Archiv der Kategorie ‘Neueste Geschichte‘


Barbara Lindstrom: Die Schlacht von Los Angeles (24. Februar 1942)

Sonntag, den 24. Februar 2008

Los Angeles, 19.18 Uhr:
Was ist das denn? Sirenen?
„Ganz ruhig Kinder, keine Sorge. Das ist nichts. Ihr könnt Mama glauben“
Luftalarm? Ist was wirklich ein Luftalarm? In den Radio-Nachrichten haben sie gemeldet, die Japaner könnten heute angreifen. Kann das wirklich sein? Dass die Japsen uns hier bombardieren?
„Nein, Tom, das ist nichts. Keine Sorge Linda, na beruhig’ Dich, Kleine.
Kommt, Kinder, wir spielen jetzt ein Spiel. Wir gehen zusammen in den Keller und spielen da Verstecken. Und wenn Daddy gleich nach Hause kommt, dann spielt er auch mit. Na kommt, schnell in den Keller. Das wird lustig! Lasst das Essen ruhig stehen. Wir können später noch was essen. Mummy mag jetzt mit Euch spielen“

Der Himmel über Los Angeles während der Schlacht von Los Angeles20.57 Uhr:
Immer noch keine Entwarnung. Aber ich habe auch keine Explosionen gehört. Soll ich mit den Kindern wieder hochgehen? Nein, besser nicht. Aber ihnen wird langweilig.
„Tom, nein, bleib sofort stehen. Nicht die Treppe hoch!
Du hast Durst? Warte, hier am Waschbecken, da kannst Du Wasser trinken. Wie beim Zelten aus dem Bach. Das ist doch ein Abenteuer.“

22:23 Uhr:
Ah, das muss das Signal zur Entwarnung sein. So haben sie das im Radio angekündigt.
„Kinder, na, wir haben genug gespielt. Es ist Zeit, für Euch ins Bett zu gehen. Kommt wir gehen nach oben. Das war doch mal was anderes, nicht wahr, Tom, nicht wahr, Linda?
Vielleicht machen wir das schon bald wieder!“

Am 24. Februar 1942 kam es zur sogenannten Schlacht von Los Angeles im Zweiten Weltkrieg.
Die Begleitumstände der „Schlacht“, die eigentlich keine war sind bis heute nicht geklärt.
Am Vormittag des 24. Februar gab es zum ersten Mal Hinweise und Meldungen bezüglich eines bevorstehenden japanischen Luftangriffes auf Los Angeles und in den Abendstunden wurde für drei Stunden ein Fliegeralarm ausgelöst, der die Bevölkerung teilweise in Panik versetzte. Allerdings blieb der befürchtete Angriff aus.
In der folgenden Nacht aber, wurden angeblich doch Flugzeuge über Los Angeles gesichtet und die Flak-Abwehr musste bemannt werden. Kurz darauf begann der Himmel über der Stadt im Licht der Flak-Scheinwerfer und explodierender Flak-Granaten zu leuchten.Überschrift der LA Times zu Alarm - vom Militär bestätigt
Es kam aber zu keinerlei Bombenabwürfen und auch die Verteidiger konnten keine Abschüsse vermelden.
Was die Meldungen über Flugkörper über der Stadt, deren Sichtung auch vom Militär bestätigt wurde, ausgelöst hatte ist bis heute nicht geklärt und die Gerüchte gehen von Wetterballons bis zu den unvermeidlichen UFOs.
Auch wenn es zu keinen echten Kampfhandlungen kam, so kostete die „Schlacht von Los Angeles“ doch mehrere Menschenleben. Einerseits durch am Boden explodierende Flak-Granaten, andererseits durch Herzinfarkte und schließlich auch durch mehrere Verkehrsunfälle auf Grund der von den Behörden angeordneten kompletten Verdunkelung der Stadt.

Franz-Gustav Adler: Sportpalastrede Joseph Goebbels’ / “Wollt Ihr den totalen Krieg?” (18. Februar 1943)

