Monatsarchiv für Januar 2008

Augustus: Claudius wird Kaiser als Nachfolger von Caligula (24. Januar 41)

Donnerstag, den 24. Januar 2008

Bei Jupiter! DAS habe ich nun wirklich nicht gewollt! Ausschnitt aus der Res Gestae des AugustusNun waren all’ meine Überlegungen, all’ meine Planungen, ja das ganze Streben meiner Nachfolgepolitik doch ohne jeglichen Erfolg. Claudius. Wie kann es nur Claudius sein. Und ich liege hier in meinem feuchten Grab und kann nichts mehr dagegen tun. Caligula war schlimm genug, aber nun Claudius. Bei Jupiter, wie konnte das geschehen.
Was hatte ich nicht alles geplant und so gut durchdacht, um meine Nachfolge in meinem Sinn zu regeln. Aber alle Pläne wurden von Pluto zunichte gemacht. Zu viele derer, die ich zu meiner Nachfolge auserkoren hatte, hat mir der kalte Tod entrissen. Und nun bin ich selbst im Reich der Toten. Ach, könnte mir doch Proserpina doch dazu verhelfen, der Unterwelt zu entkommen. Nichts war es damit, selbst ein Gott zu sein. Den „vergöttlichten Augustus“ habe ich mich selbst genannt, aber wie jeder normale Sterbliche muss ich jetzt doch in der Unterwelt mein Dasein fristen. Und oben, da wird nun Claudius herrschen.
Agrippa, das war meine erste Wahl. Ja, jeder erwartete, ich würde Marcellus zum Nachfolger bestimmen und das nur, weil ich ihm meine Tochter zur Frau gegeben hatte. Nein, nein, das lag nie in meiner Absicht. Dann, als mir Agrippa mit Julia wirklich Enkel geschenkt hatte, da hatte ich endlich die Chance mein eigenes Blut in der Nachfolge zu haben. Ihre Adoption sollte alles vorbereiten. Aber auch sie wurden mir entrissen. Wer blieb da noch? Doch nur Tiberius. Adoptiert habe ich auch ihn, auch Agrippa Postumus habe ich adoptiert - als Ausweg, wenn auch Tiberius vor mir vom Tod dahingerafft werden sollte. Eigentlich wollte ich ja Germanicus als Nachfolger, aber der war noch zu jung. Wäre nicht durchsetzbar gewesen. Ohne Erfahrung, ohne die Würde eines großen Amtes. Aber ich habe vorgesorgt. Habe Tiberius gezwungen, Germanicus zu adoptieren. Sonst hätte ich ihn nie zum Nachfolger gewählt. Und später dann, ja später wäre Germanicus an seine Stelle getreten. Aber auch er starb zu früh, nur wenige Jahre nach mir. Claudius hatte ich nie als Nachfolger vorgesehen. Ich habe ihn gar ignoriert, den Bruder von Germanicus. Und nun wird er mir doch folgen. War denn alles umsonst? Alle Planung? Wie Marionetten habe ich die meinen gesteuert, damit meine Pläne sich erfüllen mögen. Ihre Verachtung habe ich dafür gespürt. Und all’ dies ist nun endgültig gescheitert. Jede Hoffnung ist zunichte gemacht.

Im Jahre 41 n.Chr. folgte Claudius dem als wahnsinnig geltenden Caligula als Kaiser des Römischen Reiches nach. Eine Büste von Kaiser ClaudiusEr war nie dazu vorgesehen gewesen. Augustus hatte ihn bei allen seinen Nachfolgeüberlegungen, wohl bewusst, ignoriert. Er hatte, wenn man den antiken Autoren die über ihn geschrieben haben, Glauben schenken möchte, an vielfältigen körperlichen Gebrechen gelitten. Vielleicht war dies ein Grund, warum ihn Augustus nicht in die Überlegungen zur Planung seiner Nachfolge eingeschlossen hatte.
Er wird von den antiken Geschichtsschreibern aber auch als bösartig, intrigant und ungepflegt beschrieben, wohingegen ihn die neuere Geschichtsschreibung als durchaus fähigen und bedachten Kaiser beschreibt. Zu seinen Verdiensten zählt, dass das Römische Reich in seiner Zeit von einer Stagnation wieder zur Expansion geführt wurde, wie dies seinen Vorgängern Tiberius und Caligula nicht gelungen war. Darüber hinaus gilt er als sehr gewissenhafter Herrscher, der sich selbst um kleine Details selbst kümmerte. Er gilt aber auch als grausam und blutrünstig. Kurz: Es gibt kein genaues Bild von ihm, zu verwirrenden sind die Widersprüche, die aus seinen unterschiedlichen Eigenschaften zu rühren scheinen. So unklar wie sein Charakter, so unklar sind auch die Umstände seines Todes. Ging man lange davon aus, dass er ermordet wurde, so erscheint es durch die neuere Forschung nun ebenso wahrscheinlich, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist.

