Archiv der Kategorie ‘Technikgeschichte‘


Gerd Mertens, Werksvertreter: Der letzte Wartburg wird produziert (10. April 1991)

Donnerstag, den 10. April 2008

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich, Sie am heutigen Tag in so großer Zahl zu diesem für unsere Stadt so bedeutenden Ereignis begrüßen zu dürfen!
Wie Ihnen allen bekannt ist, wird in wenigen Minuten der letzte Wartburg hier in Eisenach die Produktion verlassen. Damit geht die Geschichte eines großartigen und leistungsfähigen Automobils zu Ende. Doch noch ist dieser schmucke Straßenkreuzer nicht von den deutschen Autobahnen verschwunden, denn wie es sich in der Vergangenheit gezeigt hat, handelt es sich um ein langlebiges Modell, das seine Fahrer noch viele Jahre beglücken wird.
Wir hier in Eisenach werden unserem lieb gewonnenen Wartburg die Treue halten und nicht alle guten Werte sofort über Bord werfen und uns eines dieser westlichen Modelle anschaffen.
[wenige Minuten später]
Da rollt er nun, meine Damen und Herren, der letzte in unserem Eisenacher Werk produzierte Wartburg. Lassen Sie uns diesen Moment mit einem Glas Sekt ehren und ihn in unserer Erinnerung festhalten.
Ich wünsche dem Besitzer dieses Automobils allzeit gute Fahrt und viel Freude mit diesem ganz besonderen Wartburg!

Ein Wartburg der letzten bis 1991 produzierten Serie

Der in den Automobilwerken Eisenach hergestellte PKW namens Wartburg hat seinen Namen von der am selben thüringischen Ort gelegen Wartburg. Es handelt sich um einen Mittelklassewagen, der in der Zeit zwischen 1956 und 1991 in Eisenach produziert wurde.
Die Automobilwerke Eisenach, an deren Stelle seit 1928 ein BMW-Werk betrieben wurde, entstanden nach der Verstaatlichung des BMW-Werkes im Jahre 1945. 1955 wurde schließlich die Produktion der letzen Autos, die auf der BMW-Technik basierten, eingestellt und die Produktion des Wartburgs wurde in Angriff genommen.
Wartburg und Trabant waren zwei PKW-Modelle, die in der DDR produziert wurden. Ab Ende der 50er Jahre wurden auch PKW aus Russland importiert, so zunächst der Moskwitsch und später auch der LADA. In deutlich geringerem Umfang wurde auch das größer Modell namens Wolga eingeführt. Aus Rumänien wurde der Dacia in die Deutsche Demokratische Republik importiert.
Der Autokauf in der DDR lief anders ab als wir es heute kennen. Ein Autohausbesuch mit anschließendem Autokauf war nicht möglich, denn für Automobile existierte ein Bestellsystem, das Wartezeiten von zunächst fünf bis zehn Jahren beinhaltete. Als die Sowjetunion 1978 damit begann ihre PKW auch in das westliche Ausland zu verkaufen, erhöhten sich die Wartezeiten drastisch. Neben diesem offiziellen Markt mit Neuwagen gab es selbstverständlich auch den Handel mit Gebrauchtwagen und in einem gewissen Maße auch einen geduldeten Schwarzmarkt. Hinzu kamen Autos, die über Betriebe verteilt wurden, so zum Beispiel in den 1980er Jahren als 20.000 VW Golf in die DDR geliefert wurden, dort aber nie öffentlich verkauft, sondern ausschließlich über verschiedene Betriebe verteilt wurden.
Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten kam es in Westdeutschland zu einem wahren Ausverkauf der Autohäuser, da viele ostdeutsche Bürger nun endlich ein Auto ihrer Wahl erstehen konnten und dabei keine unendlichen Wartezeiten in Kauf zu nehmen hatten.
Auf Grund dieser Freiheit des Marktes ergab es sich, dass die ehemaligen DDR-Automodelle nicht mehr sonderlich gefragt waren, da sie in Leistung und Ausstattung gegenüber den meisten westlichen Modellen deutliche Defizite aufwiesen. Dieser Trend führte dazu, dass in Eisenach bereits am 10. April 1991 der letzte Wartburg vom Band lief und die Produktion dieses Modells damit eingestellt wurde.

(Das Bild zeigt einen Wartburg 1-3 und basiert auf dem Bild Wartburg_1.3_Limo_S_vorn.jpg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist der Wikipedia User EMST)

Robert Benson, Matrose: Stapellauf der USS Monitor (30. Januar 1862)

Mittwoch, den 30. Januar 2008

Schiff nennen die das Ding. Sieht für mich eher aus wie eine Lok oder so was. Nee, für mich ist das nix. Und auch die anderen Leute am Hafen gucken schon ein bisschen komisch. Ich bleib’ da doch lieber auf einem echten Schiff und nicht so einem ‚Panzerschiff’, wie der Ericsson das Ding nennt. Komischer Kauz dieser Schwede.
Besatzung an Bord des Panzerschiffs USS Monitor Aber wenn die mit dem Ding da den Südstaatlern ordentlich Zunder machen soll es mir nur Recht sein. Hah, immer drauf auf diese Sklavenhalter. Kann nicht schaden. Soll ja angeblich ordentlich was aushalten, diese Lok auf See. Bin ich ja mal gespannt, ob das Ding überhaupt schwimmt. Naja, muss auch ganz schön stickig sein da drin. Die Kollegen, die da drin sind tun mir leid. Bei dem ganzen Dampf. Aber zu treffen wird das Schiff, ‚Monitor’ nennen sie es, nur schwer sein. Naja, mir reichts. Genug gesehen. Erst mal wieder zurück in die Bar. Hab’ ja nur noch ´en paar Tage Landurlaub.
Mit der ‚USS Monitor’, einer Konstruktion des schwedischen Ingenieurs John Ericsson, lief am 30. Januar 1862 das erste Panzerschiff der US-amerikanischen Marine vom Stapel.
Nach einer Bauzeit von nur 120 Tagen sollte das Schiff helfen, die Seeblockade gegen die Südstaaten im Sezessionskrieg aufrecht zu erhalten.
Konstruktionszeichnung der USS Monitor
Auch die Konföderierten Staaten von Amerika, die Südstaaten, verfügten mit der CSS Virginia über ein Panzerschiff. Mit dieser focht die USS Monitor am 9. März 1862 in der Schlacht von Hampton Roads das erste Seegefecht der Geschichte zwischen zwei Panzerschiffen aus. Da die Bordbewaffnungen der beiden Schiffe zu schwach waren, die Panzerung des jeweils anderen ernsthaft zu beschädigen endete die Seeschlacht unentschieden.
So gut sie gegen feindliches Feuer geschützt war, so schlecht konnte die ‚USS Monitor’ mit schwerer See umgehen. So sank sie am 31. Dezember 1862, weniger als ein Jahr nach ihrem Stapellauf, in einem Unwetter vor Cap Hatteras an der Küste North Carolinas.

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