Montag, den 18. Februar 2008

„… über alles in der Welt“. Ja, JA, JAA, wir stehen zusammen. Dieses Land erwacht. Wir alle wollen den totalen Krieg. Nun bricht der Sturm los und niemand kann ihn mehr aufhalten.
Auch ich werde dafür einstehen.
Welche ein Bild. Tausende Menschen im diesem Saal jubeln wie ein Volk, wie ein Mann für unser Reich für unseren Führer.
Die Lage ist schwierig, aber wenn wir zusammenstehen, dann ist der Sieg nicht mehr fern. Mit dem totalen Krieg werden wir in kürzester Zeit den Sieg erringen.
Ja! Ich glaube wie der Führer an den endgültigen Sieg unserer Waffen!
Und ich werde alles geben, was nötig ist um die Bolschewiki und die Engländer zu schlagen. Sollen sie noch so oft behaupten, dass deutsche Volk sei des Kämpfens müde. Wir sind es nicht. Und wir werden es nie sein! Wir vertrauen dem Führer! Mit meiner ganzen Kraft stehe ich für diesen Krieg ein.
JA!!! Ich will den totalen Krieg! Die Menschen um mich herum auch. Der Sieg ist nah, der Krieg und der Sieg, beide werden total sein!
Ja! Das Volk steht auf und der Sturm bricht los!

Am 18. Februar 1943 hielt der Propagandaminister des Deutschen Reiches, Joseph Goebbels, seine in die Geschichtsbücher eingegangene Sportpalastrede.
Vor allem die Frage an die 10.000 Zuhörer: „Wollt Ihr den totalen Krieg“ beantwortet von einem lauten einhelligen „Ja“ ist im Gedächtnis der Menschen haften geblieben.
Dass die Veranstaltung und der angeblich spontane Jubel in Wirklichkeit größtenteils inszeniert waren, war 1943 natürlich nicht bekannt.
Die Rede, die kurz nach der verheerenden Niederlage der deutschen Armee in der Schlacht von Stalingrad die Deutschen wieder motivieren sollte und von Hasspropaganda vor allem gegen England, die Sowjetunion und das Judentum strotzte, bestand in der Hauptsache aus zehn rhetorischen Fragen, von denen die nach dem „totalen Krieg“ die bekannteste ist. Alle Fragen wurden vom Publikum mit einem frenetischen „Ja“ beantwortet. Die Rede endete mit der Absingung der ersten Strophe des Deutschlandliedes.
Damit hatte das Nazi-Regime die Grundlage für den weiteren Krieg geschaffen und die Zustimmung auf die Fragen während der Rede konnte als Anlass genommen werden, von den deutschen Bürgern noch mehr Anstrengungen einzufordern, größere Bevölkerungsschichten an die Front zu schicken und weitere Unrechtsmaßnahmen zu ergreifen.
Das Ergebnis war, dass in der Folge der Krieg mit noch größerer Menschenverachtung auch des eigenen Volkes geführt wurde und die Opferzahlen weiter massiv anstiegen. So überstiegen die Opferzahlen in den zwei Jahren Krieg, die auf die Rede folgen sollten, die der Vorjahre nochmals deutlich.
Die Niederlage, die zu diesem Zeitpunkt für die Führung schon absehbar war wurde nur herausgezögert und dieser Zeitgewinn mit dem Blut von Millionen Menschen in Europa und der Welt erkauft.
Die Begrifflichkeit vom „totalen Krieg“ geht allerdings nicht auch Goebbels zurück.
Die Idee, die dahinter steckt, findet sich schon im Ausdruck vom „absoluten Krieg“, den der preußische General und Militärtheoretiker Carl von Clausewitz in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts prägte. Er verstand darunter die Ausrichtung aller staatlichen Mittel alleine auf den Krieg.
Auch im Ersten Weltkrieg findet sich in Veröffentlichungen der französischen Zivilbehörden der Ausdruck „la guerre totale“, mit dem eine Mobilisierung aller Kräfte der Nation erreicht werden sollte.
Später sollte mit dem Begriff vor allem darauf abgezielt werden, bei der Vorbereitung auf einen Krieg über die Grenzen der üblichen Mobilmachung hinauszugehen und so finden sich die Ideen eine „totalen Krieges“ auch bei englischen und italienischen Militärs.
In den deutschen Sprachgebrauch fand der Terminus schließlich bei Erich Ludendorff wieder Einzug.
Ludendorff, der im Ersten Weltkrieg führendes Mitglied der Obersten Heeresleitung gewesen war, veröffentlichte 1935 eine Denkschrift unter dem Titel „Der totale Krieg“. Diese hatte mit den begrifflichen Ursprüngen bei von Clausewitz aber nur noch den Begriff selbst gemein, in der Ideologie und in der zugrundeliegenden Theorie widersprach Ludendorff Clausewitz gezielt, hatte dieser doch auch immer die Meinung geprägt, der „Wirkliche Krieg“ müsse in seinem Ausmaß immer unter dem „Absoluten Krieg“ bleiben.