Sarah O`Reilly, Wahrsagerin: John Hancock wird geboren (23.Januar 1737)

Mittwoch, den 23. Januar 2008

Das Schicksal dieses Jungen ist eng John Hancock verknüpft mit dem Wohlergehen unserer Heimat. Er wird in den Kolonien eine führende Rolle einnehmen und dabei für Unmut und Bewunderung zugleich sorgen. Außerdem wird er es zu großem Reichtum und Ansehen bringen. Es scheint jedoch, dass er nicht immer den einfachsten Weg nehmen wird, wodurch er immer wieder auf Schwierigkeiten stoßen wird. Auf der einen Seite sehe ich in seinem Leben viel Blut und Leid, aber auf der anderen Seite auch einen kühlen, berechnenden Kopf, der es zu großem Erfolg bringen wird.

John Hancock, der am 23. Januar 1737, in Massachusetts, einer der Dreizehn Kolonien, geboren wurde, war ein bedeutender Kaufmann und Politiker. Declaration of Independence - Amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776 Hancock trieb die Unabhängigkeitsbestrebungen der Dreizehn Kolonien voran und bekleidete von 1775 bis 1777 das Amt des Präsidenten des Kontinentalkongresses. In der Folge war John Hancock zweimal Gouverneur von Massachusetts.
In seiner Funktion als Präsident des Kontinentalkongresses ernannte er George Washington zum Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee, die Dank der Unterstützung vor allem aus Frankreich die britischen Truppen schlagen konnte und damit die Grundlage für die Unabhängigkeit der Dreizehn Kolonien vom britischen Mutterland legte.
Außerdem war John Hancock der erste Unterzeichner der in erster Linie von Thomas Jefferson verfassten amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, die am 4. Juli 1776 proklamiert wurde.

Ein anonymer Arbeiter: St. Petersburger Blutsonntag (22. Januar 1905)

Dienstag, den 22. Januar 2008

Hier wehen sie, unsere Fahnen, wir sind eine schier unüberschaubare Zahl. 150.000 sagen die einen, 200.000 die anderen. Aber wer hat uns schon gezählt. Auf die Zahl aber kommt es auch nicht an. Worauf es ankommt, ist das, wofür wir stehen. Für ein neues Russland, ein anderes Russland. Endlich, endlich ist es soweit. Schaut nur, meine Genossen, schaut zur rechten und zur linken. Von allen Seiten, aus allen Straßen und Gassen, kommen sie, schließen sich uns an. Demonstrationszug am St. Petersburger BlutsonntagSie alle haben genug davon, ausgebeutet zu werden. Tag für Tag schinden wir uns an den Maschinen, in den Kohlegruben, auf den Feldern für die Industriellen, für die Grundbesitzer. Aber wofür? Damit wir am Ende doch wieder nur einen unseligen Krieg finanzieren? Einen verlieren wir doch gerade erst. Mit Erfolgen wollten sie von unseren Problemen ablenken, mit Erfolgen gegen das kaiserliche Japan. Aber was ist geschehen? Verloren haben wir diesen Krieg und das Volk, wir einfach Arbeiter, wir darben mehr als zuvor. Aber dem muss nun ein Ende gesetzt werden. Wir verlangen nicht viel. Aber wir müssen leben können, unter menschenwürdigen Bedingungen. Wir müssen frei unsere Meinung äußern können, ohne Angst vor Verfolgung durch die staatlichen Behörden, durch die Ochrana. Das Volk muss eine Stimme bekommen. Ohne uns gäbe es keine Industrie, keine Arbeit würde getan. Kein Kapital erwirtschaftet. Er hat schon Recht, auch wenn er ein Pope ist, aber er weiß, was die Arbeiter bewegt, dieser Georgi Gapon. Den Zaren wollen wir nicht absetzen. Seht Ihr, Genossen, da vorne führen sie sogar ein Bild des Zaren mit sich. „Gebt dem Kaiser was des Kaisers“, so sagt es immer Georgi. Aber wir sagen auch: „Gebt dem Arbeiter, was dem Arbeiter“. Gleich haben wir schon das Narwa-Tor erreicht, gleich sind wir da. Aber da stehen Soldaten! Warum? Wir wollen keinen Kampf, keinen Konflikt, keinen Hader. Nur unsere Bittschrift wollen wir überreichen.
Einige Stunden später:
Was ist geschehen? So friedlich war unser Zug! Und dann das. Plötzlich… Schüsse, Schreie, Blut. Zu meiner Rechten geht mein Kollege zu Boden. Getroffen von einer Kugel. Der halbe Schädel fehlt. Auch vor mir fällt einer. Überall Panik. Schreie, Menschen rennen, sie fliehen. Warum? Warum wird auf uns geschossen? Wer gab den Soldaten den Befehl uns zu töten? Nur wenige Schritte vor mir fiel diese junge Frau zu Boden. Kurz zuvor habe ich sie noch ein Bild des Zaren Nikolaus in die Höhe recken sehen. Nun liegt das Bild am Boden, gleich neben ihr. Menschen trampeln in ihrer wilden, heillosen Flucht über ihren toten Körper. Auch das Bild liegt zertreten im Schlamm. Rot gefärbt hat sich dieser Schlamm rings um uns, der noch vor wenigen Stunden weißer Schnee war, so unschuldig. Nun zeigt er den Tod. Wieder Schüsse. Ich muss auch hier weg, muss auch fliehen. Meine Kinder, meine Frau, sie brauchen mich. Kann nicht hier bleiben. Ich darf nicht sterben. Aber wir werden nie aufgeben. Nicht, bis wir unter menschenwürdigen Bedingungen leben dürfen. Nicht bevor wir eine Stimme bekommen. Diese Bilder. Ich werde sie nie aus meinem Kopf bekommen. Der Tod so vieler unschuldiger Menschen. Ja, wir kommen wieder. Aber das nächste Mal wird es anders sein. Im Frieden scheint es nicht zu gehen. Dann muss es der Kampf sein. Kampf bis wir Gerechtigkeit erlangen – oder den Tod.

