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Kapitän Berndt und Kapitän Rhoades: Schlacht von Sphinxhafen (13. August 1914)

Mittwoch, den 13. August 2008

„Bist Du des Wahnsinns?! Hör sofort auf mit dem Unfug! Du hast den Verstand vollkommen verloren, oder wie willst Du mir das erklären? Warum musst Du auch schon am helllichten Tag dem Rum so zusprechen, dass das nicht gut sein kann, habe ich mir schon immer gedacht, aber heute hast Du es wirklich zu weit getrieben!“
„Warte mein Freund, Du bist nicht auf dem Laufenden, sondern lebst hier in Deiner Hütte auf dem afrikanischen Land wohl hinter dem Mond.“
„Hinter dem Mond? Na warte, Du wirst meine Faust zu spüren bekommen!“
„Moment, hiermit erkläre ich Dich zum Kriegsgefangenen der britischen Flotte!“
„Kriegsgefangener? Tauch mal den Kopf ins Wasser mein Freund, jetzt haben Dich wohl alle guten Geister verlassen.“
„Keineswegs, keineswegs! Seit Anfang des Monats befinden sich unsere Heimatländer im Kriegszustand und ich wurde angewiesen, diesen See von feindlichen Einheiten zu befreien. Also, ergib Dich mein Freund, denn wir werden nicht zögern weitere Waffengewalt anzuwenden!“

Am 13. August 1914 fand die erste Seeschlacht des Ersten Weltkrieges statt. Es handelt sich um die Schlacht von Sphinxhafen, eines der kuriosesten Ereignisse des Ersten Weltkrieges.
Wenige Tage nach Kriegsbeginn erhielt der in Nyassaland (dem heutigen Malawi) stationierte britische Kapitän Rhoades den Auftrag, den ebenfalls im Malawisee befindlichen deutschen Dampfer Hermann von Wissmann unter dem Kommando von Kapitän Berndt zu zerstören.
Rhoades machte sich mit seinem Dampfer, der Gwendolyn auf den Weg zu einem Reperaturdock, in dem sich der deutsche Dampfer zu dieser Zeit befand. Am frühen Abend wurden mehrere Granaten auf das deutsche Schiff gesteuert, die das Heck beschädigten. Schütze war übrigens ein schottischer Kaufmann, der einzige Kanonenschütze an Bord der Gwendolyn.
Kurz nach dem Abfeuern der Schüsse steuerte ein kleines Boot auf die Gwendolyn zu. An Bord befand sich, der noch nicht über den Kriegsausbruch informierte, Kapitän Bernd, der Kommandant der Hermann von Wissmann. Bernd ging an Bord der Gwendolyn und bezichtigte Rhoades, seinen Freund, betrunken zu sein. Rhoades informierte ihn im Gegenzug über den Kriegsausbruch und erklärte Bernd zum Kriegsgefangenen.
Dieser britische Sieg sorgte am 16. August in der Times für die Schlagzeile: „Naval victory on Lake Nyasa“.
Dieser kuriose Zwischenfall trägt im Deutschen die Bezeichnung „Schlacht von Sphinxhafen“, da der Ort am Malawisee, in dessen Nähe die Schlacht stattfand, diesen Namen trug (heute Liuli in Tansania).

Harry Wernberg: Räumung der „Republik Freies Wendland“ (4. Juni 1980)

Mittwoch, den 4. Juni 2008

„An die Bullen! Wenn Ihr hier mit Euren Wasserwerfern vorbeikommt, dann gießt gleich unsere Pflanzen ganz sacht und gleichmäßig. Und wehe, es ist Chemiescheiße im Wasser - pfui! Dies ist ein biologischer Garten.“ (Text eines Hinweisschildes – nicht fiktiv)

So, jetzt habe ich das Schild befestigt, das muss ja so mal in aller Deutlichkeit gesagt werden, schließlich wollen wir nichts Böses oder Schlimmes. Wir wollen auf die Gefahren aufmerksam machen, die uns allen drohen, wenn hier das verwirklicht wird, was die Regierung plant. Unsere Kinder und Enkel werden diesen Fehler ausbaden müssen. Das wollen wir mit unserem friedlichen Protest verhindern. Hoffentlich hat auch die Polizei ausreichend Humor, um den gut gemeinten Ratschlag an unserem Gemüsegarten, zu würdigen und wird nicht wutentbrannt alles niederreißen.