Edward Harning, Berater der britischen Delegation: Die Erklärung von Jalta (11. Februar 1945)

Montag, den 11. Februar 2008

Was haben wir heute getan?
Brauchen wir wirklich den Teufel, um Satan auszutreiben? Müssen wir uns auf diesen Pakt einlassen, um der Welt wieder Frieden zu bringen?
Vielleicht wäre es doch eine bessere Entscheidung, von Berlin direkt bis nach Moskau weiter zu marschieren. Aber die Welt ist des Krieges müde. Und wir sind es auch.
Aber ist es das wert? Wir opfern die Völker Europas auf dem Altar des Sieges und Stalin lacht sich dabei ins Fäustchen.
Wir liefern die Polen, die Tschechen, die Ungarn, die Rumänen, die baltischen Völker und die Bulgaren der Willkür des einen Diktators aus, nachdem wir sie von der tödlichen Unterdrückung des anderen befreit haben.
Aber etwas anderes war wohl nicht zu erreichen. Wenigstens Italien und Griechenland, in Teilen auch Jugoslawien, konnten wir vor den Klauen der Kommunisten bewahren. Churchill, Roosevelt, Stalin bei der Konferenz von Jalta Wohin wird uns das führen? Zu einem neuen Krieg? Schon bald? Gibt es uns nur eine Atempause, bevor wir nach der Fratze des Faschismus auch der des Kommunismus werden begegnen müssen? Wohin führt das die Welt? Und macht es wirklich einen Unterschied, ob man die Mordanstalten und Folterorte KZ oder Gulag nennt?
Aber es muss sein. Wenn wir Stalin nicht wenigstens etwas geben, diesen Schutzpuffer, wie er es nennt, der aber nichts mehr sein wird, als ein Ring sowjetischer Satellitenstaaten, dann wird es keinen Frieden geben. Noch nicht einmal für eine kurze Zeit.
Wohin wird uns das führen? Die Todesmaschinerie der Deutschen wird bald von den Schultern Europas genommen sein.
Aber um die eine Hälfte wirklich zu befreien, geben wir die andere Hälfte einer neuen Unterdrückung hin. Sehenden Auges, ohne es ändern zu können.
Die Geschichte möge uns vergeben.

Mit der Erklärung von Jalta wurde am 11. Februar 1945 auf der Konferenz von Jalta die zukünftige Aufteilung der Interessensphären in Europa und Asien, nach dem zu erwartenden Sieg über die Mittelmächte um Deutschland und Japan, zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion beschlossen.
Darüber hinaus wurden die Besatzungszonen in den besiegten Staaten festgelegt.
Der Beschluss, der Polen, die Tschechoslowakei und die baltischen Staaten an Stalin fallen ließ, ergänzte die Bestimmungen der Moskauer Konferenz vom 9. bis 20. Oktober 1944, in der die Aufteilung für die Staaten Südosteuropas festgelegt worden war. Darin waren Rumänien, Bulgarien sowie weitestgehend Jugoslawien und Ungarn der sowjetischen Interessenssphäre zugeschlagen worden, wohingegen es unter großen Bemühungen gelungen war, Italien und Griechenland vor dem kommunistischen Zugriff zu bewahren. Das geteilte Europa nach dem 2. Weltkrieg Darüber hinaus traf man Entscheidungen hinsichtlich der Entscheidungsgremien der nach dem Krieg zu gründenden Vereinten Nationen, insbesondere die Zusammensetzung der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates und ihre Vetorechte betreffend. Eine Festlegung, die bis heute Gültigkeit hat.
So wurden in der Erklärung von Jalta bereits die Frontlinien des Kalten Krieges vorgezeichnet, die die Welt bis 1990 in ihrem Griff haben sollten. Außerdem diente sie als Legitimierung der Suprematie der Sowjetunion über die osteuropäische Staatenwelt und in gewisser Weise auch als Legitimitätserklärung der anderen Mächte für die kommunistischen Diktaturen und Gewaltherrschaften der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Es ist aber auch festzuhalten, dass ohne die Zusammenarbeit der Alliierten, auch in den Konferenzen von Jalta, Moskau u.a. ein koordiniertes Vorgehen gegen das faschistische Deutschland nicht möglich gewesen wäre und ein direktes Übergleiten des Zweiten Weltkrieges in einen neuen Krieg zwischen den Großmächten wahrscheinlich gewesen wäre – Pläne für dieses Schreckensszenario gab es auf beiden Seiten.
So gelang es durch diese Politik - so zynisch dies im Rückblick auch erscheinen mag - Europa zumindest von den Schrecken Nazi-Deutschlands zu befreien und einem Teil der Staaten und Völker Frieden und Freiheit zu geben.

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