem Beistand wird sich der Fall schließlich aufklären.

Die Kronjuwelen des englischen Königshauses wurden in einem Gewölbe im Tower of London verwahrt. Seit 1303 befinden sich die Kornjuwelen im Tower, zuvor wurden sie in der Westminster Abbey verwahrt, aus der sie aber entwendet wurden. Im Tower, dieser gut befestigten Anlage, glaubte man sie an einem sicheren Ort. Dennoch gelang es Thomas Blood am 9.Mai 1671 die Kronjuwelen zu stehlen.Thomas Blood, Dieb der Kronjuwelen Für diese Tat hatte der irische Colonel einige Vorbereitung benötigt. Als Geistlicher verkleidet verschaffte er sich erstmals Zugang zum Schatz des englischen Königshauses. Blood versuchte ein freundschaftliches Verhältnis zu Talbot Edwards, dem Wächter über die Kronjuwelen, aufzubauen, der zusammen mit seiner Familie über dem Gewölbe, in dem die Juwelen aufbewahrt wurden, wohnte. Dem angeblichen Priester gelang es dann auch, freundschaftliche Bande zwischen seiner eigenen und der Familie Edwards zu knüpfen.
Am 9. Mai 1671 kam Blood in Begleitung dreier Männer, von denen er einen als seinen Neffen ausgab, in den Tower. Während dieser angebliche Neffe vorgab, sich für die Tochter Edwards zu interessieren, wollte Blood seinen beiden anderen Begleitern die Kronjuwelen zeigen, was Edward ihm nicht verwehren mochte. Nachdem der Wächter sämtliche Gitter und Schlösser, die die Juwelen schützten, geöffnet hatte, wurde er niedergeschlagen und die drei Männer nahmen die Wertgegenstände an sich. Dabei gingen sie nicht gerade vorsichtig zu Werke, sondern „bearbeiteten“ die Juwelen so, dass sie sich möglichst leicht und unauffällig transportieren ließen, auch wenn dies bedeutete, den ein oder anderen Gegenstand zu beschädigen.
Noch während die Täter am Werk waren, kam Edward wieder zu Besinnung und konnte um Hilfe rufen, sodass die Diebe zur überstürzten Flucht gezwungen waren. Blood konnten aber am Verlassen des Towers gehindert werden. Da Blood sich weigerte, die Beweggründe für die Tat jemand anderem als dem König darzulegen, wurde er schließlich zu Charles gebracht. Dort legte er dem englischen König dar, dass die Juwelen nicht 100.000 Pfund Wert seien, wie die Krone behaupte, sondern allenfalls 6000. Daraufhin fragte Charles den Gefangenen was er täte, wenn er begnadigt würde. Und Thomas Blood antwortete, dass er versuchen würde, dies zu verdienen.
König Charles, begnadigte den Dieb und schenkte ihm in Irland ein Stück Land. Was den König zu dieser Tat bewegt hat, ist nicht geklärt.

Francisco de Goya: Die Erschießung der Aufständischen (3. Mai 1808)

Samstag, den 3. Mai 2008

Wie viele sind heute schon gestorben?
Diese da werden die nächsten sein. Hingerichtet von den französischen Besatzern, nur weil sie Spanier sind. Angeblich haben sie Waffen gegen die Franzosen geführt.
Jeder Spanier, der heute eine Waffe trug, sollte direkt getötet werden. Hunderte Leben hat die Bluttat der Franzosen gefordert.
Was haben diese dort auf dem Hügel getan? Wahrscheinlich nichts. Märtyrer sind sie für mich. Nicht Mörder, wie die Schergen Murats und Napoleons behaupten.
Ich bin froh, dass sich mich nicht sehen können, versteckt hinter diesen Sträuchern. Eingreifen kann ich nicht. Das wäre mein eigenes Todesurteil.
Aber ihre Geschichte werde ich erzählen. Sie muss festgehalten und der Nachwelt überliefert werden.
Sie sehen verzweifelt aus, diese armen spanischen Männer. Da, einer erhebt sich. Er bettelt um Gnade, streckt die Arme von sich, wie zum Zeichen, dass er keine Gefahr, dass er unbewaffnet ist.
Aber da kommt der Befehl zum Schuss. Viele Schüsse auf einmal. Hören kann ich es nicht, aber spüren kann ich es. Der mit dem weißen Hemd fällt wieder. Die, die in ihrer Verzweiflung schon auf dem Boden liegen sacken nun gänzlich zusammen. Welch schändliche Tat!