Am 22. Januar 1905 zogen ca. 140.000 Menschen (andere Quellen sprechen teils von deutlich niedrigeren, teils von deutlich höheren Zahlen) in friedlicher Absicht in Richtung des Winterpalastes in St. Petersburg, um dem russischen Zaren Nikolaus II. eine Bittschrift zu überreichen. Ihr Ziel war es, bessere Arbeitsbedingungen für die Arbeiter zu erreichen. Eine Agrarreform sollte die Landbevölkerung entlasten und die Erträge gerechter zwischen den Großgrundbesitzern und den Landarbeiten verteilen. Eine konstitutionelle Monarchie nach britischem Vorbild sollte dem Volk zu einer Stimme in der Politik verhelfen. Zur Überreichung der Bittschrift an Nikolaus kam es aber gar nicht erst. Als der Demonstrationszug das Narwa-Tor erreichte eröffneten die dort befindlichen Soldaten ohne Vorwarnung das Feuer auf die Menge. Die Opferzahlen variieren stark, von wenig mehr als 100 bis zu über 1000. Eine abschließende Klärung ist wohl nicht mehr möglich. In der Folge des Petersburger Blutsonntags kam es zu Ausschreitungen und quasi-revolutionären Zuständen. Auch außenpolitisch stand Russland unter Druck. Der Krieg gegen Japan, der eigentlich begonnen worden war, weil man sich von schnellen Erfolgen eine Ablenkung von den Problemen im Inneren des russischen Zarenreiches erhoffte, wurde zum Desaster. Mit dem Oktobermanifest, in dem ein Zweikammernparlament eingeführt wurde, die Duma, und in dem sich weitere Zugeständnisse hinsichtlich der Forderungen der Aufständischen fanden, verschaffte sich die Monarchie eine Ruhepause. Die Bestimmungen des Oktobermanifestes blieben aber im Alltag ohne Folgen. Der Zar herrschte weiterhin nahezu unangefochten. Zar Nikolaus II
Ein Jahr nach dem Petersburger Blutsonntag, 1906, stellte sich sogar noch heraus, dass der Anführer der Demonstranten, der orthodoxe Priester Georgi Gapon, in Wirklichkeit ein Agent Provocateur des russischen Geheimdienstes, der Ochrana war. Also ein Staatsdiener, dessen Aufgabe es war, Handlungen zu provozieren, die in Unruhen und Ausschreitungen mündeten und dadurch wiederum der Ochrana Argumente zur Stärkung ihrer Position brachten. Er wurde am 11. April 1906 ermordet. Der Auftrag dazu kam von der sozialistisch-revolutionären Partei, die in ihm einen Verräter an der sozialistischen Revolutionsidee sah. Als ein Treppenwitz der Geschichte erscheint, dass sich später auch der, von der sozialistisch-revolutionären Partei mit der Planung des Mordes betraute, Jewno Asef, sogar einer der Gründer der Partei, seinerseits als Agent Provocateur entpuppte.

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