In der Nähe des niedersächsischen Ortes Gorleben, auf der so genannten Borstelle 1004 errichteten im Mai 1980 Demonstranten und Atomkraftgegner ein Dorf und sogar einen Staat: Die „Republik Freies Wendland“.
Am 3. Mai 1980 versammelten sich in Niedersachsen unweit von Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg rund 5000 Menschen, um den Kampftag der Wenden, einem Stamm, der Ursprünglich im Wendland siedelte, zu begehen. Die Wenden waren für ihren Kampfgeist, den sie gegenüber der Christianisierung entwickelten, bekannt. Die Demonstranten zogen bis zum Platz, der für das so genannte Bohrloch 1004 vorgesehen war, hier sollte eine rund 250 Meter tiefe reichende Bohrung vorgenommen werden, um zu klären, ob der Salzstock bei Gorleben geeignet ist, Atommüll darin zu lagern. An dieser Stelle sollte das Atommüllendlager der Bundesrepublik Deutschland entstehen.
Bereits in dem Moment, als diese Überlegung bekannt gegeben worden war, wurden Proteste organisiert, sodass der Protestmarsch vom 3. Mai 1980 nicht die erste Aktion von Atomkraftgegnern und Demonstranten aus den umliegenden Gemeinden war. Doch mit der Errichtung eines Hüttendorfes am Bohrplatz 1004 erreichten die Proteste eine neue Dimension. Die Demonstranten zeigen, dass sie nicht nur vorübergehend protestieren, sondern gewillt sind, zu bleiben. Sie gehen sogar soweit, ihre eigene Republik auszurufen.
Rund 300 Menschen lebten dauerhaft in diesem Dorf, an den Wochenenden erhielten sie regen Zulauf von Tausenden Gleichgesinnten. Wer die „Republik Freies Wendland“ verlassen wollte, musste ein Schild passieren, das die Aufschrift trug: „Halt, BRD. Vorsicht, Schusswaffen“.
Am 4. Juni 1980 marschierten schließlich mehrere Hundertschaften der Polizei und des Bundesgrenzschutzes auf, um die rund 2000 Demonstranten aus dem neu gegründeten Dorf zu entfernen. Die Demonstranten ließen sich widerstandslos wegtragen, da sie sich dem Grundsatz der Gewaltfreiheit verschrieben hatten. Am Abend des 4. Juni war der Platz geräumt und mit Stacheldraht eingezäunt, die „Republik Freies Wendland“ war damit Geschichte.

Johann Friedrich Kaltensee: Hambacher Fest (27.Mai 1832)

Dienstag, den 27. Mai 2008

Unser Vaterland, das einige Deutschland soll hochleben! Es leben alle diejenigen hoch, die auf den Bund der Freiheit schwören, diesem vertrauen und sich zum Ziel gesetzt haben, mit ganzer Kraft für ihr Vaterland einzustehen!
Brüder und Schwestern der Freiheit, heute ist ein großer Tag, der vollkommen im Zeichen der Freiheit und der Einheit steht. Reckt Eure Fahnen empor und zeigt den Stolz auf unser Vaterland, den Ihr alle tief in Euch tragt!
Lasst Euch nicht abbringen von Eurem Weg in die Freiheit, in eine neue Zukunft, in der die Völker einig und friedlich zusammenstehen. Mut und entschlossener Wille sind gefragt, lasst Euch diesen Willen durch niemanden nehmen!
Meine Brüder und Schwestern, Deutschland – unser Vaterland - es lebe hoch!