Das Gemälde El tres de Mayo / Die Erschießung der Aufständischen von Goya

(15 Minuten später)

Sie sind wieder weg. Die Franzosen haben den Ort ihres Verbrechens, den Principe Pio verlassen. Ein paar Skizzen konnte ich machen, damit nichts vergessen wird. Aber viel größer werde ich das später wiedergeben.
Die Franzosen haben nicht einmal Gräber ausgehoben. Nur ihre Sachen haben sie eingepackt und dann sind sie abgezogen.
Im schwachen Schein meiner Laterne habe ich mich hervorgewagt an den Ort der blutigen Tat. Hoffentlich kann man das Leuchten meiner Laterne nicht vom Fuß des Hügels sehen. Hoffentlich kommen die Franzosen nicht zurück.
Im leichten Schimmer des Lichtes wirkt alles so friedlich. Aber die Leichen da drüben zeichnen ein anderes Bild. 30, vielleicht 40 Körper liegen da übereinander, im Blut des jeweils anderen. Da sehe ich auch den Mann mit dem weißen Hemd, der noch kurz vorm Ende versucht hat, die Besatzer zu besänftigen.
Seine Hände sind durchschossen. Sie waren ausgestreckt, als die Schüsse fielen. Wie die Wundmale des Gekreuzigten sehen diese Verletzungen an den Händen aus, die die Kugeln gerissen haben.
Wahrlich, Märtyrer waren sie für die spanische Sache, für unsere Freiheit.
Ich werde dafür sorgen, dass sich nicht vergessen werden.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1808 wurden auf dem Principe Pio, einem Hügel bei Madrid, 45 Spanier von französischen Truppen durch Erschießung hingerichtet.
Der Hinrichtung voraus gegangen war ein Aufstand der Bevölkerung Madrids gegen die von den Franzosen nach der Besetzung Spaniens erzwungenen Abdankung der spanischen Herrscherfamilie der Bourbonen.
Im Zuge der Napoleonischen Kriege hatten französische Truppen Spanien besetzt und die Kontrolle über die spanischer Königsfamilie errungen. Nachdem diese von den französischen Truppen unter deren Oberbefehlshaber Joachim Murat, einem Schwager Napoleons, der nur zwei Monate später von Napoleon zum König von Neapel ernannt wurde, zum Verlassen der Hauptstadt aufgefordert worden war, stellte sich die Bevölkerung Madrids gegen die Abreise des Bruders des spanischen Königs, Francisco de Paula.
Es kam zu einem offenen Aufstand und die französischen Besatzer schlugen mit aller Macht zurück. So erging von Murat der Befehl, alle Spanier, die in Madrid mit einer Waffe angetroffen wurden, sofort zu töten. In der Folge wurden fast 400 Spanier von den Franzosen hingerichtet, unter ihnen die Erschossenen des Principe Pio.
Das Geschehen wurde sechs Jahre später vom Maler Francisco de Goya in seinem Gemälde „El tres de Mayo“ (übersetzt: „Der dritte Mai“, auf Deutsch aber bekannt unter dem Namen „Die Erschießung der Aufständischen“) festgehalten.
Dass Goya das Geschehen auf dem Hügel wirklich selbst beobachtet hat, wie einige Legenden zu berichten wissen und wie der fiktive Teil dieses Beitrages suggeriert, ist äußerst unwahrscheinlich.
Sein Gemälde ist daher auch kein realistisches Abbild des Geschehens, sondern eine dramatisierte Zuspitzung der Ereignisse. Die Anspielung auf die Wundmale Christi existiert aber auf dem Bild an den Händen des Mannes mit dem weißen Hemd, der den Fokus des Gemäldes ausmacht.
Das Gemälde hängt heute im Prado in Madrid.
Zwei
Goya, geboren 1746, gestorben 1828, hat das Leid Spaniens unter der französischen Besatzung während der Napoleonischen Kriege nicht nur auf diesem einen Bild festgehalten, sondern auch in der aus 82 Grafiken bestehenden Serie „Desastres de la Guerra“ („Die Schrecken des Krieges“).
Allerdings wendet er sich damit nicht wie ein Propagandist einseitig nur gegen die französische Besatzung, sondern gegen das durch den Krieg verursachte Leid insgesamt und griff auch immer wieder von spanischen Aufständischen begangene Gräueltaten auf.

(Das erste Bild zeigt das Gemälde “El tres de Mayo” / “Die Erschießung der Aufständischen” von Goya, das zweite zwei Grafiken aus der Serie Desastres de la Guerra / Die Schrecken des Krieges)