Hambacher Fest - Zug zum Hambacher Schloß

Am 27. Mai 1832 zogen 20 000 bis 30 000 Menschen zum Hambacher Schloss bei Neustadt hinauf; so viele Menschen hatten sich in Deutschland vor 1848 noch nie versammelt. Beim Aufzug zum Schloss sangen sie politische Leider und führten „deutsche“ Fahnen, in den Farben schwarz-rot-gold mit sich. Die seit der Französischen Julirevolution von 1830 vorherrschende Stimmung war von Unruhe geprägt, die auch im Deutschen Bund zu spüren war. Immer wieder gab es kleiner Aufstände, die zum großen Teil politischer Natur waren.
Am 26. Mai 1832, dem Verfassungstag, wurde zum Konstitutionsfest auf dem Hambacher Schloss geladen. Dies wollten die Anführer der pfälzischen Oppositionsbewegung nicht unkommentiert geschehen lassen und luden ihrerseits für den 27. Mai 1832 zu einer Gegenveranstaltung am selben Ort ein. Angeführt wurde diese Bewegung von Philipp Jakob Siebenpfeiffer (Publizist) und Johann Georg August Wirth (Jurist und Schriftsteller), den Begründern des „Preß- und Vaterlandsvereins“, der das Ziel hatte, die Bevölkerung auf Zensurmaßnahmen und die Druckverbote aufmerksam zu machen. Das von Siebenpfeiffer und Wirth angestrebte Fest wurde durch die Regierung umgehend verboten, was eine Welle der Empörung in der Bevölkerung zur Folge hatte, da das Volk sein Recht auf freie Meinungsäußerung sowie auf Versammlungsfreiheit eingeschränkt sah. Im Zuge der Proteste sah sich der zuständige Regierungspräsident dazu gezwungen, das Fest doch zu genehmigen.
Am 27. Mai 1832 erfolgte der Aufstieg zum Hambacher Schloss in Form eines Festzuges. Es wurden Reden gehalten, in denen die deutschen Kleinstaaten und die Unterdrückung des deutschen Volkes durch die Fürsten angeprangert wurden. Zugleich wurden Plädoyers für die nationale Einheit Deutschlands vorgetragen. Die Festlichkeiten dauerten bis zum 30. Mai 1832 an.
Die Teilnehmer des Festes glaubten, dass allein die Verbreitung ihrer Ideen reiche, um eine Bewegung auszulösen, die vom gesamten deutschen Volk getragen wurde, mit der Folge, dass die Regierenden ihre Positionen kampflos an die Nachfolgenden übergeben. Doch die nationale Begeisterung, die während des Hambacher Festes so deutlich zum Ausdruck gekommen war, verflüchtigte sich in der Konfrontation mit den politischen Realitäten der deutschen Staatenwelt bereits nach kurzer Zeit. Der österreichische Staatskanzler Clemens Fürst von Metternich zeigte sich empört über das Hambacher Fest und schickte Truppen in die Pfalz, die dort für Ruhe und Ordnung sorgen sollten. Siebenpfeiffer wurde vor Gericht gestellt, aber zunächst freigesprochen, schließlich doch wegen Beamtenbeleidigung zu zwei Jahren Haft verurteilt, aus der er bereits im November 1833 mit Hilfe von Freunden über das Elsass in die Schweiz fliehen konnte.
Auf Grund der staatlichen Repressalien, wie z.B. die in Mainz eingerichtete Behörde zur politischen Untersuchung, konnten sich viele Demokraten und Republikaner nur noch aus dem Exil äußern, da sie in Deutschland Verfolgung und Verhaftung zu fürchten hatten. So wurde dafür gesorgt, dass zumindest oberflächlich bis 1848 Ruhe herrschte.

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